Fußball "Kucze" geht - TSV Wa.-Wa. wütend

Wachtendonk · Der Fußball-Bezirksligist Wachtendonk-Wankum muss sich auf die Suche nach einem neuen Trainer begeben. Coach Thomas von Kuczkowski bat um Auflösung seines Vertrages. Kurze Zeit später heuerte er beim SV Sonsbeck an.

 Gibt jetzt den Ton in Sonsbeck an: Thomas von Kuczkowski.

Gibt jetzt den Ton in Sonsbeck an: Thomas von Kuczkowski.

Foto: MVO

Bis Sonntagabend war die Welt beim Fußball-Bezirksligisten TSV Wachtendonk-Wankum sportlich noch in bester Ordnung. Das war auch nicht weiter verwunderlich, hatten doch die Fußballer aus dem Sportpark Laerheide gerade den benachbarten FC Aldekerk in dessen Umgebung mit 3:0 niedergerungen und damit den zwölften Ligaeinsatz mit dem siebten Sieg abgeschlossen. Macht für den TSV Wa.-Wa. den dritten Tabellenplatz hinter Fichte Lintfort und dem GSV Geldern. Während die Lintforter an der Tabellenspitze mit einem Vorsprung von sieben Punkten der Konkurrenz schon etwas enteilt sind, halten die Wachtendonker noch enge Tuchfühlung zum zweiten Platz, der am Ende dieser Saison dazu berechtigen würde, an der Aufstiegsrelegation zur Landesliga teilzunehmen. Aus Sicht des TSV Wachtendonk-Wankum eine gute Bilanz, nachdem ein Drittel der Spielzeit vorüber ist.

Mit diesem guten Gefühl gingen nach dem Spiel in Aldekerk Trainer, Verantwortliche und Spieler auseinander. Danach verging noch einige Zeit, bis am Sonntagabend das Telefon von TSV-Kapitän Alexander Rasch klingelte. Am anderen Ende der Leitung meldete sich Trainer Thomas von Kuczkowski. Der 44-jährige Emmericher, der seine Arbeit in der Laerheide erst im Sommer begonnen hatte, eröffnete seinem Mannschaftsführer, dass er künftig nicht mehr dessen Trainer sein werde. Der TSV-Fußballer benötigte einige Zeit, um die Ernsthaftigkeit hinter der Aussage zu begreifen. Doch Rasch war keinem zunächst vermuteten Scherz aufgesessen: sein bisheriger Trainer, mit dem er und seine Kollegen vier Monate lang erfolgreich zusammengearbeitet hatten, verlässt tatsächlich von gleich auf jetzt den TSV Wa.-Wa. und heuert, wie sich wenig später herausstellen sollte, beim Landesligisten SV Sonsbeck an.

Der wiederum hatte sich in der vergangenen Woche von Trainer Günter Abel getrennt und war seitdem auf der Suche nach einem erfahrenen Fahrensmann, der die verkorkste Saison noch zu einem halbwegs guten Ende bringen sollte. Mit Thomas von Kuczkowsky fand man ihn. Sonsbecks neuer Coach dazu: "Ich bekomme in Sonsbeck die Möglichkeit, noch ambitionierter zu arbeiten als bei meinem alten Verein. Es werden höhere Ziele anvisiert. Ich bin nicht bekannt dafür, Vereinshopping zu betreiben. Ich möchte mithelfen, dass in Sonsbeck wieder Kontinuität einkehrt."

Von Kuczkowski hatte am Sonntagabend neben Kapitän Rasch auch versucht, mit Andreas Schroers, Teammanager des TSV Wachtendonk-Wankum, telefonisch Kontakt aufzunehmen, das Gespräch kam jedoch erst einen Tag später zustande. Am Inhalt endete sich aber nichts. Von Kuczkowski bat den TSV Wa.-Wa. um die Auflösung seines Arbeitsvertrages. "Dem haben wir stattgegeben", sagt Schroers. Aus seiner Sicht wäre es durchaus möglich gewesen wäre, auf die Erfüllung des Kontraktes zu bestehen.

Das hätte aber nicht viel Sinn gehabt. Denn der Wind im Verein und besonders unter den betroffenen Spielern der ersten Mannschaft und den Verantwortlichen hatte sich emotional längst gegen von Kuczkowski gedreht. "Über den Zeitpunkt des Abgangs mitten in der Saison, wo er als Trainer weiß, dass man jetzt nur schwer Ersatz findet, und trotz bestehender Vereinbarung sind bei uns alle erschüttert, zum Teil auch richtig wütend", sagt Schroers, der sich so etwas gerade bei Thomas von Kuczkowski nicht vorstellen konnte. Zumal nicht vor dem Hintergrund von Anstand, Moral und Zuverlässigkeit, die der Emmericher im Mund geführt habe, wenn sich Spieler an gemachte Absprachen nicht gehalten hätten. "Und jetzt macht er mit uns nichts anderes", legt Schroers den Finger in die Wunde und stellt die Frage nach der Vorbildfunktion, die ein Trainer der ersten Mannschaft für den Nachwuchs im Verein doch auch habe.

Menschlich sei das Verhalten von "Kucze" mehr als schwach, sagt der Teammanager, der das Amt beim TSV Wa.-Wa. in der Nachfolge von Ralf Rösen seit knapp drei Jahren ausübt. In dieser Funktion führte er seinerzeit auch die Gespräche mit von Kuczkowski und erfüllte ihm nahezu jeden Wunsch. "Wir haben alles Erdenkliche getan, um die Mannschaft nach seinen Vorgaben zusammenzustellen."

Er habe jeden Spieler, den er wollte, bekommen - "im Rahmen unserer Möglichkeiten natürlich". Das sei bis hin zur Verpflichtung von Co-Trainer Andreas Bergmann gegangen. "Wenn ,Kucze' das gewollt hätte, hätten wir auch noch die Tore in Pink gestrichen", scherzte Schroers, dem zum Scherzen gar nicht zumute ist. Der 37-Jährige weiß aber auch, dass es trotz der misslichen Lage weitergehen muss. Interimsmäßig wird er die Mannschaft trainieren und bei den Spielen betreuen. Darüberhinaus soll schnell ein neuer Trainer gefunden werden.

Gestern Abend traf der Wachtendonker Teammanager seinen vormaligen Trainer zur Übergabe der Schlüssel und anderer dem Verein gehörender Dinge. Es dürfte ein mehr als unterkühltes Treffen gewesen sein. Vorher schon habe Schroers von Kuczkowski gegenüber bedeutet, dass er von ihm keinen Kontakt mit den Spielern wünschte. "Das wäre wohl auch nicht gut gewesen", glaubt Schroers, der das gestrige Training nach hinten verlegt hatte, damit sich Spieler und Trainer nicht begegnen.

(RP)
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