Lokalsport Mit Vollgas an die grün-goldene Altbier-Spitze

Issum · Rund 20 Jahre ist es her, als Diebels in der DTM als Sponsor den größten Erfolg feierte. Ein Rückblick auf vier rasante Jahre.

 Hier fährt der Chef. Im MM-Diebels-Team war Günter Murmann 1990 und 1991 Teambesitzer und Fahrer zugleich, wenn auch 1991 nur aushilfsweise.

Hier fährt der Chef. Im MM-Diebels-Team war Günter Murmann 1990 und 1991 Teambesitzer und Fahrer zugleich, wenn auch 1991 nur aushilfsweise.

Foto: Diebels

Als am 11. Oktober 1992 am Hockenheimring die Zielflagge fiel, war Kurt Thiim zwar nicht mehr im Rennen, aber er hatte es bereits im Rennen vorher geschafft: Der Däne war Vizemeister der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) geworden und sicherte damit dem Diebels-Zakspeed-Team den größten Erfolg in der Geschichte der Issumer Bierbrauerei im Motorsport. Der Vize-Titel war das letzte große Glied einer Kette von Höhepunkten, die das Gelderländer Unternehmen über insgesamt vier Jahre in der DTM feiern konnte.

Die Erfolgsserie begann 1990, als sich die Brauerei erstmals als Sponsor im Motorsport engagierte. 1990 und 1991 war das MM-Team des Münchners Günter Murmann Partner das Altbierherstellers. Ein Einstand nicht ganz ohne Risiko für die Issumer, denn Murmann hatte sein Team erst kurze Zeit vorher aufgebaut. Für die Brauerei tat das keinen Abbruch: Als "Jung und dynamisch" wurde der Partner MM bezeichnet — passend zur Rennserie DTM und passend zum Image, dass sich Diebels seinerzeit gab.

Das junge Motorsportteam machte von sich reden — zunächst wegen der Lackierung, die über Jahre hinweg von den treuen Anhängern zur schönsten der DTM gewählt wurde, dann auch aufgrund der Ergebnisse. Schon am dritten Rennwochenende 1990, auf der Berliner Avus, konnte Frank Schmickler den vierten Platz belegen. Eine Sensation, denn bei 23 Werksautos, die allesamt mit besserer Technik ausgerüstet waren als die Privat-Teams, war dieses Ergebnis absolut nicht zu erwarten.

Am Ende der Saison wurde das MM-Team bestes Privatteam der Serie und wiederholte dieses große Kunststück auch im Jahr 1991. Als Fahrer für diese zweite Saison hatte MM keinen geringeren verpflichtet, als den ehemaligen Formel-1-Piloten Christian Danner, der heute Formel-1-Rennen kommentiert. Gegen die zunehmende Überlegenheit der Werkswagen kämpften Danner und sein Teamkollege Otto Rensing aber oftmals mit stumpfen Waffen.

1992 sah die Issumer Brauerei die Erwartungen in ihr eigenes Sponsoring übertroffen und war dennoch bereit für noch Größeres: Vom MM-Team wechselte sie zum Zakspeed-Team über. Die Truppe aus der Eifel gehörte über Jahre zu den siegverwöhnten Rennstallteams in der DTM und war bis zum Jahre 1995 Werksteam von Mercedes. Der Sprung als Sponsor in die Werksriege kam gerade recht: Der Mercedes 190E sollte das beste Fahrzeug der Saison 1992 werden. 16 von 24 Rennen wurden damals von ihm gewonnen.

Mit dem Sponsoring eines Top-Teams im deutschen Motorsport gelang dem Gelderländer Bierlabel ein weiterer Coup: Die König-Brauerei aus Duisburg, die immerhin für das Design des Mercedes-Werksteams AMG verantwortlich war, zog sich verärgert durch das Engagement der Issumer Konkurrenz bei Zakspeed-Mercedes aus der Tourenwagen-Meisterschaft zurück.

Der Issumer Bierhersteller bekannte unterdessen viel Farbe: Beim DTM-Auftakt im belgischen Zolder 1992 und auch 1993 leistete man sich eine eigene Tribüne, fuhr Mitarbeiter und Freunde des Hauses in Bussen zur Rennstrecke. Dort erlebten sie, wie 1992 der Däne Kurt Thiim beide Rennläufe des Tages gewann und im zweiten Lauf mit seinem schwäbischen Teamkollegen Roland Asch noch einen Doppelsieg feiern konnte. Für Thiim sollten es die einzigen Siege der Saison bleiben, Asch hingegen ließ noch zwei weitere Folgen. Das Diebels-Zakspeed-Team wurde letztlich am Saisonende Zweiter der Teamwertung. Und Thiim durch regelmäßiges Punktesammeln Vize-Meister.

1993, im letzten Diebels-DTM-Jahr, war durch Alfa Romeo neue Konkurrenz geboren. Gegen die Italiener mit ihrem neu entwickelten Allrad-Auto war kein Kraut gewachsen, der Mercedes 190E sah dagegen regelrecht alt aus. Immerhin gelang Kurt Thiim noch ein einziger Saisonsieg und Teamkollege Jörg van Ommen aus Moers mit einem zweiten Platz ein Achtungserfolg. Schweren Herzens zog sich Diebels im Herbst 1993 aus dem Motorsport zurück. Möglicherweise ein Jahr zu früh, denn als Mercedes 1994 den neuen C-Klasse-Rennwagen präsentierte, kämpften Thiim und van Ommen lange um die Meisterschaft mit.

Zum nahezu gleichen Zeitpunkt feierte 1995 auch die Gelderländer Bierbrauerei schon wieder: Und zwar den Aufstieg mit der Fortuna aus Düsseldorf in die Fußball-Bundesliga und darüber hinaus den DFB-Pokal-Sieg mit Borussia Mönchengladbach.

(buer)
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