Fußball Gute Erinnerungen an den FC St. Pauli

Straelen · DFB-Pokal: Regionalligist SV Straelen wird in der ersten Runde zwar keine Reichtümer verdienen, hat aber mit dem beliebten Zweitligisten ein attraktives Los erwischt. In zwei Wochen soll der neue Trainer vorgestellt werden.

Die Spieler des FC St. Pauli hatten in der vergangenen Saison oft Grund zur Freude, verpassten aber knapp den Bundesliga-Aufstieg.

Die Spieler des FC St. Pauli hatten in der vergangenen Saison oft Grund zur Freude, verpassten aber knapp den Bundesliga-Aufstieg.

Foto: dpa/Michael Schwartz

Seine persönlichen „Big Five“ hatte Hermann Tecklenburg schon im Vorfeld der Auslosung der ersten Runde um den DFB-Pokal ausgemacht. „Ich bin es als Unternehmer gewohnt, ganz nüchtern an solche Ereignisse heranzugehen. Ich hatte ausgerechnet, dass wir 500.000 Euro in der Kasse behalten, wenn wir Borussia Mönchengladbach, die Bayern, Dortmund, Schalke oder den 1. FC Köln erwischen“, sagt der Präsident des Fußball-Regionalligisten SV Straelen am Tag nach seinem großen Auftritt in der Sportschau.

Das ARD-Team hatte im Dortmunder Fußball-Museum für die Vertreter der Amateurvereine eine Tribüne vorbereitet. Hermann Tecklenburg, sein langjähriger Weggefährte Norbert Peters, Obmann Jörg Schemberg und Kapitän Kevin Wolze hielten das grün-gelbe Schild mit der Aufschrift „SV Straelen“ hoch. „Das war schon eine tolle Sache, seinen Verein vor rund fünf Millionen Fernsehzuschauern in ganz Deutschland repräsentieren zu können“, so Tecklenburg.

 Bauunternehmer Hermann Tecklenburg ist in seinem Büro ab sofort auch mit der Organisation des Pokal-Schlagers beschäftigt.

Bauunternehmer Hermann Tecklenburg ist in seinem Büro ab sofort auch mit der Organisation des Pokal-Schlagers beschäftigt.

Foto: Heinz Spütz

Gute 25 Minuten der Ziehung unter Regie von DFB-Vizepräsident Peter Frymuth waren bereits verstrichen, als Weltmeister Kevin Großkreutz endlich zu Beginn der Spielpaarung 24 den SV Straelen aus der Lostrommel fischte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich Bayern München und Schalke 04 noch im Lostopf, die den Club von der Römerstraße auf einen Schlag um einiges reicher gemacht hätten. Das Ende ist bekannt: Der Straelener Erstrundengegner ist „nur“ der Zweitligist FC St. Pauli.

Von Enttäuschung konnte bei der kleinen Straelener Delegation aber keine Rede sein. Im Gegenteil – der Kult-Club vom Hamburger Millerntor rief beim Präsidenten sofort sehr angenehme Erinnerungen wach. „Vor mehr als zehn Jahren war ich Vorstandsmitglied von Fortuna Düsseldorf. Damals hatten wir ein Auswärtsspiel in St. Pauli. Ich bin spät dort angekommen und saß im Stadion plötzlich unter lauter Pauli-Fans, die mich anschließend zu einem Kneipenbummel eingeladen haben. Beim Rückspiel habe ich mich revanchiert und bin mit ihnen durch die Altstadt gezogen“, erzählt Tecklenburg. Ab sofort sind der „Boss“ und seine Mitstreiter mit den Vorbereitungen auf das Spiel des Jahres beschäftigt, das voraussichtlich am Samstag, 30. Juli, über die Bühne geht.

Das ganze große Geld dürfte dabei neben der garantierten Summe in Höhe von 125.000 Euro für den Niederrhein-Pokalsieger nicht zu verdienen sein. Zumal die Partie voraussichtlich nicht in Straelen stattfinden kann. „Es gibt an der Venloer Straße eine Großbaustelle, die den Weg zum Gästebereich unseres Stadions versperrt. Ich gehe daher nicht davon aus, dass wir ein echtes Heimspiel haben“, so Tecklenburg.

Eine mögliche Alternative ist die Duisburger Schauinsland-Reisen-Arena, in der die Mannschaft am 21. Mai mit dem 1:0-Finalsieg gegen den Wuppertaler SV einen der größten Erfolge in der Straelener Vereinsgeschichte gefeiert hatte. Es gibt allerdings einen Haken an der Sache. „In Straelen schreiben wir ab etwa 1500 Besuchern schwarze Zahlen. Beispielsweise in Duisburg benötigen wir dafür schon rund 5000 Zuschauer, da wir dort ja auch die Stadionmiete bezahlen müssen“, erklärt Tecklenburg. Eine Verlegung des Spiels nach Hamburg ist so gut wie ausgeschlossen. Zum einen möchte der SV Straelen seinen Fans vom Niederrhein nicht vor den Kopf stoßen. Zum anderen untersagen die DFB-Regularien eine Austragung der Partie am Millerntor – und kein Fan der Kiezkicker würde sich ein Spiel seiner Lieblinge beispielsweise im Stadion des Zweitliga-Rivalen HSV angucken.

Unabhängig davon befinden sich die Verhandlungen des SV Straelen mit einem neuen Trainer, der den Verein in eine gesicherte Regionalliga-Zukunft führen soll, bereits auf der Zielgeraden. Bekanntlich hat Steffen Weiß sein ausgesprochen erfolgreiches Intermezzo mit dem Pokalsieg bereits wieder beendet. „Ich gehe davon aus, dass wir in zwei Wochen den neuen Mann vorstellen können“, sagt Tecklenburg.

Der Präsident hofft insgeheim auf eine Fortsetzung des Abenteuers DFB-Pokal: „Falls der FC St. Pauli uns unterschätzen sollte, haben wir eine kleine Chance aufs Weiterkommen.“

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