Die deftige 0:4-Pleite am vergangenen Spieltag bei Alemannia Aachen dürfte im Straelener Lager noch länger nachgewirkt haben. Die Blumenstädter wurden nach ihrem vorübergehenden Höhenflug bis auf Platz vier der Tabelle auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. „Meine Mannschaft hat in Aachen die Grundtugenden des Fußballs vergessen und scheinbar die Lage unterschätzt“, analysierte SVS-Trainer Marcus John, „und mit der gezeigten Einstellung und dem Zweikampfverhalten war ich mehr als unzufrieden.“

Zu einer anderen Bewertung hingegen kam Jan Siewert, Trainer von Borussia Dortmund II. Er stellte fest: „Gegen Aachen kann man verlieren, auch in dieser Höhe. Ich habe die Mannschaft in Essen beobachtet, und da hat sie fantastisch gespielt. SV Straelen ist ein eingespieltes Team mit einer Reihe von guten und erfahrenen Akteuren. Ich erwarte ein enges, bissiges Spiel.“

Die Kontrahenten haben ihre beiden jüngsten Partien in der Liga verloren. Die unbedingte Notwendigkeit, um mit einem Sieg in Straelen den Anschluss zur Tabellenspitze nicht zu verlieren, sieht Siewert nicht: „Die Liga ist extrem ausgeglichen. Meine Aufgabe ist es, in erster Linie, talentierte Nachwuchsspieler auszubilden und sie so nah wie möglich an den Profikader heranzuführen. Wenn dabei ein guter Tabellenplatz herausspringt, ist es umso besser.“

Anders stellt sich die Situation beim SV Straelen dar. Primäres Ziel des Aufsteigers ist und bleibt der Klassenerhalt. In bisher 14 absolvierten Partien hat der Liganeuling seine Sache mehr als ordentlich gemacht und steht mit 19 Punkten auf einem guten und sicheren Mittelfeldplatz – aber: Bei einer erneuten Niederlage und der Wahrscheinlichkeit, im darauffolgenden Spiel beim Spitzenreiter Viktoria Köln mit leeren Händen nach Hause fahren zu müssen, droht ein Abrutschen in Richtung Tabellenkeller.

SVS-Coach John schätzt das Dortmunder Team stärker als die Elf von Borussia Mönchengladbach II ein, die vor 14 Tagen 2:1 in Straelen siegte: „Besonders im Zentrum sind sie sehr stark besetzt. Es sind ganz hervorragend ausgebildete, junge Fußballer. Jeder kann ein hohes Tempo gehen und vor allem körperlich sind sie mit ihren jungen Jahren bereits sehr stark entwickelt.“

Wie der Matchplan gegen den Tabellendritten aussehen wird, konnte John noch nicht verraten, da hinter dem Einsatz einiger Spieler noch ein Fragezeichen steht. Marvin Tenbült zog sich beim Duell in Aachen eine Muskelverletzung zu – ob er spielen kann, wird sich erst kurz vor dem Anpfiff entscheiden. Ahmad Jafari hat nach seinem Rippenbruch noch kein grünes Licht von den Ärzten erhalten – sein Mitwirken gilt als eher unwahrscheinlich. Yodan Kim wird der Mannschaft nach der Rotsperre auf dem rechten Flügel weiterhin fehlen, Kevin Weggen hat seine Gelbsperre abgesessen und kehrt ins Team zurück. Ob er auf der „Sechs“ oder als Antreiber im offensiven Mittelfeld aufgestellt wird, wird John erst am Spieltag entscheiden können. Die „verschollenen“ Spieler Grens und Jansen stellen aktuell keine Alternative für ihn dar. „In diesem Spiel wird es besonders wichtig sein, dass wir zunächst in der Abwehr stabil und kompakt stehen“, sagt John.

Jan Siewerts taktische Vorgehensweise hört sich ebenfalls recht simpel an: „Wir werden den Fokus ganz auf unser Spiel legen, um unsere Spielweise weiter voranzutreiben.“ Vermutlich wird er nicht auf Akteure aus dem Profikader zurückgreifen können. Schmerzlich vermisst wird der Langzeitverletzte Haymenn Bah–Traore, auch Julian Schwermann könnte ausfallen. „Trotz einiger Ausfälle werden wir keine großen Probleme haben“, betont der Übungsleiter der Borussen-Reserve.