Sportschießen SSG Kevelaer: Steiniger Weg zum Vierfach-Triumph

Kevelaer · In den vergangenen Jahren war die Mannschaft in der Luftgewehr-Bundesliga das Maß aller Dinge. Doch in der laufenden Saison läuft es noch nicht rund. Von fünf Wettkämpfen hat der Seriensieger bereits zwei verloren.

Die Luftgewehr-Mannschaft der SSG Kevelaer hat Maßstäbe gesetzt: Im Februar feierten Sergey Richter und Trainer Simon Janssen (oben v.l.) und Jana Erstfeld, Franziska Driessen, Franka Janssen, Anna Janssen und Alexander Thomas (unten v.l.) den dritten Titelgewinn in Serie.

Die Luftgewehr-Mannschaft der SSG Kevelaer hat Maßstäbe gesetzt: Im Februar feierten Sergey Richter und Trainer Simon Janssen (oben v.l.) und Jana Erstfeld, Franziska Driessen, Franka Janssen, Anna Janssen und Alexander Thomas (unten v.l.) den dritten Titelgewinn in Serie.

Foto: SSG Kevelaer

Der Serienmeister gerät ins Wanken. In der jüngeren Vergangenheit führte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft in der Luftgewehr-Bundesliga kein Weg an der Schieß-Sport-Gemeinschaft (SSG) Kevelaer vorbei. Im Februar durfte die Mannschaft das Triple feiern. Doch nach drei Titeln in Folge ist äußerst fraglich, ob sich das Team um die Weltklasse-Schützin Anna Janssen diesmal überhaupt für das Finalturnier der besten acht Mannschaften aus ganz Deutschland qualifizieren kann.

Denn in den ersten fünf Wettkämpfen hat der Titelverteidiger bereits zwei Niederlagen einstecken müssen. Ende Oktober erlebte die SSG Kevelaer in der Lüneburger Heide ein Wochenende zum Vergessen. Anna Janssen war rechtzeitig als Kleinkaliber-Mannschaftsweltmeisterin aus Kairo zurückgekehrt, um ihrer Mannschaft helfen zu können. Doch im niedersächsischen Wietze musste sie sich in den Duellen mit der SB Freiheit Osterode und dem SV Petersberg jeweils im Stechen geschlagen geben. Auch die prominente Neuverpflichtung hatte zweimal das Nachsehen. Die polnische Spitzensportlerin Aneta Stankiewicz, die vor zwei Jahren bei den Olympischen Spielen in Tokio im Luftgewehr-Wettbewerb Platz sechs belegt hatte, steht seit Saisonbeginn für die SSG Kevelaer an der Schießlinie. „An diesem Wochenende kam wirklich alles zusammen. Anna musste mit einem Ersatzgewehr schießen, weil sich ihr eigenes noch in Ägypten befand“, sagt SSG-Trainer Simon Janssen. Die Folge: Die Meisterschützen aus der Marienstadt verloren 0:5 gegen Osterode und 2:3 gegen Petersberg. Damit droht dem Titelverteidiger beim Finalturnier, das Anfang nächsten Jahres ausgetragen wird, die Zuschauerrolle.

Die SSG Kevelaer präsentierte sich zwar am vergangenen Samstag beim Team Wetterau im hessischen Butzbach schon wieder gut erholt. Anna Janssen, Aneta Stankiewicz, Alexander Thomas, Franka Janssen und Hannah Wehren stellten mit 1988 Ringen den Mannschaftsrekord ein und feierten einen ungefährdeten 5:0-Erfolg. Dennoch ist der Weg in Richtung Finale äußerst steinig – von der Titelverteidigung ganz zu schweigen. In der Bundesliga Nord hat die SSG Kevelaer noch sechs Aufgaben vor der Flinte. „Wir müssen noch fünf Wettkämpfe gewinnen. Denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass vier Niederlagen einfach zu viel sind, um in der Endabrechnung unter den ersten Vier zu landen“, so Janssen.

Niederlage Nummer drei droht bereits im nächsten Duell. Am Samstag, 26. November, bekommt es der Titelverteidiger in Paderborn mit der Mannschaft des Gastgebers St. Hubertus Elsen zu tun. Und der Dauerrivale hat gerade erst den Bundesliga-Rekord pulverisiert, den bis dahin die SSG Kevelaer gehalten hatte. Beim 5:0-Erfolg gegen den SV Petersberg setzten die Paderborner Schützen mit sage und schreibe 1993 von 2000 möglichen Ringen neue Maßstäbe. „Ich bin sehr gespannt auf diesen Wettkampf. Erstmals nach längerer Zeit gehen wir wieder einmal als Außenseiter an den Start. Ich gehe davon aus, dass die Tagesform entscheidet“, sagt der Trainer.

Ohnehin ist die Euphorie, die den Höhenflug der Kevelaerer Luftgewehr-Mannschaft in den vergangenen Jahren begleitet hatte, ein wenig verflogen. Mit professionell inszenierten Live-Übertragungen der Heimwettkämpfe hatte die SSG Kevelaer einige Male nicht nur Werbung in eigener Sache, sondern für die Sportart generell gemacht. Wenn am Wochenende, 14. und 15. Januar, in der Zweifach-Turnhalle im Sportzentrum Hüls die letzten Wettkämpfe der Bundesliga Nord ausgetragen werden, fehlen Kamerateams ebenso wie Moderator Ulli Potofski. „Wir verzichten diesmal darauf. Zum einen ist so eine Übertragung eine recht teure Angelegenheit. Zum anderen hatten wir uns etwas mehr Unterstützung vom Deutschen Schützenbund erhofft“, so Janssen.

Sollte es für die SSG Kevelaer im Januar um den Einzug ins Finalturnier gehen, ist dafür eventuell der Mann dabei, der maßgeblichen Anteil am Triple hat: Sergey Richter. Der Weltklasseschütze aus Israel lebt mit seiner Familie in Moskau und hat es daher in Kriegszeiten nicht gerade leicht, nach Deutschland zu kommen. Denkbar ist für den 33-Jährigen eine Zwischenlandung in der Türkei, um „seine“ Mannschaft ins Finale zu schießen.

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