Knappes Aus im DFB-Pokal Der SV Straelen hat viel gewonnen

Duisburg/Straelen · Der Fußball-Regionalligist hat vor gut 7000 Zuschauern bei der äußerst unglücklichen 3:4-Niederlage im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten FC St. Pauli mit einem couragierten Auftritt allerbeste Werbung in eigener Sache gemacht.

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SV Straelen überzeugt im Spiel des Jahres

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Foto: Heinz Spütz

Hermann Tecklenburg ist für seinen schier unerschöpflichen Optimismus, was die sportlichen Perspektiven des SV Straelen angeht, bekannt. Deshalb wunderte es nicht, dass der Präsident des Fußball-Regionalligisten verkündete, vom imponierenden Auftritt des Außenseiters beim bitteren Aus in der ersten Runde des DFB Pokals beim 3:4 (2:2) gegen Zweitligist FC St. Pauli nicht sonderlich überrascht gewesen zu sein. Tecklenburg lieferte die Erklärung gleich mit, warum er dem SVS dies trotz einer, gelinde gesagt, holprigen Vorbereitung und eines verpatzten Starts mit dem 0:1 bei der U 23 des FC Schalke 04 zugetraut hatte. „Wir haben einen außergewöhnlichen Trainer verpflichtet, daher erwarte ich auch außergewöhnliche Leistungen“, sagte er.

Sunday Oliseh ist der Mann, auf dem die Hoffnungen des Klubchefs ruhen. Der 47-Jährige, der mit dem nigerianischen Nationalteam 1996 Olympiasieger wurde und mit Ajax Amsterdam sowie Borussia Dortmund nationale Titel gewann, scheint die Erwartungen erfüllen zu können, wenn man die Leistung seiner Mannschaft in der Duisburger Arena gegen den Kultklub vom Kiez als Maßstab nimmt. Die Enttäuschung nach der durch ein Tor in der 90. Minute besiegelten Niederlage war selbstverständlich bei Oliseh und seinen Akteuren beim Abpfiff riesengroß. Doch minütlich wuchs beim von den gut 3000 Straelener Fans unter den knapp 7000 Zuschauern zu Recht gefeierten Team der Stolz darüber, etwas wirklich Außergewöhnliches geleistet zu haben.

Keine Frage: Der Verlierer hat am Samstag ganz viel gewonnen in dem Stadion, in dem er wenige Wochen zuvor durch einen 1:0-Erfolg im Finale des Niederrheinpokals gegen den Wuppertaler SV zum zweiten Mal in der Klubgeschichte den Einzug in den nationalen Pokalwettbewerb geschafft hatte. Nicht nur in barer Münze, weil an die Teilnehmer in Runde eins gut 210.000 Euro überwiesen werden. Nicht nur, weil es beeindruckend war, mit wie viel Enthusiasmus das Team von seinen Fans angefeuert wurde. Sondern auch, weil der SV Straelen mit einem großen, mit viel Leidenschaft geführten Fight in einem vor allem in der ersten Hälfte spektakulären Spiel sportlich beste Werbung in eigener Sache gemacht hat. Die Mannschaft hatte damit das getan, was Oliseh von ihr gefordert hatte. „Unser Ziel ist es, uns von unserer besten Seite zu präsentieren und mit einem engagierten Auftritt dem Verein und der Stadt zur weiteren Popularität zu verhelfen“, hatte der Coach vor der Partie gesagt. Auftrag erfüllt – mit Bravour.

 Ehrenrunde in der Duisburger Arena: Die Spieler des SV Straelen bedanken sich bei den Fans für die Unterstützung.

Ehrenrunde in der Duisburger Arena: Die Spieler des SV Straelen bedanken sich bei den Fans für die Unterstützung.

Foto: Heinz Spütz

Natürlich hatte der SV Straelen zunächst das nötige Quäntchen Glück. Er wurde vom äußerst seriös beginnenden FC St. Pauli anfangs im Spiel gelassen, weil der Zweitligist seine hochkarätigen Chancen in der ersten Viertelstunde fast schon schlampig vergab. „Mir war klar, dass die ersten Minuten sehr schwer für uns werden würden, weil der Gegner auf eine schnelle Entscheidung drängen würde“, sagte Oliseh mit der Erfahrung eines Mannes, der mehr als 300 Spiele in den Top-Ligen in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Belgien bestritten hat. Doch schon in dieser komplizierten Phase setzte der Außenseiter beim Versuch, die Sensation zu schaffen, nicht nur auf konzentrierte und leidenschaftliche Abwehrarbeit.

Es war beeindruckend, wie der SVS selbst in kniffligen Situationen immer wieder versuchte, spielerische Lösungen zu finden. Mit jeder gelungenen Aktion wuchs das Selbstvertrauen, das durch das Führungstor von Jaron Vicario weiter genährt wurde. Die Brust wurde immer breiter, als erst Amoros Nshimirimana (42.) mit dem Treffer zum 2:2 und dann Jaron Vicario (80.) mit einem schlitzohrigen Freistoß ins kurze Eck ihr Team nach Rückständen zurück ins Spiel gebracht hatten. Am Ende war die Hoffnung groß, spätestens in der Verlängerung in Überzahl nach der Roten Karte für Pauli-Akteur Manolis Saliakas (77., grobes Foulspiel) den Sieg erzwingen zu können. Sie wurde in der 90. Minute durch Jakov Medics Siegtor jäh zerstört.

 Die Anhänger des SV Straelen hatten  einiges zu bejubeln.

Die Anhänger des SV Straelen hatten  einiges zu bejubeln.

Foto: Heinz Spütz

Der Favorit hatte den Kopf somit spät aus der schon reichlich eng gewordenen Schlinge gezogen. Dafür hatte nicht nur, wie Pauli-Trainer Timo Schultz anerkennend feststellte, „ein top eingestellter Gegner, der seine Sache richtig gut gemacht hat“ gesorgt. Sein Team hatte mit Abschlussschwächen und teils nachlässiger Abwehrarbeit seinen Teil dazu beigetragen, dass es, so Schultz, „der harte Pokalfight wurde, den wir uns gerne erspart hätten“.

 Dauerläufer im Straelener Mittelfeld: Manasse Fiounouke (l.) im Zweikampf mit Johannes Eggestein

Dauerläufer im Straelener Mittelfeld: Manasse Fiounouke (l.) im Zweikampf mit Johannes Eggestein

Foto: Heinz Spütz

Das Lob seines Gegenübers bei der Pressekonferenz wird Sunday Oliseh gerne vernommen haben. Schließlich weiß er, wie schwer der Weg dahin war, das Kollektiv zu formen, das am Samstag so begeisterte. Immerhin wurde der Kader vor der Saison fast komplett auf links gedreht. Gegen St. Pauli standen nur vier Akteure in der Startelf, die auch in der vergangenen Spielzeit schon zum Personal gehört hatten. „Wir haben im Training sehr hart gearbeitet – vor allem in taktischer Hinsicht“, sagte Oliseh. Das Ergebnis war so, wie es sich der Präsident gewünscht hat – außergewöhnlich gut.

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