Fußball Das Kompliment vom Bundesliga-Star

Straelen · Fußball-Regionalliga: Maxence Lacroix vom VfL Wolfsburg hatte im Pokalspiel mit Arlind Shoshi von Union Fürstenwalde arge Probleme. Inzwischen stürmt der 24-Jährige für den SV Straelen – meistens noch in der Joker-Rolle.

 Sein Metier ist der gegnerische Strafraum: Mittelstürmer Arlind Shoshi gibt alles, um beim SV Straelen in Zukunft einen Stammplatz zu erobern.

Sein Metier ist der gegnerische Strafraum: Mittelstürmer Arlind Shoshi gibt alles, um beim SV Straelen in Zukunft einen Stammplatz zu erobern.

Foto: Heinz Spütz

Es waren gerade einmal neun Minuten gespielt, als Schiedsrichter Robert Schröder im DFB-Pokal-Spiel zwischen dem VfL Wolfsburg und Union Fürstenwalde auf Strafstoß entschied. Der neue Wolfsburger 28-Millionen-Mann Maxence Lacroix konnte Arlind Shoshi im Strafraum nur mit unfairen Mitteln stoppen. Der Underdog nutzte den fälligen Elfmeter gegen den Bundesligisten zur überraschenden Führung, am Ende verlor man die Partie mit 1:4.

„Das ist jetzt etwas mehr als ein Jahr her“, sagt der 24-jährige Neuzugang des SV Straelen. „Mein absolutes Highlight. Der Lacroix kam nach dem Spiel zu mir, hat mir die Hand gegeben und ,Good play, Bro’ gesagt.“ Arlind Shoshi wurde in der Solestadt Bad Dürrenberg im Saalekreis im Land Sachsen-Anhalt geboren, wo seine Eltern ein Familien-Unternehmen betreiben, das sich auf die Errichtung großer Industriebauten spezialisiert hat.

Die Vorstellung, später mal mit Fußballspielen sein Geld zu verdienen, reifte bei ihm, als er gerade das Fach-Abitur gemacht hatte und Lutz Lindemann sich bei ihm meldete. Dieser war damals Präsident des Traditionsclubs FC Carl Zeiss Jena und nahm den Jungen unter Vertrag. Der Durchbruch sollte ihm in Jena allerdings nicht gelingen. Der talentierte Angreifer entschied sich zu einem Wechsel zum Regionalligisten VfB Auerbach – eine schlechte Entscheidung, wie er heute sagt. Denn der dortige Trainer setzte lieber erfahrene Spieler ein, junge Talente ließ er auf der Bank versauern.

Es folgten Vereinswechsel zum FC International Leipzig, einer „Multi-Kulti-Truppe“ aus der Oberliga, und zu Union Fürstenwalde in die Regionalliga. So richtig rund lief es für den baumlangen Mittelstürmer jedoch nicht. Durch Verletzungen und zuletzt durch die Pandemie (im Osten wurde in der Regionalliga nicht gespielt) wurde er immer wieder ausgebremst. Also entschloss er sich zu einer radikalen Veränderung. Er wollte seine Heimat verlassen, mal etwas anderes kennen lernen.

Der frühere DDR-Nationalspieler Lutz Lindemann, inzwischen sein Berater, stellte den Kontakt zum SV Straelen her. Beim zweitägigen Probetraining zum Ende der vorigen Saison konnte er mit seiner Körperlichkeit, seiner Abschlussstärke und seiner Schnelligkeit trumpfen – die Formalitäten wurden später geregelt. „Hier in Straelen war ich natürlich fremd, außer meinen Mitspielern kannte ich niemand und ich musste mich vollkommen neu orientieren“, erinnert er sich. Eine Schiene um sein gebrochenes Handgelenk machte seinen Neustart während der Vorbereitung auf die neue Saison nicht gerade einfacher – der 24-Jährige konnte in Testspielen deshalb nur sporadisch eingesetzt werden.

Beim Saisonauftakt gegen Ahlen saß er zunächst auf der Bank und wurde später eingewechselt. Beim 4:1 in Essen musste Shoshi zuschauen. Doch im dritten Spiel beim Bonner SC erzielte er als Joker in der Nachspielzeit den Treffer zum 3:1-Endstand. „Das war ein kleiner Befreiungssschlag. Danach war viel Stress aus meinem Kopf raus“, sagt Shoshi. Mittlerweile hat er sich am Niederrhein eingelebt und seinen Rhythmus gefunden. Was ihn nicht davon abhält, an den freien Tagen zu seinen Eltern zu fahren. Denn Familie steht für ihn an erster Stelle. Auf seiner Speisekarte stehen Nudel-und Reisgerichte ganz weit oben. Mit alkoholischen Getränken hat der junge Mann nichts am Hut: „Alkohol schmeckt sinnlos.“

Mit der Tatsache, dass er aktuell nur unregelmäß eingesetzt wird, hat sich der junge Stürmer noch nicht abgefunden. „Natürlich bin ich nach Straelen gekommen, um Stammspieler zu werden. Mit ist aber auch klar, dass wir mit Cagatay Kader und Gianluca Rizzo zwei gute Leute für die Mittelstürmer-Position haben und ich im Moment nicht zur ersten Wahl gehöre. Aber ich bin deshalb kein Spielverderber und freue mich mit der Mannschaft, wenn sie Erfolg hat. Aufgeben ist für mich noch nie ein Option gewesen. Meine Zeit wird noch kommen“, kündigt Shoshi an.

Beim Straelener 1:0-Erfolg am Mittwoch in Homberg musste er wegen Leistenbeschwerden passen. Am Samstag möchte er in der Partie beim Titelaspiranten Rot-Weiß Oberhausen zumindest wieder für einen Kurzeinsatz bereit stehen und vielleicht wie in Bonn seine Joker-Qualitäten zeigen. Shoshi: „Natürlich sind wir Außenseiter, Oberhausen steht ganz oben. Aber wir haben auch Qualität. Warum sollen wir in Oberhausen nichts holen können?“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort