Geldern Sprung aus 6000 Metern für Rekord

Geldern · Norbert Schreurs nimmt am nationalen Rekordversuch im Formations-Fallschirmspringen teil. Die Bestmarke der Russen von 201 Mann gilt es zu schlagen. Gesprungen wird in wenigen Wochen in der Wüste Arizonas.

224 Fallschirmspringer wollen die Rekordmarke knacken. Einer von ihnen ist Norbert Schreurs, Gastronom vom Landgasthaus "Zum Paradies" in Auwel-Holt. Eine Woche lang, vom 17. bis 24. Oktober, haben die deutschen Teilnehmer Zeit, den nationalen Weltrekordversuch der Russen im Formations-Fallschirmspringen zu schlagen. "Die haben uns den Rekord ein halbes Jahr vor unserem Versuch weggeschnappt", sagt Schreurs. Das war vor zwei Jahren. Die Russen schafften den Formationssprung mit 201 Mann, die Deutschen legten mit 231 nach. "Das ist die deutsche Bestmarke, aber nicht der Rekord", erklärt der Auwel-Holter. Weil weniger in der Formation waren, als vorher angemeldet, galt der Rekordversuch nicht offiziell. In diesem Jahr wollen die Springer aus ganz Deutschland einen zweiten Versuch starten. Diesmal mit 224 gemeldeten Springern. Weil so ein Sprung Platz braucht, findet er in der Wüste Arizonas statt.

So richtig trainieren lässt sich das vorher nicht. "Grefrath ist mein Heimplatz", sagt Schreurs. Dort fährt er Samstag morgens schon einmal für ein, zwei Sprünge hin. Großformationen werden regelmäßig im thüringischen Eisenach geübt. Dabei haben die Formationen eine Größe von 24 bis 100 Springern, also längst noch nicht Rekordniveau. Über der Wüste Arizonas werden die 224 Springer in 6000 Meter Höhe erstmals zusammen den Formationssprung wagen. Körperliche Fitness ist da Voraussetzung. "Wir machen vier bis fünf Sprünge pro Tag. Das ist schon anstrengend", sagt Schreurs. Neben dem Höhenunterschied, den der Körper immer auszuhalten hat, kommen die extremen Temperaturschwankungen. "Morgens ist es bitter kalt, mittags brüllend warm", beschreibt es der Auwel-Holter. Auch der Weg in den Himmel ist alles andere als gemütlich. In den elf Flugzeugen, die die Springer über die 6000 Höhenmetermarke bringen, sitzen die Männer und Frauen dicht gedrängt. Im Flugzeug gibt es eine fest installierte Leitung mit Sauerstoff. "Sauerstoff ist nicht zu unterschätzen", sagt Schreurs. Denn bei einem Sprung von 224 Leuten gleichzeitig, heißt es einen klaren Kopf zu bewahren. Nur 60 Sekunden bleibt den Springern, die Formation in der Luft zu bilden.

Angst habe er nicht vor der Aufgabe, aber Respekt, sagt der Auwel-Holter. "Je mehr Menschen in der Luft sind, desto risikoreicher ist es." Das Risiko sei aber nicht der freie Fall, sondern die Schirmfahrt und die Landung. Die Schirmfahrt oben im Luftraum vergleicht er mit dem Straßenverkehr. "Wenn jeder kreuz und quer fliegt, kracht es." Deswegen wird nicht nur die Formation genaustens geplant, sondern auch, wann sich wer separiert, also die Formation wieder verlässt, um in genügend Abstand zu den anderen mit dem Fallschirm zu Boden zu gleiten. "Der Fallschirmsport ist nicht mehr ein Risikosport", betont der Auwel-Holter. Dank moderner Technik sei es längst eine normale Sportart. Der Rekordversuch verlange allerdings noch ein bisschen mehr Konzentration und Aufmerksamkeit als ein "einfacher Sprung." "Das ist halt eine Wettkampfgeschichte. Da geht es um etwas", sagt Schreurs ganz ruhig. Der Zeit in Eloy sieht er freudig entgegen.

Seinen persönlichen Traum - einen Sprung über Dubai - hat sich der Fallschirmspringer aus Auwel-Holt leider noch nicht erfüllen können. "Wenn der ganze Jahresurlaub für eine solche Geschichte wie den Rekordversuch in Arizona draufgeht, kann man keine großen Sprünge mehr machen", sagt er doppeldeutig. Auf der Internetseite www.eloy2014. werden übrigens alle Springer vorgestellt und die neuesten Informationen veröffentlicht.

(bimo)
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