Fußball-Regionalliga Ein Kleiderschrank mit viel Ballgefühl

Straelen · Fußball-Regionalliga: Matona-Glody Ngyombo gehört zu jenen Spielern, die dem Gegner allein schon aufgrund ihrer Statur Respekt einflößen. Doch der 23-jährige Neuzugang des SV Straelen ist nebenbei auch ein feiner Techniker.

 Neuzugang Matona-Glody Ngyombo – hier eine Szene vom 4:1-Triumph des SV Straelen an der Essener Hafenstraße – hat auf Anhieb einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld des Regionalligisten erobert.   Foto: Heinz Spütz

Neuzugang Matona-Glody Ngyombo – hier eine Szene vom 4:1-Triumph des SV Straelen an der Essener Hafenstraße – hat auf Anhieb einen Stammplatz im defensiven Mittelfeld des Regionalligisten erobert. Foto: Heinz Spütz

Foto: Heinz Spütz

Matona-Glody Ngyombo stand ganz oben auf dem Wunschzettel von Benedict Weeks, Trainer des Fußball-Regionalligisten SV Straelen. Er nahm im Sommer Kontakt mit Glody, wie ihn alle nennen, auf und lud ihn zum Probetraining ein. Der 23-Jährige kam vom Regionalliga-Absteiger SV Bergisch Gladbach an den Niederrhein und verkörpert als defensiver Mittelfeldspieler mit wohl proportionierten 80 Kilogramm bei einer Körperlänge von 188 Zentimetern den Typ „Kleiderschrank“.

Vor 26 Jahren verließ der Vater, der in seinem Heimatland in der Zweiten Liga am Ball war, die Demokratische Republik Kongo, um seiner Familie ein besseres Leben bieten zu können. Arbeit und eine neue Heimat fand er in Siegen, ein Jahr später kam seine Frau mit den beiden Kindern nach. Glody und zwei weitere Geschwister wurden in Siegen geboren.

Die Umstellung, unter professionellen Bedingungen bis zu sechs Mal wöchentlich zu trainieren und dazu noch ein Pflichtspiel absolvieren zu müssen, fiel ihm nicht schwer. Schon als Jugendlicher hatte er damit begonnen, immer mehr als die anderen zu machen und seinen Körper, aber auch seine Technik zu trainieren.

Spätestens als 16-Jähriger, als ihm immer mehr Menschen eine Karriere im bezahlten Fußball zutrauten, entstand bei ihm der Traum, später mal Fußball-Profi zu werden. Träume sind Ziele ohne Termin – ob ihm der Sprung in eine hochklassige Liga gelingen wird, steht in den Sternen. Das weiß er selber auch. Doch Glody ist nach wie vor fest entschlossen, seinen Traum Wirklichkeit werden zu lassen und in jedem Spiel Vollgas zu geben, seine Qualitäten zu zeigen und auf das nötige Quäntchen Glück, gesichtet und verpflichtet zu werden, zu hoffen.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mein Leistungsmaximum noch nicht erreicht habe“, sagt er, „und ich werde weiter hart dafür arbeiten, um dem SV Straelen zu helfen und in den nächsten zwei bis drei Jahren den Sprung in die Dritte Liga zu schaffen.“ Weeks scheint mit seiner Verpflichtung das richtige Näschen gehabt zu haben. Nach kurzer Zeit war der Neuzugang fester Bestandteil der Mannschaft, stellte seine Qualitäten unter Beweis und erkämpfte sich einen Stammplatz. Auf der Position als „Sechser“ fühlt er sich sehr gut aufgehoben, doch interpretiert er seine Rolle nicht nur als sogenannter Abräumer vor der Abwehr. „Ich würde sagen, dass ich ein Box-to Box-Spieler“ bin“, sagt er. „Zu meinen Aufgaben zählt es auch, mich ins Spiel nach vorne einzubringen und gefährliche Situationen in der Offensive einzuleiten.“ Gladiator oder Filigrantechniker? Der 23-Jährige ist eine Mischung aus beidem. Glody scheut nicht davor zurück, auch mal die sogenannte „Drecksarbeit“ während eines Spiels zu erledigen. Selbstkritisch führt er an, dass er sich auf dem Platz noch mehr zutrauen, Verantwortung übernehmen und das Spiel in die Hand nehmen müsste.

Schwierigkeiten, sich in ein neues Umfeld einzuleben, hat es für den jungen Mann, der nie die Bekanntschaft mit Nikotin oder Alkohol gemacht hat und für den eine ausgewogene Ernährung und der Verzicht auf Fast-Food und Süßigkeiten Programm ist, nicht gegeben. „Die meiste Zeit stehe ich ja auf dem Sportplatz, aber meine freie Zeit ist trotzdem verplant. Langeweile ist für mich ein Fremdwort“, sagt er. Zur Freizeitgestaltung gehört auf jeden Fall ein Besuch bei seiner Familie in Siegen dazu.

Ngyombo ist bekennender Christ und schöpft, wie er sagt, viel Stärke und Kraft aus seinem Glauben. Er ist ein aufmerksamer Zuhörer, seine Antworten klingen alles andere als abgedroschen. „Die Stimmung in der Mannschaft empfinde ich als überragend. Wir gehen hier durch dick und dünn. Das spiegelt sich auch auf dem Platz wider. Nach der 1:4-Niederlage gegen Wuppertal sind wir zusammengerückt und haben uns geschworen, im nächsten Spiel wieder unser wahres Gesicht zu zeigen.“

Glody geht fest davon aus, dass der SV Straelen in der Endabrechnung unter den ersten Zehn landet. „So richtig hapert es bei uns eigentlich nirgendwo. Unsere Stärke ist sicher das schnelle Umschaltspiel, ein Manko sehe ich in der Chancenverwertung. Wenn wir im Angriff die richtigen Entscheidungen treffen, können wir jeder Mannschaft wehtun.“

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