Lokalsport Mit dem Rad zur Deutschen Meisterschaft

Kervenheim · Timo Kresse vom RSV Falke Kervenheim hat sich die Qualifikation geholt, von der er immer geträumt hat. Am Wochenende geht es los.

 Dass Kunstradfahren mehr ist, als nur bloßes Geturne auf einem Rad, hat Timo Kresse seinen Mitschülern demonstriert. Nun startet er bei der DM.

Dass Kunstradfahren mehr ist, als nur bloßes Geturne auf einem Rad, hat Timo Kresse seinen Mitschülern demonstriert. Nun startet er bei der DM.

Foto: Ostermann

Wenn Timo Kresse in der Turnhalle in Kervenheim seine Runden dreht, ist außer einem leisen Surren nichts zu hören. Seine Runden dreht der 14-Jährige auf einem Kunstrad. Mit dem holte er zuletzt den ersten Platz beim NRW-Pokal im Kunstradfahren in der Klasse der Schüler A. Das war sozusagen die Generalprobe. Denn am Wochenende geht es für ihn zu den Deutschen Meisterschaften. "Timo Kresse hat sich als erster Kunstradfahrer in der Vereinsgeschichte der Falken für die Deutschen Schülermeisterschaften am 14. und 15. Juni in Coburg qualifiziert", so heißt es auf der Internetseite des RSV Falke Kervenheim.

"Eigentlich ist das Ziel schon erreicht", sagt Timo. Das Ziel, das war die Quali, sagt er bescheiden. Er kann also ganz beruhigt an den Start gehen. Sein Trainer Ralf Schairer rechnet mit einer Platzierung seines Schützlings im unteren Mittelfeld. Nicht zu vergessen sei, dass die Kunstradsportelite aus ganz Deutschland gegeneinander antritt. Und da herrschen in anderen Bundesländern ganz andere, optimalere Trainingsbedingungen. Timos Trainer Ralf Schairer stammt selbst aus Württemberg, dem Land, indem - gemeinsam mit Bayern -, die Elite zu Hause ist. Größere Hallen, die Möglichkeit, an der Longe und nicht im freien Fall die akrobatischen Übungen zu vollbringen, beschreibt er nur einige Vorteile. Für seinen Schützling Timo hat er trotz eingeschränkter Trainingsbedingungen nur lobende Worte übrig. "Die Erfolge, die Timo erzielt hat, davor kann ich nur den Hut ziehen", sagt der Trainer.

Timos Erfolgsgeheimnis: Sein Ehrgeiz. Gepaart mit einer gehörigen Portion Durchhaltevermögen. Denn neben dem Technik-Training auf dem Fahrrad runden tägliche Übungen für Kondition und Kraft das persönliche Sportprogramm des 14-Jährigen ab. Das Gute ist, dass diese Übungen sich in den normalen Tagesablauf integrieren lassen. 40 Minuten mit dem Fahrrad zur Schule fahren, sind schon gut für die Kondition.

Dass Kunstradfahren mehr ist, als bloßes Herumturnen auf dem Fahrrad, zeigte Timo seinen Klassenkameraden. Dafür nahm er das Rad mit in den Sportunterricht. "Ich denke schon, dass sie begeistert waren, aber eher die Mädchen", sagt Timo über die Reaktionen seiner Klassenkameraden. Den Jungs kam der Sportler mit Turnschläppchen, Leggins und in die Hose gestecktem T-Shirt nicht ganz geheuer vor. "Aber mit weiten Hosen würde ich ja in der Kette hängen bleiben", erklärt Timo. Er selbst hat mit der typischen Kleidung der Kunstradfahrer weniger Probleme.

Sein Trainer erinnert sich sogar noch an Zeiten, als die Leggins neonfarbig oder bunt waren. Das war in den 1980ern, in seiner aktiven Zeit. Damals war das Kunstradfahren auch eher ein Jungensport. "Wir hatten lange Zeit kein einziges Mädchen, nur Jungs", erinnert sich sein Trainer. Heute ist das anders. Das Kunstradfahren wird nun von Mädchen beherrscht. Mit Timo trainieren etwa auch seine Schwester Sarah und Julia Kühnast. "Was die drei machen, ist schon kein Breitensport mehr, sondern Leistungssport", sagt Schairer. Die zwölfjährige Sarah ist Vize-Landesmeisterin geworden und die elfjährige Julia Kühnast hat sich zum ersten Mal für die Landesmeisterschaft qualifiziert.

Für Timo steht im kommenden Jahr eine große Veränderung an. Er wechselt von der Schülerklasse A in die Juniorenklasse und muss sich dann mit bis zu 18-Jährigen messen. "Das wird eine riesen Umstellung", ist sich sein Trainer sicher. "Aufgrund seines Alters wird er sich ein bisschen weiter hinten anstellen müssen." Aber erst einmal darf sich Timo auf den Deutschen Schülermeisterschaften beweisen. Die geht er mit einer gewissen Gelassenheit an. "Mal sehen was geht. Die anderen können ja auch mal einen schlechten Tag haben", sagt Timo Kresse.

(bimo)
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