Fußball Cagatay Kader lässt den SV Straelen jubeln

Straelen · Der Stürmer erzielt beim 3:2-Sieg des Regionalligisten bei Alemannia Aachen alle Treffer der Gäste. Der Neuling kann nach dem Erfolg für ein weiteres Jahr in der vierthöchsten Klasse planen.

 Cagatay Kader (rechts) war beim wichtigen Sieg des SV Straelen der Mann des Spiels.

Cagatay Kader (rechts) war beim wichtigen Sieg des SV Straelen der Mann des Spiels.

Foto: Heinz Spütz

Als Schiedsrichterin Vanessa Arlt die Partie abpfiff, wusste Benedikt Weeks, Trainer des SV Strae­len, bei wem er sich zu bedanken hatte. Schnurstracks steuerte der Coach des Fußball-Regionalligisten nach dem 3:2 (2:0)-Sieg des Neulings bei Alemannia Aachen auf den dreifachen Torschützen Cagatay Kader zu und nahm ihn innig in die Arme. Anschließend suchte Weeks einen ruhigen Platz auf der mittlerweile verwaisten Trainerbank und ließ noch einmal Revue passieren, was sich soeben im Aachener Tivoli abgespielt hatte. „Heute haben wir einen großen Schritt gemacht. Ich habe mich bisher immer dagegen gewehrt, aber wir haben jetzt 43 Punkte und 14 Punkte Vorsprung…“, sagte Weeks und brach den Satz ab. Was er unausgesprochen ließ, war ganz klar die Feststellung, dass der Klassenerhalt nach diesem Auswärtserfolg in trockenen Tüchern sein dürfte.

Bei dem Sieg hatte das Weeks-Team mit einer seiner besten Saisonleistungen seine Auswärts­stärke erneut unter Beweis gestellt, was SVS-Keeper Robin Udegbe nach dem Abpfiff mit seinem Statement unterstrich. „Ich habe schon oft hier im Stadion gespielt und ganz selten gewonnen. Heute haben wir über weite Strecken sehr erwachsen und routiniert gespielt. Wenn es uns gelingt, diese Leistung auch über 90 Minuten abzurufen, sind wir nur schwer zu schlagen“, sagte Udegbe.

Im Vergleich zum Spiel am Mittwoch bei Preußen Münster stellte Weeks die Mannschaft auf mehreren Positionen um. Adli Lachheb als etatmäßiger Innerverteidiger war ebenso wie Außenverteidiger Jannik Stevens wieder mit von der Partie. Yassine Bouchama wurde für seine couragierte Leistung nach seiner Einwechslung in Münster belohnt und lief in der Startelf auf. Cagatay Kader kam als Sturmspitze für Malek Fakhro ins Spiel.

Die Alemannia war zunächst das aktivere Team und brachte sich dann selbst aus dem Rhythmus. Einen vom SV Straelen lang nach vorne geschlagenen Ball in die Aachener Hälfte hatte Innenverteidiger Matti Fiedler sicher am Fuß und lief in Richtung des eigenen Torwarts. Kader setzte nach und stocherte von hinten nach dem Ball. Fiedler kam zu Fall und reklamierte ein Foulspiel. Arlt pfiff aber nicht – und Kader erzielte mühelos den Führungstreffer für den Gast.

 Kaito Mizuta (rechts) verpasste in dieser Szene das 3:0 für den SVS nur knapp – er traf mit seinem Schuss aus halbrechter Position den Außenpfosten.

Kaito Mizuta (rechts) verpasste in dieser Szene das 3:0 für den SVS nur knapp – er traf mit seinem Schuss aus halbrechter Position den Außenpfosten.

Foto: Heinz Spütz

Von nun an kontrollierte die Weeks-Auswahl das Geschehen auf dem Rasen und erhöhte nach 35 Minuten auf 2:0. Yassine Bouchama wurde im Strafraum gefoult. Die 30-jährige Polizistin entschied sofort auf Strafstoß. Aram Abdelkarim hatte sich den Ball bereits auf die Markierung gelegt, doch von der Straelener Bank kam die Anweisung, Cagatay Kader schießen zu lassen. Dieser lief an, Aachens Keeper Joshua Mroß flog zwar in die richtige Ecke, konnte den zweiten Straelener Treffer aber nicht verhindern. Einmal mehr unterstrich der Neuling damit seine enorme Effizienz und kreierte aus anderthalb Chancen zwei Tore.

Nach dem Wechsel blieb der erwartete Sturmlauf des Gastgebers aus. Stattdessen setzte der SVS weiter die Akzente. Aram Abdelkarim spielte auf Jannis Kübler, aber Matti Fiedler warf sich in den Ball und wehrte ab (52.). Kader verzog aus 14 Metern knapp (55.). Kaito Mizuta traf aus halbrechter Position nur den Außenpfosten (56.). Der SVS verpasste es in dieser Phase, den Sack zuzumachen. Das rächte sich. Die Alemannia glich innerhalb von fünf Minuten durch Treffer von Marwin Studtrucker (69.) und Hamdi Dahmani (74.) aus.

Der SV Straelen lief Gefahr, das Spiel, das er über eine Stunde lang klar dominiert hatte, aus der Hand zu geben. Doch nur drei Minuten nach dem Ausgleichstreffer leistete sich der 20-jährige Frederic Baum einen folgenschweren Fehler, als er völlig unbedrängt den Ball viel zu kurz zu seinem Torwart zurückspielte, Cagatay Kader die Situation erkannte und mit seinem neunten Treffer in der Rückrunde für die erneute Führung des SVS sorgte. „Wir hatten uns nach dem deutlichen Rückstand in die Partie zurückgekämpft und Oberwasser bekommen. Und dann passiert uns dieser dummer Fehler“, sagte Aachens Interimstrainer Dietmar Bozek.

„In den Schlussminuten haben wir uns nach hinten drängen lassen, weil wir vorne keinen Druck mehr ausüben konnten. Meine Mannschaft hat aber die Nerven behalten und in dieser kniffligen Phase die Ruhe bewahrt. Ich bin richtig stolz, hier mit den Jungs gewonnen zu haben“, sagte Benedict Weeks bei der Pressekonferenz.

Der SV Straelen kann nach diesem Sieg wohl endgültig für eine weitere Saison in der Regionalliga planen. Der Abstand zu den Abstiegsplätzen ist auf 14 Punkte angewachsen. Wenn der Spielbetrieb in den Oberligen der Verbände Niederrhein, Westfalen und Mittelrhein Spielbetrieb nicht fortgesetzt wird und dann keine Absteiger ermittelt werden können, müsste sogar nur ein Team aus der Regionalliga runter. Und vor dem letzten Platz hat der SVS bereits 19 Zähler Vorsprung.

2200 Zuschauer verfolgten den Livestream der Partie. Nach dem Spiel versammelten sich wegen des anhaltenden Negativtrends gut 50 Aachener Fans vor dem Stadion und meldeten Rede- und Klärungsbedarf an. Noch in Spielkleidung reagierte ein Teil der Aachener Akteure auf das friedliche Fanverhalten und trat mit den Anhängern in den Dialog.

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