Sunday Oliseh und Adli Lachheb „Wer positiv denkt, kann es schaffen“

Interview | Straelen · Das Trainerduo des SV Straelen spricht vor dem DFB-Pokalspiel gegen den FC St. Pauli über Erwartungen, eigene Pokal-Erinnerungen und bis heute währende Albträume.

Der Straeler Coach Sunsay Oliseh (rechts) und Co-Trainer Adli lachheb waren selbst als Spieler schon im DFB-Pokal dabei – allerdings ohne sonderlich großen Erfolg.

Der Straeler Coach Sunsay Oliseh (rechts) und Co-Trainer Adli lachheb waren selbst als Spieler schon im DFB-Pokal dabei – allerdings ohne sonderlich großen Erfolg.

Foto: Heinz Spütz

Morgen ist es endlich so weit. Es ist der große Fußball-Tag des SV Straelen. Um 13 Uhr wird in der Schauinslandreisen-Arena in Duisburg das Spiel der ersten Runde des DFB-Pokals zwischen dem Fußball-Regionalligisten und dem Zweitligisten FC St. Pauli angepfiffen. Die Rollen sind vor dem Pokal-Hit klar verteilt. Der SV Straelen tritt als krasser Außenseiter gegen eine Mannschaft an, die sich in Liga zwei innerhalb kürzester Zeit von einem Abstiegskandidaten zu einem Aufstiegsfavoriten entwickelt hat. Der neue Straelener Coach Sunsay Oliseh und sein Co-Trainer Adli Lachheb sprachen vor der Partie über ihr derzeitiges Team, die Partie gegen den Kiezklub und frühere Auftritte im DFB-Pokal.

Zunächst ein kleiner Rückblick auf die 0:1-Niederlage am Samstag bei der U23 von Schalke 04. Wie haben sie das Spiel gesehen?

Sunday Oliseh Was soll ich sagen? Mir hat gefallen, dass meine junge Mannschaft die Ordnung gehalten hat und wir in der ersten Halbzeit kaum eine Chance der Schalker zugelassen haben. Wenn wir im Ballbesitz waren, haben wir nicht so gespielt, wie wir es uns erarbeitet haben. Mein Ziel ist es, langsam mit der Mannschaft ein Haus zu bauen. Aber wir sind noch mit dem Fundament beschäftigt und alles braucht seine Zeit.
Adli Lachheb Sunday und ich haben die Mannschaft vor ungefähr vier Wochen übernommen. Da hatte bereits ein großer Umbruch mit vielen neu verpflichteten Spielern stattgefunden. Danach kamen ständig neue Akteure dazu. Wir haben sehr viel Zeit damit verbracht, immer wieder Spieler zu testen. Gelegenheit, mit einem geschlossener Kader richtig zu arbeiten, haben wir kaum gehabt. Damit fangen wir jetzt nach und nach an.

Wünschen sie sich Verstärkung für den Kader?

Oliseh Wünsche hat man immer, aber Personal-Entscheidungen treffen andere, nicht die Trainer. Aber was bringt es denn, immer von Verstärkungen zu reden? Ständig davon zu sprechen, würde doch nur für Unruhe im Kader sorgen. Wie haben einen guten Kader mit guten Spielern. Und damit arbeiten wir jetzt.

Lachheb Die Jungs ziehen alle gut mit und sind lernwillig. Da wäre es ihnen gegenüber auch unfair, dieses Thema immer wieder neu aufzuwärmen.

Es fällt auf, dass Sie beide nahezu ausschließlich positiv coachen und den Spielern auch beim Training stets gut zureden. Sind sie so positiv denkende Menschen?

Oliseh Ja, darum heiße ich auch Sunday. Ich denke wirklich immer positiv. Ich bin damals nach Europa gekommen und habe etwas erreicht, weil ich positiv gedacht habe. Nur so hat man die Hoffnung, dass man was schaffen kann.

Lachheb Bei mir war es ähnlich, als ich als 19-Jähriger ganz alleine von Tunesien nach Deutschland gekommen bin. Ich hatte klare Ziele. Ich wollte Fußball-Profi in Deutschland werden, habe an mich geglaubt und hart dafür gearbeitet. Ich glaube nicht, dass wir beide, Sunday und ich, mit dem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommen sind. Da hat uns die Einstellung sehr geholfen.

Wie bereitet man sich auf ein Spiel gegen einen übermächtig erscheinenden Gegner wie den FC St. Pauli vor?

Oliseh Natürlich ganz anders als auf ein Pflichtspiel in der Regionalliga. St. Pauli wäre fast in die Bundesliga aufgestiegen. Und ich meine, die haben noch mal nachgelegt und weiter in gute Spieler investiert. Über die Favoritenrolle brauchen wir nicht zu sprechen. Aber jedes Spiel muss erst gespielt werden – und deshalb liebe ich den Fußball so sehr. Bei mir darf jeder Spieler Fehler machen, aber ich möchte sehen, dass jeder nach dem Spiel sagen kann, alles gegeben zu haben. Es ist für den Verein, für jeden Spieler, aber auch für die kleine Stadt Straelen ein ganz besonderes Spiel.

Lachheb Wir haben keine besonderen Erwartungen. Unser Ziel ist es, uns von unserer besten Seite zu präsentieren und mit einem engagierten Auftritt dem Verein und der Stadt zur weiteren Popularität zu verhelfen.

Welche Erinnerungen sind bei Ihnen an Pokalspiele hier in Deutschland haften geblieben?

Oliseh In Deutschland habe ich für Köln, Bochum und Dortmund im Pokal gespielt. Meine Erfahrungen sind gar nicht so gut. Aber man muss auch sagen, dass es damals bei Dortmund für den Verein viel wichtiger war, sich für die Champions-League zu qualifizieren. In Holland habe ich Ende der 90er-Jahre mit Ajax Amsterdam den Pokal zweimal hintereinander gewonnen.

Lachheb Pokalspiele bleiben immer in Erinnerung und sind für jeden Profi etwas Besonderes, weil in den meist vollen Stadien eine ganz besondere Atmosphäre herrscht. Spontan erinnere ich mich daran, als ich mit dem VfB Germania Halberstadt als Regionalligist gegen den SC Freiburg gespielt haben und nur mit 1:2 verloren habe.

Und was war am 14. August 2010?

Lachheb Habe ich da im Pokal mit Erzgebirge Aue gegen Borussia Mönchengladbach gespielt?

Stimmt, über die volle Distanz.

Lachheb Genau, wir haben 1:3 verloren. Wir gerieten durch ein Tor von Bradley in Rückstand, dann fielen der Ausgleich und wieder die Führung der Gladbacher durch Idrissou. Zum Schluss haben wir noch das dritte Tor kassiert.

Wer hat den dritten Treffer erzielt?

Lachheb Marco Reus war das.

Gegen wen haben Sie gespielt?

Lachheb Gegen Marco Reus. Das war der stärkste Spieler, gegen den ich jemals gespielt habe. Nach 80 Minuten habe ich nur gedacht: Schiri, bitte pfeife das Spiel ab. Das war zu einem Zeitpunkt, als Reus in seinen Leistungen förmlich explodiert ist und eine Saison später von Dortmund verpflichtet wurde.

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