Leichtathletik Ockl erfüllt sich seinen Marathon-Traum

Twisteden · Bei nahezu perfekten äußeren Bedingungen wurde gestern in Twisteden der Kevelaer-Marathon ausgetragen. Die schnellste Zeit lief in 2:44,08 Stunden der 40-jährige Alexander Ockl von TuSEM Essen. Es war sein erster Marathon-Sieg.

Der Sieger Alexander Ockl wurde nach 42,195 Kilometern von seiner Lebensgefährten mit einem Küsschen in Empfang genommen.

Foto: Wensierski, Siegfried (siwe)

Pünktlich um zehn Uhr hörten 400 Marathonläufer, die aus allen Teilen Deutschlands an den Niederrhein gekommen waren, nur auf ein Kommando. Und das gab Josef Kobsch, Ortsvorsteher von Twisteden. In dem westlichen Kevelaerer Ortsteil machte der Kevelaer-Marathon in seiner zwölfjährigen Geschichte zum zweiten Mal Station. Kobsch lud den Startrevolver durch und schickte die nervös trippelnden Ausdauerspezialisten auf den sechs Mal zu durchlaufenden Rundkurs.

Pünktlich um zehn Uhr am Sonntagvormittag schickte Josef Kobsch, Ortsvorsteher der Kevelaerer Gemeinde Twisteden, 400 Marathonläufer auf die Strecke.

Foto: Siwe

Zwei Läufer allerdings nahmen es mit der Pünktlichkeit nicht ganz so genau. Darunter das langläuferische Urgestein vom TSV Weeze, Werner van Dongen. Der traf erst zehn Minuten nach dem offiziellen Startschuss an der Strecke ein und trottete dem Feld brav hinterher. "Der wusste aber doch, wann der Start ist", stellte überrascht seine Schwester Erika Schoofs fest. Die mehrfache Teilnehmerin des Kevelaer-Marathons stand etwas traurig in einer dick-wattierten Jacke am Streckenrand. "Mich hat leider eine Erkältung erwischt", erklärte Schoofs, die daraufhin auf ihren Start verzichtete.

Ihr Bruder Werner, der gesundheitlich ebenfalls nicht in Schuss war, aber unbedingt seine Serie beim Kevelaer-Marathon halten wollte, war einer von elf Teilnehmern, die bisher jedes Mal in Kevelaer angetreten und auch ins Ziel gekommen waren — also zu der Kategorie von Läufern zählen, die Moderator Laurenz Thissen mit dem Begriff "Finisher" adelte. Eine Auszeichnung, die mindestens so viel wert ist wie die liebevoll gestaltete Medaille, die hilfreiche Hände der LLG Kevelaer den ins Ziel kommenden Läufern um den Hals hängten.

Doch bis dahin hatten die Langlauf-Götter viel Schweiß eingefordert. Laufen, laufen und noch mal laufen hieß die Devise — amtlich vermessene 42 195 Meter weit. Und zudem noch, wie es die Schalkerin Sybille Möllensiep empfand, fast ständig gegen den Wind. "Im Wald, wo er dir nichts bringt, hatte man Rückenwind", klagte die Siegerin der Altersklasse W60.

Trotz der in ihren Augen nicht einfachen Bedingungen strahlte sie im Ziel mit der Sonne um die Wette. "Kaiserwetter", meinte Peter Wasser, Vorsitzender der LLG Kevelaer, die ein weiteres Mal eine perfekte organisierte Sportveranstaltung ablieferte. Vielleicht war es ja genau dieser Umstand, der die Wettermacher dazu veranlasste, für einen Marathon im Winter traumhaft schöne äußere Bedingungen zu liefern. Temperaturen im einstelligen Bereich, Sonne satt, stahlblauer Himmel, in den nur das eine oder andere Wolkenknäuel hineingetupft worden war.

"Wer da nicht gut drauf ist, dem kann ich auch nicht helfen", sagte Laurenz Thissen, der sich am Mikrofon äußerst redselig präsentierte und die kleine Marathongemeinde mit herrlichen Anekdoten aus der bunten Marathonwelt unterhielt. Die Posch- und Hartmänner dieser Welt hätten keinen besseren Job machen können. Chapeau!

Und dann war es so weit. Der Mann im roten Trikot von TuSEM Essen nahm die letzten Meter des Asphaltbandes unter seine Laufschuhe. Ein letztes Mal umkurvte er die Wendemarke und konnte von da an im Beifall der Zuschauer baden. Alexander Ockl war nach 2:44,08 Stunden im Ziel, empfing als Erster des 12. Kevelaer-Marathon die Medaille des "Finishers", wurde von seiner Lebensgefährtin mit einem Küsschen in Empfang genommen — und war überglücklich, fast schon etwas gerührt.

"Das ist sooo schön", sagte Ockl, "das ist mein erster Marathon, den ich gewinne. Einfach nur wunderschön." Ockl, der sich gezielt auf den Marathon in Twisteden vorbereitet hatte und seinen ins Auge gefassten Zeitplan fast punktgenau abhakte, musste nicht lange warten, ehe er dann auch der schnellsten Frau gratulieren konnte. Die 30-jährige Eva Offermann von der DJK Herzogenrath lief als Gesamt-Sechste in 3:05,38 Stunden über die Ziellinie. "Sehr gut" sei es gelaufen, sagte sie, "auf den letzten beiden Kilometern konnte ich sogar noch zulegen."

Eine feine Leistung erbrachte auch Manfred Schax von Viktoria Winnekendonk, der bei jeder Austragung des Kevelaer-Marathons ins Ziel lief. Dieses Mal benötigte Schax 3:10,11 Stunden, belegte damit den 13. Platz und wäre um ein Haar bester Teilnehmer aus dem Kreis Kleve geworden. Wenn da nicht der allerdings auch 14 Jahre jüngere Jörg Schierholz gewesen wäre. Der für die Farben von Siegfried Materborn laufende Schierholz schaffte den Kurs in 3:06,55 Stunden. Er gewann die Altersklasse M30.

Den Abschluss fand die sehr schöne Veranstaltung am Nachmittag mit der Siegerehrung im beheizten Zelt. Dort wurden im Übrigen die Teilnehmer auch vorzüglich beköstigt. Viele von ihnen werden wiederkommen. Bestimmt auch der Weezer Werner van Dongen, der trotz verspätetem Beginn seine Arbeit nach 3:46,33 Stunden erledigt hatte.

(RP)