Tischtennis Mit 60 noch mal an der Platte

Vor rund 25 Jahren hat Heide Wambach dem Tischtennissport den Rücken gekehrt. Ihre Karriere war bis dahin eine Erfolgsgeschichte und erfährt nun eine Fortsetzung. Denn nach gut einem Vierteljahrhundert der Abstinenz will es die mittlerweile 60-Jährige beim SV Walbeck nochmal wissen.

Man kann es sich gut vorstellen, wie die ersten sportlichen Gehversuche der kleinen Heide Wambach gewesen sein müssen. Die inzwischen 60-Jährige erzählt sehr lebendig wie es war, als sie – damals im Alter von sieben Jahren und noch als Heide Moers – mit dem Tischtennissport in Kontakt kam. Wie sie mit ihrem Vater kurzerhand den Küchentisch zu einem Spielfeld umfunktioniert haben muss, weil sie jede freie Minute zum Spielen nutzen wollte.

Damals, als die Familie noch in Dortmund-Brake wohnte, gegenüber der Berufsfeuerwehr, die für Wambach ein ebenso wichtiger Ort ihrer Kindheit gewesen war. Denn in deren Räumlichkeiten standen zwei Tischtennisplatten, an denen sie als ständige Mitspielerin für die Feuerwehrleute schnell so etwas wie das Maskottchen wurde.

Erster Titel mit zwölf Jahren

Und Wambach könnte noch viele weitere solcher Anekdoten erzählen, viele schöne Momente wiedergeben, vor allem erfolgreiche, die sie in den vergangenen 53 Jahren erlebt hat. Ihre Augen leuchten, wenn sie von ihrem ersten Verein spricht. Über Recklinghausen hatte es die "wanderlustige" Familie Moers zwischenzeitlich nach Hamburg-Horn verschlagen, wo Heide als Elfjährige beim Horner TV mit dem Spielen begann – und wo ihre Karriere ihren Anfang nahm. Mit zwölf Jahren errang Wambach ihren ersten Titel als Hamburger Jugendmeisterin. Und nach erneutem Umzug nach Essen schloss sie sich dem TuS Holsterhausen an.

Beim Schüler-Mannschaftswettbewerb 1964 des Westdeutschen Tischtennis-Verbandes (WTTV) fiel die damals 13-Jährige auch dem Verbandstrainer auf – und als Spitzenspielerin im leistungsstarken WTTV machte die "entdeckte" Essenerin schnell Karriere. Vier Jahre war sie praktisch ohne Konkurrenz und sammelte viele Titel bei Stadt- und Kreismeisterschaften. Nur an einer, Wiebke Hendriksen aus Kleve, kam sie nie vorbei. "Da konnte ich mich anstrengen, wie ich wollte, die Wiebke war für mich einfach nicht zu schlagen", sagt Wambach mit einem Augenzwinkern.

Als eines der stärksten Nachwuchstalente im Deutschen Tischtennis Bund (DTTB) ließen auch internationale Berufungen nicht lange auf sich warten. Sechsmal stand sie bei offiziellen Jugend-Länderspielen in der deutschen Mädel-Auswahl. Mehr als 50 Mal spielte sie repräsentativ für den WTTV bei nationalen und internationalen Vergleichskämpfen.

Zu den schönsten Erlebnissen aber zählt sie die vielen Auslandsfahrten etwa nach England, Schottland, Wales, Frankreich, Belgien, Holland, Luxemburg oder in die Schweiz, die sie als 17-jährige und damals kaufmännische Auszubildende durch den Sport machen durfte. Und wo sie viele Freunde gefunden hat. Fast 100 Urkunden, Pokale und Ehrenpreise hat Wambach als Zeugnisse ihrer Erfolge vorzuweisen. Die Wahl zur Sportlerin des Jahres in Essen 1968 jedoch sei von allen Auszeichnungen die schönste gewesen, wie sie sagt.

So viel Erfolg machte die Sportlerin bei Vereinen begehrt. Ein heftiges Tauziehen um sie begann, brachte sie zum TTF Essen-West, wo sie auch Ehemann Klaus kennenlernte, mit dem sie schließlich nach Pont umsiedelte. Und es dauerte nicht lange, bis Heide Wambach beim SV Walbeck eine neue Tischtennis-Heimat gefunden hatte, mit dem sie als Oberliga-Spitzenspielerin nur knapp den Aufstieg in die Regionalliga verpasste.

Und vielleicht waren es genau diese Momente, die letztlich den Ausschlag gaben, nach zuletzt 25 Jahren Pause und überstandenen gesundheitlichen Problemen wieder an die Platte zurückzukehren.

Wambach suchte eine neue sportliche Herausforderung. Eher zufällig hatte sie sich nach langer Zeit wieder mal ein Verbandsligaspiel in Walbeck angesehen. "Und ich war sofort begeistert und habe ein Kribbeln in den Fingern gespürt", erinnert sich Wambach, die inzwischen in Walbeck wohnt. "Schnell stand fest, dass ich wieder anfangen möchte. Und gleich nach dem Spiel habe ich mich beim SV Walbeck zurückgemeldet."

Inzwischen mischt sie in der sechsten Mannschaft in der Bezirksklasse mit und führte sich bei ihrem ersten Auftritt mit drei Einzel-Siegen ein. Doch wer Heide und ihren Ehrgeiz kennt, ahnt, dass es bei der sechsten Mannschaft wohl nicht bleiben wird.

(RP)
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