St.-Clemens-Hospital in Geldern Eine Geburt unter Corona-Bedingungen

Geldern · Die Geburt eines Kindes lässt sich auch wegen des Coronavirus nicht verschieben. Im St.-Clemens-Hospital in Geldern erblicken Babys derzeit unter besonderen Bedingungen das Licht der Welt — und die Väter dürfen dabei sein.

 Nele und Martin Nieskens freuen sich über die Geburt ihrer Tochter Ilvy. Ihr werden sie demnächst einiges über ihre Geburt erzählen können, denn damals machte das Coronavirus ganz besondere Schutzvorkehrungen nötig.

Nele und Martin Nieskens freuen sich über die Geburt ihrer Tochter Ilvy. Ihr werden sie demnächst einiges über ihre Geburt erzählen können, denn damals machte das Coronavirus ganz besondere Schutzvorkehrungen nötig.

Foto: Nieskens

Die kleine Ilvy ist am Sonntag zur Welt gekommen, 56 Zentimeter groß, knapp 4000 Gramm schwer, gesund und munter. Ihre Eltern, Nele und Martin Nieskens, werden ihrer Tochter aber wohl noch lange von den besonderen Umständen ihrer Geburt erzählen. Denn als Ilvy das Licht der Welt erblickte, war die wegen der Corona-Pandemie erstarrt.

Die Menschen sind in Isolation, Termine wurden abgesagt oder verschoben. Doch eine Geburt lässt sich nunmal nicht verschieben. Babys kommen zur Welt, wann sie wollen – in Ilvys Fall war das zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. „Eigentlich war sie für Mitte April ausgezählt“, sagt Vater Martin Nieskens. „Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass die Geburt unter erschwerten Bedingungen ablaufen könnte.“ Denn einige Kliniken in Deutschland haben entschieden, im Kreißsaal keine Väter oder andere Begleitpersonen mehr zuzulassen.

Im St.-Clemens-Hospital in Geldern, wo Ilvy am Sonntag zur Welt kam, ist das nicht der Fall. Hier sind Partner oder Partnerin im Kreißsaal erlaubt. „Die Begleitperson hat als Unterstützung für die werdende Mutter eine wichtige Funktion während der Geburt. Diese Hilfe und das gemeinsame Erleben wollen wir Paaren nicht nehmen“, sagt Krankenhaussprecherin Stefanie Hamm.

Die Ausnahme: Wenn die Begleitperson positiv auf das Coronavirus getestet ist, darf sie zum Schutz der Patienten und des Klinikpersonals nicht bei der Geburt dabei sein. „Die Mutter darf aber gerne eine andere Begleitung zur Geburt mitbringen, zum Beispiel die Mutter oder eine Freundin, sofern kein Infektionsrisiko vorliegt“, heißt es. Diese Begleitperson dürfe während der gesamten Geburt anwesend sein, mehrere Begleitpersonen, die sich abwechseln, seien aber nicht möglich.

Sollte die Mutter selbst an Corona erkrankt sein, werde die Geburt in einen abseitigen Kreißsaal verlegt, der räumlich von der geburtshilflichen Abteilung getrennt liegt. „Das schützt andere junge Familien vor einer Übertragung des Virus“, so Stefanie Hamm. Infizierte Mütter und ihre Babys würden nach der Geburt in einem Isolierzimmer stationär betreut. Hier können alle Untersuchungen vorgenommen werden, zum Beispiel die U2 des Neugeborenen.

Wenn eine werdende Mutter zur Geburt ins Krankenhaus kommt, kann es derzeit etwas länger dauern. Denn jeder, der das St.-Clemens-Hospital betreten möchte, muss einen Fragebogen ausfüllen, um das Infektionsrisiko einzuschätzen. Das gilt für Patienten und Dienstleister, aber eben auch für werdende Eltern. „In der Regel geht das aber schnell“, sagt Stefanie Hamm. Im Zweifelsfall müsse für die Begleitperson kurz das Einverständnis der Geburtshelfer eingeholt werden. Die Geburt selbst, sagt Martin Nieskens, sei unter normalen Bedingungen abgelaufen. „Allerdings muss das Personal dauerhaft Mundschutz tragen, das ist natürlich eine Belastung.“

Nach wie vor gilt in dem Gelderner Krankenhaus: Wenn die Belegung es zulässt, haben frischgebackene Eltern die Möglichkeit auf gemeinsame Unterbringung in einem Familienzimmer. Allerdings sollten die Väter während des Aufenthalts das Haus nicht verlassen und im Familienzimmer bleiben. Die Mütter hingegen haben Zutritt zum Neugeborenenzimmer, zum Beispiel um sich dort Tipps für die Pflege ihres Babys geben zu lassen.

Auch Nele und Martin Nieskens hatten die Möglichkeit, ein Familienzimmer zu beziehen. „Wir sind sehr dankbar, dass das geklappt hat“, sagt der Vater. Bis die junge Familie aber zu dritt das Krankenhaus verlassen kann, dürfen sie noch keinen Besuch empfangen. Der Besucherstopp im St.-Clemens-Hospital gilt auch für die jungen Eltern und ihre Neugeborenen. Auch Geschwisterkinder und Großeltern müssen so vielleicht ein paar Tage auf den Zuwachs warten. Das Besuchsverbot betrifft übrigens auch die Begleitung zu Untersuchungen während der Schwangerschaft, die sind derzeit nicht zugelassen. „Wir halten uns da mit Skype und Whatsapp über Wasser“, sagt Martin Nieskens, der die Dreisamkeit auch genießt. „Es ist eigentlich ganz angenehm, dass wir für uns sein können und uns in Ruhe kennenlernen können.“

(veke)
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