Tischtennis Trainieren wie die Profis

Bis zu fünfmal in der Woche stehen die Tischtennis-Mädchen des SV Walbeck an der Platte, um ihr Können zu verbessern. Dieser Aufwand und die dazu erforderliche Einstellung sind für die 12- bis 15-Jährigen ganz normal.

Der Duden definiert einen „Profi“ als eine Person, die „Berufssportler“ ist oder „etwas fachmännisch betreibt“. Somit stellt sich die Frage: Ist jemand, der bis zu fünfmal in der Woche für seinen Sport trainiert und am Wochenende dazu Punktspiele bestreitet, bereits ein Profi? „Irgendwie schon“, meint Verena Horsten.

Die 15-Jährige weiß, wovon sie spricht. Zusammen mit ihren beiden Cousinen Marina (15) und Franziska Holla (12) sowie Fabienne Vogel (13) spielt sie Tischtennis in der ersten Mädchen-Mannschaft des SV Walbeck – so verbringen sie mit Training und Spielen fast jeden Tag mehrere Stunden an der Platte.

Eine Woche Japan

Für die vier Mädchen, die sich privat bestens verstehen, ist diese intensive Trainingsarbeit mit Konditions- und Krafteinheiten ganz normal. So lernte Franziska auf ihrer einwöchigen Japan-Reise Ende November, bei der sie an einem großen Tischtennis-Turnier teilnahm und „viele coole Erfahrungen“ machte, dass in Japan der Tischtennis-Sport mit einer anderen Einstellung betrieben wird: „Das wird noch professioneller gesehen.“ Doch auch zu Hause gilt: „Wenn man etwas erreichen will, muss man dafür trainieren“, weiß Marina, „man braucht Geduld.“

Die stößt im Freundeskreis auch mal an ihre Grenzen. „Manche können nicht verstehen, „wieso wir soviel Zeit ins Tischtennis investieren“, erzählt Verena. Für Fabienne ist klar: „Die wissen nicht, was Tischtennis bedeutet.“ So muss sich Franziska Sticheleien anhören. „Es gibt Jungs, die fragen, wofür wir überhaupt Kondition brauchen“, sagt die 12-Jährige. „Wir würden doch nur an der Platte stehen.“ Oft seien das Fußballer – nun ja…

Doch selbst das beste Training verhindert nicht den ein oder anderen Misserfolg. „Die gehören dazu“, meint Hannah Diesener. Die 15-Jährige spielt in der zweiten Mädchen-Mannschaft des SV Walbeck und sprang bei der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft für die verletzte Jana Allofs ein. „Ein echtes Erlebnis, in einer so großen Halle zu spielen“, sagt Hannah, die – obwohl auch sie mit ihren Teamkameradinnen befreundet ist – sehr nervös war. „Ich war ja zum ersten Mal dabei. Aber es war toll.“

Die anderen vier Mädchen hatten im vergangenen Jahr überraschend den Titel geholt. Doch auch bei ihnen hinterließ das Event in diesem Jahr wieder einen bleibenden Eindruck. „Man lernt immer neue Leute kennen“, sagt Franziska. „Es waren auch sehr viele Zuschauer da“, erzählt Marina, und Fabienne fügt hinzu: „Manche Vereine haben mit Trommeln und Rasseln richtig Krach gemacht.“ Am Ende erreichten die Walbeckerinnen Platz fünf. „Sportlich gesehen war‘s kein gutes Wochenende“, meint Verena.

Spitze in der Liga

Man merkt: Die Ansprüche sind gestiegen – bedingt durch den Erfolg. So stehen Marina, Verena, Fabienne und Franziska, die als Mädchen in der Damen-Verbandsliga spielen, dort auf Rang eins. „Die Saison verläuft anders als gedacht“, erzählt Verena. „Eigentlich sollte die Erste Damen um den Aufstieg spielen, jetzt stehen wir ganz oben.“

Die SVW-Mädchen erklären sich dies auch mit „mehr Ehrgeiz“, den sie in der Damen-Liga zeigen. „Man merkt, dass manche Gegner denken: Die sind doch viel zu klein“, sagt Fabienne – und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Denn diese Meinung hält nur bis zum Ende der Begegnung, dann gibt‘s meist Gratulationen zum Sieg.

Und wohin soll es im neuen Jahr gehen? „Aufstieg in die Oberliga“, rutscht es Verena heraus. Lachend fügt sie hinzu: „Aber es ist eigentlich noch zu früh, darüber zu sprechen.“ Ganz falsch liegt sie aber damit nicht; so gibt Hannah die Ratschläge ihrer Trainer wieder: „Man muss wissen, wofür man sich all die Mühe macht… und sich Ziele setzen.“ Eben wie ein Profi.

(RP)
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