Kreis Kleve Stefan Rouenhoff will eine neue CDU-Politik

Kreis Kleve · Der 37-jährige CDU-Bundestagskandidat fährt derzeit häufig zwischen seinem Arbeitsort Brüssel und dem Kreis Kleve hin und her. Erst zwei Monate vor der Wahl wird er freigestellt. CDU-Sommertour führt ihn in viele Kommunen.

 Stefan Rouenhoff (37)

Stefan Rouenhoff (37)

Foto: Stade Klaus-Dieter

Noch kann er durch die Straßen des Kreises Kleve laufen, ohne angesprochen zu werden. Sein Mietwagen der Mini-Klasse mit dem belgischen Kennzeichen fällt auf dem Marktplatz nicht auf. Seit er als Schüler mit seinen Kumpels zum Eisessen ins Café Italia ging, sind eine Reihe von Jahren vergangen, so dass nichts dagegen sprach, sich dort zu einem ungestörten Gespräch mit der Rheinischen Post zu treffen. Stefan Rouenhoff ist zwar Gocher, lebt aber, bedingt durch Studium und Beruf, längst anderswo. Seine Bekanntheit dürfte in den kommenden Monaten erheblich steigen, ganz besonders dann, wenn es ihm gelingen sollte, CDU-Bundestagsabgeordneter des Kreises Kleve zu werden.

Dass er dies möchte, ist seit dem Frühjahr bekannt, gewählt wurde er von einem Großteil der CDU-Mitglieder am 29. Juni. Bei der Aufstellungsversammlung im Kalkarer Messezentrum setzte sich Rouenhoff knapp gegen den Emmericher Matthias Reintjes und deutlich gegen den Reeser Christoph Gerwers durch. Seitdem besucht der 37-jährige Gocher so oft wie möglich die Heimat und macht sich mit Multiplikatoren bekannt. Das wird sich noch deutlich ausweiten müssen, denn spätestens im September 2017 - dann ist Bundestagswahl - sollen ihn möglichst viele Bürger so gut kennen, dass sie ihm ihre Stimme geben möchten, hofft Rouenhoff.

Als neuer Stadtverbandsvorsitzender der Gocher CDU will das frühere Ratsmitglied, das heute für die Ständige Vertretung der Bundesregierung in Brüssel arbeitet, sich erst einmal den Parteifreunden in Erinnerung bringen, dann jedoch ganz schnell mit den Bürgern ins Gespräch kommen. Vom 20. bis zum 30. August findet die "Sommer-Tour" der CDU statt, die den Kandidaten mit Gefolge in viele Kommunen des Kreises führen wird. Rouenhoff muss dafür Urlaub nehmen, wie überhaupt alle anstehenden politischen Termine Auszeiten vom Arbeitsort Brüssel bedingen. "Erst in den letzten zwei Monaten vor der Wahl kann ich unbezahlten Urlaub nehmen", erzählt er.

Die CDU in Goch hat ihr Führungspersonal bekanntlich neu aufgestellt, der 37-jährige neue Chef betont, auf Vielfalt und Meinungsfreude großen Wert zu legen. Um wieder eine echte Volkspartei zu werden, müsse man verschiedenste Leute "mitnehmen". Er sei überrascht darüber, wie viele junge CDU-Mitglieder sich gerne für Arbeitsgruppen einspannen ließen. Ob einer schon 20 Jahre dabei sei oder erst kürzlich die Kommunalpolitik für sich entdeckt hätte - egal.

Mit den Menschen reden kann der junge Gocher, der schon als Pressesprecher im Wirtschaftsministerium arbeitete, bevor er als Fachmann für Außenwirtschaftspolitik und Handel zur Europäischen Union wechselte, gut. Häufig spricht er mit Mittelständlern über deren Themen wie Fachkräfte-mangel, Unternehmensnachfolge, Bürokratie oder Risikokapital. Auch das schnelle Internet oder der Umstieg auf erneuerbare Energien sind Bereiche, die Unternehmer ebenso wie viele andere Bürger interessieren. Als junger Demokrat möchte er den Menschen am Niederrhein nicht zuletzt "Europa erklären". Nur im europäischen Miteinander seien rechtspopulistische Tendenzen abzuwehren und die Flüchtlingsproblematik zu bewältigen.

Stefan Rouenhoff, bislang ohne eigene Familie (wünscht sich aber Kinder, wie er betont), ist mit zwei Brüdern auf dem kleinen Hof der Eltern aufgewachsen. Er besuchte das städtische Gymnasium, sonntags nach der Kirche war es zuhause üblich, den Internationalen Frühschoppen zu gucken. "Ich habe mich viel über die politischen Themen der Zeit mit meinem Vater unterhalten, so kam ich irgendwann zur Jungen Union, in deren Vorstand ich bis zur Landesebene mitarbeitete", erinnert er sich.

Dass er zuhause nicht allzu sehr verwöhnt werden konnte, habe seinen "Ehrgeiz unglaublich angetrieben", stellt Rouenhoff fest. Ein großes Vorbild bei den Christdemokraten habe er nicht gehabt, außer vielleicht Konrad Adenauer, der schließlich die Aussöhnung mit Frankreich erreichte und die Grundlagen eines vereinten Europas schuf. Die Konrad-Adenauer-Stiftung unterstützte im übrigen auch Rouenhoffs Studium der Politik und Volkswirtschaftslehre. Eine begonnene Promotion mit Forschungsaufenthalt in Genf führte er übrigens nicht zu Ende. "Ich bekam die Möglichkeit, fürs Bundeswirtschaftsministerium zu arbeiten. Und von da an war mir klar, dass mich praktische Politik doch noch mehr begeistert als die Wissenschaft."

Weil ja der Wahlkampf noch nicht eröffnet ist, hält sich der Gocher mit Kampfansagen gegenüber den politischen Gegnern noch zurück. Aber eines betont er schon jetzt: Die Umweltpolitik will er nicht den Grünen überlassen. "Da können wir als CDU einen größeren Beitrag leisten." Dass etwa ein Erlass der rot-grünen Landesregierung Windkraftanlagen sogar mitten im Wald ermögliche, gebe ihm zu denken. Schließlich sei doch bekannt, dass der Wald ganz erheblich zum Klimaschutz beitrage?

(RP)
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