Fußball-Regionalliga Sein Trikot hängt bei Alaba im Schrank

Straelen · Fußball-Regionalliga: Der SV Straelen ist bei der Kölner Fortuna gefordert, die zum engsten Favoritenkreis in Liga vier zählt. Kelvin Lunga freut sich auf das Wiedersehen mit seinem Ex-Club und möchte für eine Überraschung sorgen.

 Kelvin Lunga (grünes Trikot) – hier eine Szene aus dem erfolgreichen Auftritt bei Rot-Weiss Essen – traut dem SV Straelen einen Platz im oberen Tabellendrittel zu.

Kelvin Lunga (grünes Trikot) – hier eine Szene aus dem erfolgreichen Auftritt bei Rot-Weiss Essen – traut dem SV Straelen einen Platz im oberen Tabellendrittel zu.

Foto: Heinz Spütz

Er hätte sicherlich auch eine erfolgreiche Laufbahn in der Leichtathletik starten können. Bei einem Schulfest wurde der damals 16-jährige Kelvin Lunga in seiner Geburtsstadt Bonn mit 11,1 Sekunden über 100 Meter gestoppt. Doch er wandelte lieber auf den Pfaden seines Vaters Maxwell, der in seinem Heimatland Simbabwe mit den Dynamos FC aus Harare dreimal simbabwischer Meister und viermal Pokalsieger wurde und fünf Länderspiele für sein Land bestritt. 1990 wurde er vom damaligen Drittligisten Bonner SC verpflichtet. Ein Jahr später kam seine Familie nach.

Die bisherige Karriere von Kelvin Lunga, der von allen nur Kelly genannt wird, nahm einen eher untypischen Verlauf. Er wurde in keinem Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet und spielte nie in der Junioren-Bundesliga. Als Senior lief er zunächst in der Mittelrheinliga für den TSV Germania Windeck und den Bonner SC auf. Ohne Unterbrechung spielt er seit 2015 für verschiedene Vereine in der Regionalliga West.

Seine erfolgreichste Zeit erlebte er von 2017 bis 2019 beim SV Rödinghausen. „Da kommt der Alaba während des Spiels zu mir und fragt mich, ob er nach der Partie mein Trikot haben kann“, sprudelt es aus ihm heraus und spricht das DFB-Pokalspiel gegen Bayern München vom 31. Oktober 2018 an, bei dem er für Furore sorgte. Auf dem rechten Flügel gewann er den Zweikampf gegen Javi Martinez, nahm mächtig Fahrt auf und zog eine scharfe Flanke vors Tor, wo Linus Meyer den Ball mit dem Knie zum 1:2-Anschlusstreffer über die Linie drückte. „Da hatte ich meine größte Chance, in die Dritte Liga aufzusteigen. Mehrere Vereine haben sich nach diesem Spiel bei mir gemeldet“, sagt er. „Aber die wollten mich natürlich noch in anderen Spielen sehen. Bei Trainer Enrico Maaßen rutschte ich nach dem Bayern-Spiel ins zweite Glied und bekam nur noch wenige Einsatzzeiten. Das Interesse der anderen Klubs ging gänzlich verloren.“

Nach eineinhalb unglücklichen Jahren bei Fortuna Köln, die durch schwere Verletzungen und einem Schädelhirntrauma nach einem Zusammenprall mit dem Aachener Torwart gekennzeichnet waren, fand er beim SV Bergisch Gladbach einen neuen Verein. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte der SV Straelen mit ihm Kontakt aufgenommen, doch der Wechsel kam erst im Sommer zustande.

Der 27-jährige Flügelspieler ist ein Fußballtänzer – geschmeidig, trickreich, fliegende Beine. Ausgestattet mit einem ordentlichen Zug zum Tor und dem Blick für den freien Mann bringt er das Zeug zum Publikumsliebling mit.

Seit zwei Monaten ist er nun am Niederrhein und pendelt momentan noch zwischen Straelen und Bonn hin und her. In absehbarer Zeit wird er mit seiner Freundin eine Wohnung in der Blumenstadt beziehen „Ich habe zwar nur einen Einjahresvertrag, aber ich kann mir schon jetzt vorstellen, länger hier zu bleiben.“

Dabei findet er lobende Worte über die professionelle Arbeit des gesamten Trainer- und Betreuerteams, die nicht nach auswendig gelernten Phrasen klingen. Und hebt besonders die Stimmung innerhalb der Mannschaft hervor, die er in dieser Form bisher noch nicht kennengelernt hat. „Hier will jeder mehr machen, als eigentlich von ihm verlangt wird. Es herrscht kein Konkurrenzdenken, alle ziehen an einem Strang.“

Nach der 1:4-Heimschlappe gegen den Wuppertaler SV steht am Samstag der nächste schwere Brocken auf dem Plan. Der SV Straelen ist bei Lungas Ex-Klub Fortuna Köln gefordert. „Gegen Wuppertal waren wir nach der englischen Woche irgendwie kraftlos. Und der Gegner hat verdammt gut Fußball gespielt“, sagt er. „Gegen Köln wird es ein ganz anderes Spiel. Die haben aus den letzten beiden Spielen nur einen Punkt geholt. Wir dürfen sie nicht ins Spiel kommen lassen, dann werden sie nervös. Sie wissen, dass wir gefährlich kontern können.“

Mit seinem Mitspieler Fabio Ribeiro hat der stets gut gelaunte Außenstürmer vor dem Saisonstart eine Wette abgeschlossen, dass der SV Straelen am Ende der Saison unter den besten fünf Mannschaften landet. „Ich weiß, es ist eine gewagte Behauptung. Aber mal abwarten. Alles ist möglich, wenn wir unseren Rhythmus gefunden haben und Woche für Woche konstante Leistungen abrufen können.“

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