Leichtathletik Der Legenden-Finisher aus Nieukerk

Nieukerk · André Bucher hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Der 49-jährige reiste zum Mekka der Triathleten nach Franken und bewältigte die „Challenge Roth“. Neben dem sportlichen Erfolg gab’s jede Menge Glücksgefühle.

 Tausende Zuschauer feuerten die Triathleten im fränkischen Roth an. André Bucher aus Nieukerk genoss das Bad in der Menge in vollen Zügen und erreichte einige Stunden später nach dem Marathonlauf überglücklich das Ziel.

Tausende Zuschauer feuerten die Triathleten im fränkischen Roth an. André Bucher aus Nieukerk genoss das Bad in der Menge in vollen Zügen und erreichte einige Stunden später nach dem Marathonlauf überglücklich das Ziel.

Foto: Andre Bucher

Monatelang hatte er sich auf den strapaziösen Wettbewerb vorbereitet. Jetzt hat sich André Bucher einen Traum erfüllt. Der Nieukerker gehört ab sofort zum erlesenen Kreis jener Ausdauersportler, die die legendäre „Challenge Roth“ in der Nähe von Nürnberg bewältigt haben, die gerne auch als „Mutter aller Triathlons“ bezeichnet wird. Der 49-Jährige, der für den Krefelder Kanu-Club startet, bewältigte die Langdistanz 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und Marathonlauf in der ausgezeichneten Zeit von 10:44,22 Stunden.

 „Da das Rennen zum 35. Mal ausgetragen wurde, war der Wirbel um das ,Home of Triathlon’ entsprechend groß“, berichtete Bucher, der im Vorfeld wie alle anderen Triathleten auch fast 500 Euro Startgeld gezahlt hatte, nach seiner Rückkehr an den heimischen NIederrhein.“

Den Abend vor dem „Raceday“ hatte Bucher ganz entspannt zusammen mit Freunden beim Italiener verbracht. Und das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden. Denn die delikaten Pasta sorgten im Vorfeld der Herausforderung für den nötigen Kohlenhydrate-Vorrat. Der große Tag seines Sportlerlebens begann in aller Herrgottsfrühe morgens um drei. „Im Busshuttle zum Schwimmstart hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Die Anspannung war enorm. Oder vielleicht waren alle einfach nur müde“, meinte der 49-Jährige mit einem Augenzwinkern.

In der Wechselzone erlebte der drahtige Nieukerker gleich einmal eine Schrecksekunde. Die Pumpen, die der Ausrichter zur Verfügung gestellt hatte, passten allesamt nicht auf die Ventile seiner Reifen. „Statt einem Bar mehr hatte ich plötzlich sechs Bar weniger im Reifen. Ganz toll. Gott sei Dank hat mir ein anderer Starter mit seiner Pumpe geholfen. Das ist mir eine Lehre. Zum nächsten Wettbewerb nehme ich garantiert mein eigenes Material mit“, sagte Bucher.

 Vor dem Start des Schwimmwettbewerbs erlebte der sportliche Nieukerker den ersten von vielen Gänsehautmomenten. „Einfach unglaublich, wie viele Zuschauer bereits zu so früher Stunde auf den Beinen waren, um die mehr als 5000 Athleten anzufeuern.“

 Nach einigen sogenannten Stimmungsnestern erreichte Bucher nach etwa 70 Kilometern endlich das Highlight des Rennens, den Solarer Berg. Eine einige hundert Meter lange Steigung, die an 364 Tagen im Jahr nicht unscheinbarer sein könnte, die aber bei der „Challenge Roth“ zum Hexenkessel wird. „Was dort abgeht, ist der Hammer und beinahe unbeschreiblich“, meinte André Bucher. „Da steht eine Wand von Menschen. Urplötzlich öffnet sich eine schulterbreite Lücke und man ist mittendrin im ohrenbetäubenden Lärm. In diesem Moment vergisst man alle Strapazen. Ich hatte einfach nur Freudentränen hinter meiner Sonnenbrille.“

Im Wechselzeit halfen freundliche Helfer, die Athleten auf den Marathonlauf vorzubereiten. Beim Verlassen des Zeltes gab’s erneut Gänsehaut pur. Tausende Zuschauer standen bereit, um die Triathleten auf die Reise zu schicken. Ein großer Teil der 42,195 Kilometer langen Marathon-Distanz führt am Ufer des Main-Donau-Kanals entlang, in dem am Morgen das Schwimmen stattgefunden hatte. Dort traf Bucher seine Lebensgefährtin Andrea Delau und seine Freunde Roman und Nicole, um sie kurz in die Arme zu schließen. „Ohne deren moralische Unterstützung hätte ich es nicht geschafft“, sagte Bucher nach dem Rennen.

Kilometerlanges Laufen ohne Schatten und ohne großartige Richtungsänderungen bedeuteten für die Sportler eine mentale Herausforderung. Trotz der äußerst schwierigen Bedingungen legte der Nieukerker eine sehr gute Marathonzeit von 3:58:32 Stunden hin und durfte sich im Ziel als „Legenden-Finisher“ feiern lassen. Zur Stärkung gab’s erst einmal Laugenbrötchen mit Käse und Gurke. Mit Platz 61 in der Altersklasse M50 übertraf Bucher die Erwartungen, die er sich im Vorfeld selbst gesteckt hatte.

Der 49-Jährige zeigt sich noch immer hellauf begeistert, wenn er an das größte Erlebnis seiner sportlichen Laufbahn zurückdenkt. „Die viel gerühmte Stimmung und das Engagement der Helfer und Zuschauer in Roth ist kein Klischee. Das sollte jeder Triathlet einmal erlebt haben.“

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