Leichtathletik Ein Volksfest auf sportlich hohem Niveau
Der Niederländer Ralph Steegh gewinnt den elften Gelderner City-Lauf über 10.000 Meter. 1000-Starter-Marke erneut geknackt.
Geldern Wer am Samstagnachmittag den Weg in die Gelderner Innenstadt fand, wurde Zeuge eines bunten Treibens, das man gemeinhin als „Volksfest“ bezeichnen würde. Ein Mix aus dichtem Gedränge, musikalischen Gassenhauern und sportlichen Höchstleistungen machte die elfte Ausgabe des Gelderner Citylaufs zu einer besonderen.
Auch in diesem Jahr überwanden die Organisatoren der Laufabteilung des GSV Geldern die magische 1000-er-Hürde. Insgesamt 1037 Sportler hatten sich gemeldet und nahmen sich der Strecken über fünf oder zehn Kilometer an. Darunter auch hunderte Kinder und Jugendliche auf den Schülerstrecken. „Wir sind sehr zufrieden und dürfen nun entspannt sein. Die Teilnehmerzahl ist die zweitbeste unserer Geschichte. Das zeigt: Unser Angebot kommt an“, zeigte sich Helmut van Weegen, Organisator des Citylaufs, sehr zufrieden. Während sich bei den Läufen der Kindergärten eine Vielzahl Dreijähriger auf die Strecke wagte, war Elsbeth Schäfer mit ihren 77 Jahren die älteste Läuferin in der Gelderner Innenstadt. Sie bezwang die Zehn-Kilometer-Distanz in sehr guten 1:05,39 Stunden.
Es gehört zum Wesen der hiesigen Volksläufe, dass der Fokus auf den Breitensportlern liegt. So auch in Geldern. Und dennoch: Insbesondere der Lauf über 10.000 Meter machte deutlich, dass das sportliche Level beachtlich ist. „Das Niveau ist in der Spitze der Fünf- und Zehnkilometerläufe wirklich gut“, bestätigte auch van Weegen. Die Königsdisziplin wusste in diesem Jahr der Niederländer Ralph Steegh für sich zu entscheiden. Er lief nach 35:40 Minuten ins Ziel ein und ließ damit Björn Temmler (36:17) vom Laufteam Kassel und Lukas Dieckmann (36:26) hinter sich.
Dabei hatte es anfangs noch nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen ausgesehen. Zwar führte Steegh bereits nach den ersten beiden Runden, einen Vorsprung aber konnte er vorerst nicht herauslaufen. „Ich bin den Lauf für meine Verhältnisse eigentlich sehr langsam angegangen. Dann aber merkte ich: Hier geht heute etwas. So bin ich ab der dritten Runde deutlich schneller geworden und voll auf Sieg gelaufen“, sagte Steegh. Mit durchschlagendem Erfolg: Der Tempoerhöhung war keiner seiner Konkurrenten gewachsen. Und das, obwohl der Sportler des ATV Venray zuletzt kaum hatte trainieren können. „Normalerweise laufe ich knapp 60 Kilometer pro Woche. Nun aber war ich eine Woche lang zum Ausspannen in Ägypten. Mit einem Sieg rechnen konnte ich nicht, umso glücklicher macht mich der Erfolg“, meinte der konditionsstarke Niederländer, der sonst insbesondere auf den Marathon-Strecken heimisch ist.
Zum weiblichen Pendant des souveränen Siegers avancierte die Xantenerin Natalia Melian-Esser. Sie überquerte die Ziellinie als schnellste Frau nach 41:02 Minuten. Auch für Exoten des Laufsports bietet der Citylauf Platz. Lothar Groß nämlich nahm sich der Herausforderung über das Kopfsteinpflaster barfuß an. „Da wird die ganze Laufschuhindustrie überflüssig“, hatte Moderator Ferdi van Heukelum zu dieser ungewöhnlichen Aktion einen launigen Spruch auf Lager. Trotz der sportlichen Höchstleistungen galt auch in diesem Jahr: Dabeisein ist alles. Wenn nicht auf den innenstädtischen Straßen, dann wenigstens daneben. Hunderte Gelderner feierten die Läufer unterwegs, im Zielbereich warteten die besonders frenetischen Anhänger. „Man muss hier nicht unbedingt mitlaufen, um von dem Gefühl des Citylaufs mitgenommen zu werden. Das ist eben ein Volksfest unserer Heimat“, sagte Christoph Elspaß, der an der Streckenabsperrung seinen Angehörigen zujubelte.
Über die halbe Distanz des Jedermannlaufs behielt Marcel Gnoß vom SV Sonsbeck die Oberhand. Er benötigte für fünf Kilometer 16:27 Minuten. Auch Gnoß machte es nicht mehr spannend und ließ seine ärgsten Kontrahenten mit deutlichem Vorsprung hinter sich. Der Dorstener Julian Tisborn und Melchior van de Pol erreichten jeweils in 17:54 Minuten das Ziel. Final war mit bloßem Auge zu erkennen: Im Zieleinlauf führend war Tisborn. Für viel Trubel sorgten auch die Bambini. Zwar brauchten diese mitunter noch ein wenig elterliche Starthilfe, der Applaus der begeisterten Zuschauer aber war ihnen garantiert. Elly Kramer aus Kerken war das schnellste Mädchen, Fabio Gomes vom gastgebenden GSV lief den anderen Jungs davon. „Es gibt eigentlich nichts, über das wir uns als Veranstalter beschweren dürfen. Der Zehn-Kilometer-Lauf dürfte noch etwas besser angenommen werden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau“, sagt van Weegen.