Digitaler Trainer Mit Unterstützung aus dem Weltall

STRAELEN · Die Regionalliga-Fußballer des SV Straelen nutzen seit Saisonbeginn zur Spielanalyse GPS-Technik. Mit den Geräten lassen sich unter anderem die Laufleistung und Sprintgeschwindigkeit der Spieler festhalten.

  Co-Trainer Khaled Daftari mit Dennis Abrosimov und Marvin Tenbült (v.l.). Die Spieler tragen den Brustgurt, in den das Aufzeichnungsgerät eingehängt wird. Am Computer werden die Daten später ausgelesen.

Co-Trainer Khaled Daftari mit Dennis Abrosimov und Marvin Tenbült (v.l.). Die Spieler tragen den Brustgurt, in den das Aufzeichnungsgerät eingehängt wird. Am Computer werden die Daten später ausgelesen.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Vermutlich ist es selbst dem treuesten und aufmerksamsten  Zuschauer des Straelener Fußballs nicht aufgefallen, dass das Regionalliga-Team seinen Trainerstab bereits seit Anfang der Saison erweitert hat – denn ein „Digitaler Trainer“ hat seinen festen Platz auf der SVS-Trainerbank gefunden.

„Wir haben schon zum Ende der Oberliga nach einer Möglichkeit gesucht, unsere Trainerarbeit mit Hilfe digitaler Unterstützung zu steuern und zu professionalisieren“, erklärt Co-Trainer Khaled Daftari. Schließlich wurde der Verein bei der Suche nach einer Technik, die jede Bewegung des Spielers auf dem Spielfeld erfasst, fündig.

„Wir können nun auswerten, welche Distanzen gelaufen wurden, wie schnell sich die Spieler bewegt haben und vor allem, wo genau sie sich auf dem Feld aufgehalten haben“, reißt Daftari die Möglichkeiten seines digitalen Assistenten an, „Herzfrequenzen, Kalorienverbrauch oder Zweikampfverhalten werden nicht gemessen.“

Am Beispiel eines der letzten Auswärtsspiele wurde analysiert, dass die Mannschaftslaufleistung im Schnitt zehn Kilometer betrug und damit gar nicht weit weg von der einer Bundesligamannschaft ist. Ein Drittel dieser Kilometer wurden mit einer hohen Intensität abgespult.

Die Stürmer laufen im Vergleich zu den Innenverteidigern etwa genauso viel,  kommen dabei auf etwa 30 Sprints und erreichen fast den dreifachen Wert gegenüber den Kollegen aus der Defensive.

Echte Kilometerfresser sind die Defensivleute vor der Abwehr und an den Außenbahnen. Mit über zehn Kilometern Laufleistung und weit mehr als 20 intensiven Sprints liegen sie weit vor den Laufleistungen  anderen Mannschaftteilen. Bei einem dieser Sprints wurden 32,3 Stundenkilometer als Spitzenzeit erreicht. Die durchschnittliche Sprintgeschwindigkeit betrug bei diesem Spiel etwa 25 km/h. Selbst der Torwart bewegte sich während der reinen Spielzeit 3,8 Kilometer auf dem Platz.

Die Spitzenwerte in dieser Partie erreichte ein Mittelfeldakteur: 11,1 Kilometer in 90 Minuten, davon 3,8 Kilometer in hoher Intensität. 33 Sprints zeigte die Analyse an, zehn davon im allerhöchsten Tempo. Seine durchschnittliche Sprintgeschwindigkeit betrug 24,6 km/h mit 29,3 km/h als Spitzenwert – so kann man eine ganze Mannschaft mitreißen.

Die durchschnittliche zurückgelegte Distanz der Mannschaft in den letzten zehn Spielen lag bei 9,9 Kilometern. Ein Spitzenwert wurde dabei vor knapp zwei Monaten beim 2:2-Auswärtserfolg bei Rot-Weiß Essen erreicht, Tiefstwerte am 13. Oktober bei der 1:2-Heimniederlage gegen Borussia Mönchengladbach.

Am sprintfreudigsten zeigte sich die Mannschaft ebenfalls beim Spiel in Essen, äußerst langsam ließ sie es am 15. September beim Heimspiel gegen Mitaufsteiger TV Herkenrath angehen – ein Indiz für die 0:3-Niederlage.

„Ich bin ziemlich sicher, dass uns diese Technik, beziehungsweise die Auswertung der Aufzeichnungen, zwei bis drei Punkte, wenn nicht sogar mehr, über die ganze Saison bringen werden“, gibt Daftari voller Überzeugung an, „und diese Punkte können über Meisterschaft oder Abstieg entscheiden.“

Dazu reicht es bestimmt nicht aus, die Erkenntnisse der erbrachten Laufleistungen auszuwerten. In die Tiefe der Analyse geht Daftari am Montag nach einem Spiel, wenn er seine Auswertungen mit SVS-Trainer Marcus John diskutiert.

„Wir haben eine einfaches Tool an der Hand, das uns hilft, die Belastung im Training zu steuern, eine Spielidee weiter zu verfeinern und diese den Spielern näher zu bringen. Die einzelnen Auswertungen bekommen die Spieler per whats app“, erklärt Daftari dazu weiter.

„Neben den Laufdaten erhalte ich wichtige Informationen, wie und wo meine Spieler auf dem Platz unterwegs waren“, sagt SVS-Trainer Marcus John, „denn während des Spiels kann ich nicht immer alles genau sehen und nachhalten. Auch darüber erhalte ich detaillierte Informationen.“ „Und da sehen wir natürlich, ob taktische Vorgaben eingehalten wurden“, ergänzt  Daftari, „und sie können als Eigenmotivation für unsere Spieler und für uns als Trainer auch als Argumentationshilfen für Lob und Tadel dienen.“

Von den Spielern war zu hören, dass der Gürtel perfekt sitzt und während des Spiels nicht gespürt wird.

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