Handball Oh, wie ist das schön…

Ja. Jaaa. Jaaaa! Weltmeister! Ganz Deutschland ist im Taumel: Wir sind Weltmeister!!! Nein, nicht im Fußball. Wir sind Weltmeister im Handball. Die Freude ist riesengroß, riesengroß bei den enthusiastischen Fans, von denen gestern viele in der Köln-Arena in den Nationalfarben schwarz-rot-gold erschienen, und besonders riesengroß ist sie natürlich bei den Spielern von Heiner Brand, die die Polen im Endspiel besiegten – 60 Minuten mit Gänsehaut.

Die Bilder werden lange bleiben, wie Heiner Brand seinen Spielern immer wieder Mut machte. Torwart Henning Fritz auf Krücken. Die Gesichter, an denen nach der umkämpften Partie der Schweiß herablief, als stünden die Spieler schon unter den Duschen. Wie sich die Mannschaft vor dem Anwurf auf dem Spielfeld aufbaute, Entschlossenheit atmete, Arme um Schulter und Hälse legte und die Nationalhymne sang. Sie blickte in die Zuschauermenge hinein, und sie blickte dabei wie in einen Spiegel. Sie sah neunzehntausend singende Fans. Unter ihnen auch brummelnde, flüsternde und laut singende Sänger des ATV, die vorsorglich irgendwann einmal blinzelten – Grüße an die Familien zu Hause. Hätte ja durchaus sein können, dass die gigantische Großleinwand in der Arena nicht nur Henn, Schwarzer und Bauer zeigt, sondern auch hopsende Aldekerker, die schon morgens um 10 Uhr mit dem Zug nach Köln reisten, wo Georg Welzel ihnen ein Lokal mit moderaten Preisen empfahl.. „Hier schmeckt das Kölsch richtig gut“, sagte der Handballobmann. Fansein macht schließlich durstig.

Gerd Schäfer mit Sohn Mike, der die Karte fürs WM-Finale von seinen Eltern zu Weihnachten geschenkt bekam, Georg Welzel, Wolfgang Schmedders, „Büb“ Dammertz, Jupp Klösters und Nils Waltereit, bei denen normalerweise grün-weiß die bestimmende Vereinsfarbe ist, hatten die deutschen Farben vor dem großen Auftrieb in Köln nicht auf Hosen, Mützen und Jacken. Dafür sind einige von ihnen auch schon ein bisschen zu alt, denn sie waren bereits 1978 dabei, als die Mannschaft von Vlado Stenzel Großartiges leistete und ebenfalls Weltmeister wurde. Trotzdem waren alle selig, dass sie das Endspiel dieser WM gegen Polen live miterleben konnten. Oh, wie ist das schön: „So viel Party in Schwarz-Rot-Gold war noch nie in der Arena. Das war der helle Wahnsinn“, sagte ATV-Jugendwart Nils Waltereit. Die VIP-Karten für das Finale kauften die Aldekerker übrigens schon im Dezember 2005. Zweihundert Euro mussten sie damals für jedes Ticket zahlen. Noch eine Zahl: An der aktuellen Internet-Ticketfront kostete die gleiche Karte am vergangenen Freitag sage und schreibe 1200 Euro. Für das Finale wurden sogar noch weit höhere Schwarzmarktpreise verlangt. Egal, Hauptsache wir sind Weltmeister. Deshalb ging die Party in Köln bis in die frühen Morgenstunden. Wann die Aldekerker den Abflug machten, wurde nicht verraten. Die Rolle von Handballexperten mit Stehvermögen mussten die glücklichen Sieben des ATV in der dritten Halbzeit aber auf jeden Fall übernehmen. Georg sei Dank.

(RP)
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