Fußball Wachtendonk ist trotz mehr Qualität zu unbeständig

Wachtendonk · Während in der Hinrunde viel Pech Grund für die magere Punkteausbeute ist, sorgen personelle Querelen in Runde zwei für den Rest.

 Zu wenig Jubel, dafür aber zu viele Schuldzuweisungen schwächten die Wachtendonker. Letztlich konnte die vorhandene Leistung und Stärke nicht konstant genug abgerufen werden.

Zu wenig Jubel, dafür aber zu viele Schuldzuweisungen schwächten die Wachtendonker. Letztlich konnte die vorhandene Leistung und Stärke nicht konstant genug abgerufen werden.

Foto: verheyen

Qualitativ gut verstärkt hatten sich die Wachtendonker vor der Fußball-Landesligasaison 2013/14. Mit dem Kader war der Klassenverbleib durchaus gut möglich. Lars Bergner etwa machte im Tor eine richtig gute Figur. Auch Mittelfeldstratege Tim Harmes entwickelte schnell sein Potenzial und übernahm nach und nach auch eine Chefrolle auf dem Platz. Michael Funken hingegen war eher der Pechvogel der Saison. Der aus der Kreisliga A kommende Stürmer musste sich erst einmal an die Landesligaluft gewöhnen. Dennoch ackerte er sehr viel auf dem Feld, nutzte die erarbeiteten Chancen aber zu wenig. "Es fehlte ihm der Partner, der mit ihm vorne agierte. Mit Kai Rietz harmonierte es nicht und nach dessen Weggang musste Michael Funken das sowieso vorne alleine regeln", sagt TSV-Trainer Frank Goldau, der nun seinen Abschied bei den Roten gab. Auf ihn folgt sein Vorgänger Wilfried Steeger, der nach fünf Jahren zum TSV zurückgekehrt ist.

Die schlechte Saison und der Abstieg sind aber nicht an einzelnen Personen auszumachen. Vielmehr stimmte es insgesamt nicht. "In der Mannschaft ist der Konkurrenzgedanke nicht angenommen worden. Stattdessen haben viele einfach die Flucht nach vorne angetreten", sagt Goldau. "Zudem haben ein paar Spieler ihre Leistung nicht erreicht, zeigten sich nicht teamfähig und waren disziplinlos. Es war kein eingeschworenes Team mehr." Als Beispiel fügt er an: "Wenn einer aus der Bahn geworfen war, haben ihn die anderen nicht aufgefangen. Stattdessen wurde er angezählt." Dennoch nimmt sich der Trainer auch selbst in die Verantwortung: "Es wäre besser gewesen, wenn man die Wellen früher erkannt und sie schneller unterbunden hätte. Auch ich habe sicherlich nicht alles richtig gemacht." Damit gemeint sind die personellen Querelen, die mit dem Hinwerfen von Kai Rietz kurz nach der Winterpause begannen. Fehlende Fitness und Spritzigkeit ließen ihn gerade einmal fünf Tore erzielen. Das merkte Rietz auch selbst und wurde sauer. Als das Trainergespann ihn wegen fehlender Leistung nicht mehr in die Startelf stellte, verließ Rietz den Verein zu Beginn der Rückrunde.

Was folgte, waren viele kleine personelle Baustellen innerhalb des Teams, die letztlich die nötige Kraft kosteten. Auf dem Platz gaben sich die Spieler immer häufiger gegenseitig die Schuld, das Ganze kochte hoch bis zur Partie gegen Nettetal, nach der der dicke Knall folgte.

Allerdings sieht Goldau den Knackpunkt der Saison weniger in den Querelen während der Rückrunde, als vielmehr in der Hinserie. "Dort haben wir einige Spiele wirklich knapp verloren, hatten einfach Pech", sagt der Wachtendonker Coach. "Da wären mehr Punkte dringewesen. Zumal man in einigen Spielen gesehen hat, dass wir gut mithalten konnten, wenn wir unsere Leistung abgerufen haben - auch gegen Meister Fischeln (2:3/2:2)." Co-Trainer Uli Büssers ergänzt: "Man darf auch nicht vergessen, dass man als Fünftletzter normalerweise nicht absteigt."

Generell seien aber hinten genauso viele Fehler gemacht worden, wie vorne. "Obwohl die Qualität da war, ist Torwart Lars Bergner der einzige, der über die gesamte Saison hinweg eine konstante Leistung gebracht hat." Positiv entwickelt habe sich zudem Robin Baumgart, der aus der A-Jugend zum Landesligateam stieß. "Er hat sich sehr reingehangen und zum Ende hin eine richtig gute Leistung abgeliefert", lobt Goldau.

Dennoch konnte auch das den Wachtendonkern nicht mehr helfen. Zu oft fehlten wichtige Stammspieler wie etwa Benjamin Goldau und Florian Köhnen. Auch das Torverhältnis sprach für sich: 61 Gegentreffer kassierten die Roten in der abgelaufenen Saison. Das waren zwar weniger als noch in der Vorsaison, "dennoch noch eindeutig zu viele", sagt Goldau. Bei nur 37 erzielten Treffern hingegen war es zudem auch schwer, sich in der Landesliga zu halten.

Während in der Spielzeit 2012/13 die Wachtendonker ihre Defensivschwäche mit zahlreichen geschossenen Toren wettgemacht hatten, war es diesmal teils umgekehrt. Hinten standen die Roten wesentlich besser als eine Saison zuvor, doch durch die Unmengen von vergebenen Chancen fiel der TSV schnell auf einen Abstiegsplatz und konnte sich bis zum Saisonende auch nicht retten. "Wir haben oftmals zu wenig Fußballerisches gezeigt, sondern sind vor allem über den Kampf gekommen." Ein Spiel was zudem alle möglichst schnell aus ihren Köpfen streichen wollen, ist das Derby-Rückspiel gegen Straelen. Dort standen die Roten nahezu wie unnütze Pappfiguren auf dem Feld und kassierten innerhalb von nur einer halben Stunde fünf Tore.

Sicherlich geschadet hat auch die frühzeitige Bekanntgabe, dass sich Goldau und der TSV nach der Saison trennen werden. "In einer Negativphase wie sie im Winter herrschte, schwächt so etwas den Trainer, da Teile des Teams anfangen, den Coach zu hinterfragen", sagt Goldau. Büssers wirft ein: "Dabei war es Frank Goldau, der sie überhaupt erst in die Landesliga geführt hat. Das sollte man nicht vergessen." Goldau lacht und sagt: "Ich hoffe, dass wenn ich in sieben bis zehn Jahren hier am Stankett stehe, sich die Zuschauer an die Zeit erinnern, in dem der TSV sein 100-jähriges Bestehen gefeiert hat und zwei Jahre später den erstmaligen Aufstieg in die Landesliga. Vielleicht werden sie sich dann fragen: ,Wer waren denn damals noch mal die Trainer? Goldau und Büssers?' Und dann werde ich nur in mich hineinschmunzeln."

In der kommenden Saison will der TSV laut Büssers "eine gute Rolle im oberen Drittel spielen". Dazu sollen die Zugänge schnell integriert werden und wieder ein Team geformt werden. Verstärken wird den TSV in der kommenden Saison Torhüter Joshua Claringbold (SV Sevelen), Pascal Bially (SV Herongen), Max Brusius (SV Straelen A-Jugend), Felix Brusius (kehrt vom TSV Nieukerk zurück) sowie Philipp Krauß (eigene Jugend) und Chris Horstmann (eigene Jugend/Ausland).

(RP)
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