Lokalsport Zwischen Handball und Familie

Lokalsport · "Didi" Grotelaers hat beim SV Straelen mit dem Handballspielen begonnen. Auch wenn er zwischendurch bei anderen Klubs sein Können eingebracht hat, zog es ihn am Ende doch immer wieder zum SVS zurück.

 Alles dreht sich um "Didi" Grotelaers: Der Straelener im Kreise seiner vier Kinder Marie, Rieke, Gesa und Jens. Seine Ehefrau befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme im Urlaub.

Alles dreht sich um "Didi" Grotelaers: Der Straelener im Kreise seiner vier Kinder Marie, Rieke, Gesa und Jens. Seine Ehefrau befand sich zum Zeitpunkt der Aufnahme im Urlaub.

Foto: Gerhard Seybert

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Runde Geburtstage wecken gemischte Gefühle. Sagen wir: etwa ab dem 30. Lebensjahr. "Didi" Grotelaers ist nun 50 geworden. Sollte er beabsichtigt haben, die Tatsache seines runden Geburtstages kleinzuspielen, so ist das hiermit gründlich misslungen. Dass nun ausgerechnet an seinem 50. Geburtstag der Wechsel nach Dülken bekannt wurde, könnte man als seine überbordende Leidenschaft zum Handballsport werten.

Andererseits: Wann bekommt man als alter Tormann schon die Chance, nochmal woanders zu spielen, wenn die Fahrten zum Training nicht stressen? Dem Straelener, der ein ziemlich junges Gesicht für einen Mann von 50 Jahren hat, traut man beim benachbarten Oberligisten jedenfalls noch viel zu.

Es könnte gut gehen, wegen Grotelaers. Er ist groß geworden beim SV Straelen, stand schon mit 16 Jahren im Tor des SVS und träumte von einer großen Karriere. Als er älter wurde, erhielt er dort auch jene Aufmerksamkeit, die sich jeder Sportler wünscht. Am liebsten hätte er damals wohl das Glück der Gegenwart festgehalten – aber er genoss es auch, dass er mit familiärer Unterstützung von der Tribüne seinen Job in der Stadthalle verrichten konnte.

Straelen stand schließlich für einen ordentlichen Handball, allerdings auch für ein Scheitern kurz vor einem Aufstieg. Die Fans bewunderten damals den jungen Torhüter, der niemals angestrengt wirkte. Sie bekamen auch die Reaktionsfähigkeit mit, die seine eigentliche Stärke war. "Ich bin durch den Handball mit dem Nachwuchs jung geblieben", sagt er rückblickend.

Es gab allerdings auch etwas, was ihn von den Spielern trennte: "Früher hat man sich mehr angestrengt, wenn man Stammspieler werden wollte. Heute wollen die Jungen alles viel zu schnell", glaubt er. Der unverklärte Blick auf die Vergangenheit hat ihn zu diesem strengen Arbeitsethos destilliert.

Er selbst hatte keine Geduld, wechselte nach Aldekerk, wo er stolz Trophäen hochgehalten hat, aber keine Wurzeln schlug. Jetzt sah man aber bundesweit, wie gut "Didi" Grotelaers wirklich war. Fünf Jahre stand er im Tor des ATV, der damals auch in der zweiten Liga spielte. "Als von dort ein Anruf kam, ist mir das Herz in die Hose gerutscht", verrät er. Aber dann war er auf einmal weg. Diesmal kam ein Notruf aus Wuppertal. Dort war er zwei Meisterschaftsrunden lang ein unersetzlicher Torhüter. Nach seinen Engagements in Aldekerk und Wuppertal ist "Didi" Grotelaers dann zum SV Straelen zurück gekehrt, mit dem er zwei Jahre lang in der Oberliga spielte.

Da hatte sich Kreis allerdings noch nicht geschlossen, denn anschließend verbrachte er vier Jahre beim Verbandsligisten Kaldenkirchen. Zuletzt genoss er es sehr, dass auf den Rängen der Straelener Stadthalle Anhänger saßen, die den Wiederkommer immer noch schätzten. Er war in der jungen Mannschaft jetzt ein altes, aber edles Einzelstück. Und er strahlt, spielend und sprechend, immer noch etwas Beruhigendes aus. "Didi" Grotelaers, der in den Hallen niemals lächelte, lacht bei dem Gedanken. Beim SVS muss keine Besorgnis aufkommen. Grotelaers bleibt weiter Torwart-Trainer.

Dass ihn der letzte sportliche Weg nach Dülken führt, wo alles ganz anders ist, überrascht trotzdem. Aber warum soll es "Didi" Grotelaers mit 50 Jahren keinen Spaß mehr machen, weiter Handball zu spielen. Dem neben Georg Welzel talentiertesten Handballtorwart seiner Generation am Niederrhein und Vater von vier Kindern umrahmt eine Biographie mit sehr viel Licht. Und das ist mehr, als man über die meisten Handballer sagen kann.

(hem)
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