Vereine und Verbände Rehasport mit Gute-Laune-Garantie

Geldern/Kreis Kleve · Vom Lungensport bis zur Hockergymnastik: Das Sportbildungswerk hilft mit seinen Kursen im Gelderner „Sporthaus“ vielen Menschen. Der Pädagogische Leiter Marcel Kempkes möchte das Angebot kreisweit ausdehnen.

 Übungsleiterin Edith Scheffer (l.) verschafft ihren Schützlingen Luft – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Übungsleiterin Edith Scheffer (l.) verschafft ihren Schützlingen Luft – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Von wegen Risikogruppe. Die Mitglieder der Lungensport-Gruppe standen schon wieder ungeduldig in den Startlöchern, als die Übungsräume im Gelderner „Dein Sporthaus“ während der Corona-Zwangspause noch geschlossen waren. „Als wir dann endlich wieder öffnen durften, waren sie die ersten, die wieder da waren“, sagt Marcel Kempkes, der als Pädagogischer Leiter des Sportbildungswerks Kleve für das Kurs­programm verantwortlich ist. Der Grund für die ersehnte Rückkehr liegt auf der Hand: Den Menschen, die an den Rehasport-Angeboten im Domizil des Kreissportbundes Kleve an der Pariser Bahn teilnehmen, geht’s schlicht und einfach besser.

Das liegt zum einen an den sozialen Kontakten. Geselligkeit kann nämlich auch mit Abstand funktionieren. Die Lungensport-Gruppe von Edith Scheffer liefert das beste Beispiel. Zum anderen machen die Teilnehmer in der Regel schon innerhalb kurzer Zeit gesundheitlich große Fortschritte. „Zu meiner Gruppe gehören überwiegend Menschen, die unter chronischen Atemwegserkrankungen leiden. Zunächst einmal geht’s darum, den Ist-Zustand zu stabilisieren. Man kann aber auch Fortschritte erzielen und dafür sorgen, dass die Menschen in alltäglichen Situationen nicht mehr so schnell außer Puste geraten“, erklärt Edith Scheffer. Die erfahrene Übungsleiterin, die im Besitz der B-Lizenz für den Rehasport ist, bringt ihren Schützlingen unter anderen die richtige Körperhaltung bei, die im wahrsten Sinne des Wortes Luft verschafft.

Direkt nebenan ist die Parkinson-Gruppe im Einsatz und trainiert beispielsweise auch mentale Fähigkeiten. Die älteren Menschen, die mit Unterstützung der Hocker-Gymnastik ihre Mobilität fördern, sind zu diesem Zeitpunkt bereits wieder zu Hause – die Mitglieder zählen nämlich zu den absoluten Frühaufstehern. Insgesamt bietet das Sportbildungswerk aktuell 17 Kurse im Bereich Rehabilitationssport an. Darunter mehrere mit dem Schwerpunkt Orthopädie, um den Bewegungsapparat zu fördern. Nur die Aquagymnastik legt zurzeit noch eine Pause ein, da das kleine Hallenbad in der Wohnanlage St. Bernardin in Kapellen wegen der Pandemie noch bis zum Jahresende geschlossen bleibt.

„Der Rehabilitationssport ist neben den Qualifizierungs-Maßnahmen und den herkömmlichen Sportkursen längst unser drittes Standbein. Und die Nachfrage wird immer größer“, sagt Kempkes. Der 33-Jährige möchte das Angebot in naher Zukunft noch erheblich ausweiten und vertraut dabei auch auf moderne Technik – Stichwort Digitalisierung. Das Sportbildungswerk muss seine jeweiligen Kurse, die mit einer ärztlichen Verordnung kostenlos besucht werden können, mit den Krankenkassen abrechnen. Dazu müssen sich die Teilnehmer im „Sporthaus“ in Listen eintragen. „Wir möchten bald unsere Rehasport-Kurse auch kreisweit vor Ort anbieten. Dazu benötigen wir auf der einen Seite weitere Übungsleiter, die im Nordkreis aktiv sind. Außerdem muss die Abrechnung vereinfacht werden. Aktuell wird an einer App gearbeitet, mit der die Übungsleiter die erforderlichen Daten unkompliziert an uns übermitteln können“, erklärt Kempkes.

Auch das Angebot für Berufstätige, die zwangsläufig in der Regel nur am späten Nachmittag oder in den Abendstunden etwas für ihre Gesundheit tun können, soll noch erweitert werden. Ein ehrgeiziger Plan, der allerdings mit geeigneten Übungsleitern steht und fällt, die sich ebenfalls auf diese Uhrzeiten einrichten können.

Sämtliche Rehasport-Gruppen sind übrigens auf maximal 15 Teilnehmer begrenzt. Eine Regelung, die auch schon galt, als Corona noch ein Fremdwort war. Aus gutem Grund: Schließlich soll jeder Patient möglichst individuell gefördert werden können. Im „Sporthaus“ werden die Menschen so optimal betreut, dass sie sich auf jede einzelne Übungsstunde freuen und einen zweiten „Gesundheits-Lockdown“ fürchten. „Hör mal, Marcel. Das darf aber nicht passieren, dass die hier den Laden nochmal zumachen“, ruft ein gut gelaunter älterer Herr dem Chef des Hauses zum Abschied zu.

Kempkes hört solche Komplimente natürlich gern und hat für die Zukunft auch noch einen Wunsch. „Der Rehasport wird stark gefördert und genießt entsprechende Anerkennung. Leider wird der Sport im Präventionsbereich noch etwas vernachlässigt. Wenn man hier den Hebel ansetzt, hätte auf lange Sicht die ganze Gesellschaft etwas davon.“

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