Fußball-Oberliga Der FC-Express rollt auf Meerbusch zu

Kleve · Fußball-Oberliga: TSV Meerbusch – 1. FC Kleve (Sonntag, 15 Uhr). Die Rot-Blauen haben Selbstbewusstsein getankt: Zuletzt holten sie aus sechs Partien fünf Siege. Personell brennt es auf den defensiven Außenbahnen jedoch lichterloh.

 Kleves Innenverteidiger Leslie Rume zeigte zuletzt gegen den Cronenberger SC eine deutliche Leistungssteigerung.

Kleves Innenverteidiger Leslie Rume zeigte zuletzt gegen den Cronenberger SC eine deutliche Leistungssteigerung.

Foto: Klaus-Dieter Stade (kds)

Es gibt wohl kaum eine Mannschaft in der Niederrhein-Edition der fünfthöchsten deutschen Spielklasse, die eine so treue Anhängerschar hat wie der 1. FC Kleve. Unabhängig davon, ob die Rot-Blauen für ein Testspiel in Gemen bei Borken, fürs Pokalachtelfinale in Kapellen-Erft bei Grevenbroich oder in der Liga beim TVD in Velbert gastieren – mindestens fünfzig Fans begleiten den Bresserberg-Tross immer, meistens sind es mehr.

Zugegebenermaßen: In den vergangenen Jahren war die Dramaturgie der FC-Spielzeiten immer eine besondere. Jahrelang fieberten die Klever unter Trainer Thomas von Kuczkowski dem Abschied aus der Landesliga entgegen – vergebens. Immer wieder ging den Kickern kurz vor der Vollendung der Aufstiegsmission die Puste aus. Es folgte auf „Kucze“ Fan-Liebling Umut Akpinar, der mit den Rot-Blauen durch die Landesliga und von Erfolg zu Erfolg marschierte. Für Anhänger einer Fußballmannschaft sind das euphorisierende Zeiten. In der vergangenen Spielzeit dann gelang dem Aufsteiger der Klassenerhalt. Auch dabei wurden den Zuschauern immer wieder packende Begegnungen geboten, bis zum vorletzten Spieltag zitterten die Fans um den Oberliga-Verbleib. Nun schickten die Rot-Blauen im Sommer an, eine möglichst sorgenfreie Saison zu spielen.

Doch jetzt, zwölf Spieltage sind mittlerweile vergangenen, lässt sich festhalten: Die Mannschaft um Spielführer Fabio Forster bietet auch in der Saison 2019/2020 Extreme. Der Saisonstart verlief miserabel mit nur zwei Zählern aus den ersten fünf Partien, es folgte die totale Kehrtwende: In den letzten sechs Begegnungen holte die Akpinar-Elf fünf Siege, nur gegen den Klassenprimus SV Straelen reichten die Ressourcen des FC nicht. Den Zuschauern wird eine Menge geboten; anfangs eine alarmierende Odyssee, nun ein bemerkenswerter Lauf. Diesen wollen Forster und Kollegen nun auch gegen den Turn- und Sportverein Meerbusch fortsetzen. „Meerbusch ist eine absolute Top-Mannschaft, die es uns unglaublich schwierig machen wird“, sagt Kleves Trainer Umut Akpinar.

Und dennoch: Als haushoher Favorit zieht die Mannschaft von TSV-Trainer Antonio Molina nicht in die Partie. Kleve und Meerbusch haben bisher beide 17 Punkte eingefahren, zudem spricht die Tendenz gegen die Gastgeber. Zuletzt verlor der langjährige Oberligist jeweils mit 2:4 gegen den VfB Hilden sowie gegen Germania Ratingen. „Wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht in einen Negativlauf kommen. Sonst kann es ganz schnell gehen. Darauf habe ich – mit einer Mannschaft, die über eine solch große Qualität verfügt – wenig Lust“, sagte Molina zuletzt im Gespräch mit der Redaktion der Rheinischen Post in Meerbusch.

Dabei schien es zu Beginn der Saison noch so, als könne sich sein Aufgebot in der Spitzengruppe der Liga festsetzen. Beim 1. FC Kleve herrscht dahingegen eine Menge Zuversicht. Nicht nur, dass die Bresserberg-Kicker zuletzt gegen den Cronenberger SC einen Rückstand wettmachten und mit 3:1 gewannen. Auch spielerisch läuft es bemerkenswert flüssig. Insbesondere Niklas Klein-Wiele, der in hängender Angriffsposition aufläuft, ist in bestechender Form. Schon alleine dessen Kombinationen mit Pascal Hühner, Levon Kürkciyan und Co. rechtfertigten zuletzt den Eintrittspreis von acht Euro in der Getec-Arena. Auch jetzt, vor der Begegnung mit dem TSV, sagt Umut Akpinar: „Wir sehen uns gut vorbereitet.“

Sorgen aber bereitet ihm die personelle Situation. So fallen Angreifer Andre Trienenjost und Außenverteidiger Nils Hermsen monatelang aus. Letzterer wartet noch auf seine Schulter-Operation. Bitter ist, dass auf der defensiven Außenbahn die Ersatzleute fehlen. Abdullo Saidov fällt weiter ob seiner Armverletzung aus, er wartet auf eine Schiene, die zur Stabilisierung eingesetzt werden soll. Schon seit März (!) ist der Tadschike außen vor. Rechtsverteidiger Kai Robin Schneider steht Akpinar am Sonntag ebenfalls nicht zur Verfügung, er sah zuletzt gegen Cronenberg innerhalb weniger Sekunden ob zweier Undiszipliniertheiten die Ampelkarte.

 Kleves Ex-Trainer Horst Riege ist sportlicher Leiter beim TSV.

Kleves Ex-Trainer Horst Riege ist sportlicher Leiter beim TSV.

Foto: Armin Fischer (arfi)/Fischer, Armin (afi)

Einer, der auf Schneiders Position kicken könnte, wäre Mike Terfloth. Doch auch der plagt sich mit muskulären Problemen herum. So ist es naheliegend, dass Nachwuchskicker Sezai Kezer, der am vergangenen Sonntag als Linksverteidiger eine starke Vorstellung ablieferte, auf die rechte Defensivseite ausweicht. Links könnte dann Leslie Rume auflaufen, zentral das eingespielte Innenverteidiger-Duo Nedzad Dragovic und Sebastian van Brakel. Klar ist: Der Blick auf den Aufstellungsbogen dürfte für Spannung unter den FC-Fans sorgen. Dieses Hochgefühl sind die treuesten Anhänger von den zurückliegenden Wochen, Monaten und Jahren gewohnt.

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