Leichtathletik Manuel Dornemann feiert EM-Titel

Nieukerk · Der Kurzsprinter im Trikot des TSV Nieukerk ist Europameister der Senioren M40 über 400 Meter. Seine Siegerzeit: 50,57 Sekunden.

 Manuel Dornemann lässt beim Zieleinlauf der Europameisterschaft in Venedig den Franzosen Olivier Apatout hinter sich.

Manuel Dornemann lässt beim Zieleinlauf der Europameisterschaft in Venedig den Franzosen Olivier Apatout hinter sich.

Foto: Manuel Dormann Privat/Manuel Dormann

Manuel Dornemann ist ein bescheidener Athlet. „Es ist ganz gut gelaufen in Venedig“, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Für den 40-Jährigen heißt das: Bei der Leichtathletik-Europameisterschaft räumte er die Goldmedaille ab. In der Altersklasse Senioren M40 war er nach 50,57 Sekunden über die 400 Meter das Maß aller Dinge. „Das Gefühl, dort zu gewinnen, kann man nicht beschreiben. Ich empfinde das wie einen Traum“, sagt Dornemann. Schon im Juli bei den Deutschen Senioren-Meisterschaften in Thüringen holte sich der für den TSV Nieukerk startende Sportler souverän den Meistertitel über die Kurzstrecke. „Vor der Saison war mein Ziel eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften. An die Europameisterschaften habe ich damals noch gar nicht gedacht“, sagt er. So sei er sich nicht einmal sicher gewesen, ob er überhaupt nach Italien reisen wolle. Und das, obwohl er sich für den Wettbewerb durch seinen Erfolg bei den „Deutschen“ mühelos qualifiziert hatte.

„Ich habe lange überlegt, ob ich wirklich teilnehmen soll. Beim Training hat sich mein Körper nämlich auch schon ein paar Mal gemeldet“, sagt Dornemann. So plagten ihn zwischenzeitlich Schmerzen in der Sehne und am Knie. Rechtzeitig aber meldete er sich fit und peilte die EM an. Im Vorfeld erklärte er: „Die Konkurrenz aus Großbritannien ist sehr stark. Ich möchte den Finallauf erreichen.“ Mit seiner Frau reiste er in die italienische Region Venetien, auch sein Bruder fuhr zur Unterstützung mit. „In den darauffolgenden Tagen musste ich ein echtes Mammutprogramm abspulen“, sagt der Orthopäde aus Moers. Innerhalb zweier Wettkampftage fanden gleich drei Stadionläufe über 400 Meter statt: der Vorlauf, das Semifinale und der Endlauf. Gesetzt war Dornemann mit seiner Meldezeit auf dem vierten Platz. Im Vorlauf und dem Halbfinale aber waren die Leistungen des Mediziners noch durchwachsen.

Im Halbfinale holte er sich mit 51:39 Sekunden dann den zweiten Platz in seinem Lauf und damit die direkte Qualifikation fürs Finale. Dornemann sprintete im Endlauf auf Bahn drei. Nach einem eher mäßigen Start zog der 40-Jährige das Tempo vor Ende der zweiten Kurve nochmals an und zog am führenden, französischen Vizeweltmeister Olivier Apatout vorbei.

Manuel Dornemann hielt seinen Vorsprung von gut zwei Metern konsequent bis ins Ziel und feierte mit 50.57 Sekunden den EM-Titel. Zweiter wurde der Franzose (50.87) vor dem Briten David Brown (51.38). Der Engländer war stark gestartet, musste seinem ambitionierten Auftakt aber rasch Tribut zollen. „Das war der krönende Abschluss einer unglaublichen Saison“, sagt der Wahl-Niederrheiner, der aus dem westfälischen Calenberg stammt. Mit der Siegerzeit von 50.57 stellte Dornemann gleich auch einen neuen Vereinsrekord beim TSV Nierkerk auf. Der stammte aus dem Jahr 1981. Im Turn- und Sportverein ist der Orthopäde das Maß aller Dinge.

„Nieukerk ist ein wirklich sehr netter Verein mit einem super Sportplatz“, sagt Dornemann. Zum Hintergrund des Sportlers: 1997 gehörte der Sprinter zur 4-mal-400-Meter-Staffel im Trikot mit dem Bundesadler, die Deutschland bei der Europameisterschaft vertrat. Und mit der Staffel der LG Olympia Dortmund gewann er vier Mal die Deutsche Meisterschaft, ehe Manuel Dornemann die Spikes an den Nagel hängte und sich fortan seinem Medizinstudium widmete. Das war im Jahr 2002. „Danach habe ich praktisch nichts mehr gemacht. Ich habe zwar manchmal noch ein Fitness-Studio besucht. Aber nichts, was mit Leichtathletik zu tun hatte“, sagt Dornemann. Aus einer Bierlaune heraus hat der Mediziner jedoch sein Comeback gestartet. Wir berichteten im Juli ausführlich über den Spitzensportler.

 Manuel Dornemann nahm bei der Siegerehrung in Italien die Goldmedaille in Empfang – eine faustdicke Überraschung.

Manuel Dornemann nahm bei der Siegerehrung in Italien die Goldmedaille in Empfang – eine faustdicke Überraschung.

Foto: Manuel Dornemann

Auf den TSV Nieukerk stieß er per Zufall im Internet – bei ,Google maps’: Die Sportanlage „Am Aermen Düwel“ war schlichtweg die geographisch nächste. So wandte sich Dornemann an den Klub, der ihn mit offenen Armen empfing. „Ich habe mich beim TSV keiner Trainingsgruppe angeschlossen, ich laufe alleine. Aber wen ich auch auf der Platzanlage treffe, alle sind sehr freundlich. Ich fühle mich dort sehr wohl“, sagt der amtierende Europameister. Die Leichtathletik-Freiluftsaison ist für Dornemann mit der Europameisterschaft beendet, so sagt er. Dann aber fällt ihm noch ein: „Ach, meine Frau und ich sind ja zuletzt auch noch einen Halbmarathon am Rhein zwischen Düsseldorf und Duisburg gelaufen.“ Dornemann sagt das, als seien die 21,0975 Kilometer eines Halbmarathons ein Klacks. Es ist das Selbstbewusstsein eines Europameisters.

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