Lokalsport Judo und Paddling statt Werfen und Laufen

Kevelaer · Die Städtische Realschule Kevelaer hat die klassischen Bundesjugendspiele durch einen "Sport- und Spieletag" ersetzt. Aus 21 verschiedenen Sportarten durfte ausgewählt werden. Schüler und Eltern loben den Abwechslungsreichtum.

 Schüler Leon Meyer (m.) absolvierte einen Judo-Kurs mit den KSV-Trainern Lars Paul (l.) und Jonas Henning (r.).

Schüler Leon Meyer (m.) absolvierte einen Judo-Kurs mit den KSV-Trainern Lars Paul (l.) und Jonas Henning (r.).

Foto: Adrian terhorst

Samstagmorgen, neun Uhr. Heinz Opgen-Rhein, Sportlehrer an der Städtischen Realschule Kevelaer, läuft im Lehrerzimmer auf und ab und hat alle Hände voll zu tun. Alle drei Minuten klingelt sein Handy. Ihn erreichen noch einige organisatorische Fragen, die kurzfristig abgeklärt werden müssen. Wie sich später herausstellt, sollte der Lehrer auch im weiteren Verlauf des Tages noch einige Male unter Strom stehen.

 Ein Parcours in mehreren Metern Höhe war im Hochseilgarten in Xanten zu absolvieren.

Ein Parcours in mehreren Metern Höhe war im Hochseilgarten in Xanten zu absolvieren.

Foto: Adrian Terhorst

Denn Opgen-Rhein war hauptverantwortlich für den diesjährigen "Sport-und Spieletag", den die Kevelaerer Realschule unter der Organisation von Opgen-Rhein, Claudia Kanders und Referendar Johannes Terhorst zum zweiten Mal durchführte, und der an die Stelle der klassischen Bundesjugendspiele getreten ist.

 Viel Spaß hatten die Kevelaerer Schülerinnen auch beim "Stand-up-Paddling".

Viel Spaß hatten die Kevelaerer Schülerinnen auch beim "Stand-up-Paddling".

Foto: AdrianTerhorst

Seit Januar waren Opgen-Rhein und sein Team mit den Vorbereitungen beschäftigt. Wie kam es zu der Idee? Und was steckt genau dahinter? "Uns ist im Laufe der Zeit aufgefallen, dass die Bundesjugendspiele für alle Beteiligten doch sehr eintönig geworden sind. Vor allem waren Schüler bei den klassischen Disziplinen Laufen, Weitsprung und Werfen insgesamt nur ein paar Minuten sportlich aktiv", erklärte Opgen-Rhein. "Deshalb wollten wir eine attraktivere Veranstaltung schaffen, bei der sich die Schüler mehr bewegen und Sportarten auswählen können, an denen sie mehr Freude haben." So ist die Idee des "Sport- und Spieletages" entstanden.

Ziel war es, die Schüler nach ihrem Interesse eine von 21 verschiedenen Sportarten auswählen zu lassen. Neben klassischen Sportarten wie Fußball, Badminton oder Volleyball standen zum Beispiel Kurse im Wasserski, "Stand-up-Paddling", Surfen sowie Klettern im Hochseilgarten Xanten, Judo, Mountainbiking, Tanzen, Reiten, "Adventure Golf", Schießen oder Cheerleading zur Auswahl.

Am "Sport- und Spieletag" selbst wurden die einzelnen Schüler-Gruppen von einem oder mehreren Lehrern betreut. "Insgesamt haben wir für 380 Schüler ein sehr abwechslungsreiches Programm geschaffen. Darauf sind wir schon ein bisschen stolz", merkte Opgen-Rhein an.

Viele Sportarten wurden in Kooperation mit örtlichen Anbietern oder Sportvereinen organisiert. "Dadurch profitieren natürlich nicht nur die Schüler, sondern auch die kommerziellen Anbieter und lokalen Vereine, da sie so eine Plattform bekommen, um ihre Sportarten präsentieren zu können", sagte Claudia Kanders vom Organisationsteam.

Große Probleme hatte die Realschule Kevelaer auf der Suche nach Partnern nicht. "Die kommerziellen Anbieter sind uns sehr entgegengekommen und haben entweder stark angepasste Preise oder zum Beispiel kostenlose Kurse angeboten", erläuterte Kanders.

Bei den Schülern, aber auch bei den Eltern, fand die Idee vom Ersatz der Bundesjugendspiele großen Anklang. "Es kommt selten vor, dass eine solche Einigkeit zwischen Lehrern, Eltern und Schülern besteht", sagte Opgen-Rhein. Der 13-jährige Leon Meyer nahm beispielsweise am Judo-Kurs teil, den Jonas Henning und Lars Paul vom Kevelaerer SV durchführten. "Ich wollte gerne etwas im Bereich Selbstverteidigung lernen", sagte der Siebtklässler. "Und Rennen, Weitsprung und Weitwurf haben wir schon in der Grundschule immer gemacht. So macht es aber deutlich mehr Spaß." Jannik Winkels hatte sich für das Klettern im Hochseilgarten an der Xantener Südsee entschieden. "Ich habe ein bisschen Höhenangst, die ich durch das Klettern im Parcours gerne verringern möchte", erklärte der Schüler.

Auch Olaf Kurowski, der wie viele andere Eltern als Fahrdienst eingeteilt war und seine Tochter zum Wasserskifahren nach Xanten begleitete, war angetan vom zweiten "Sport- und Spieletag", "denn viele Kinder oder Jugendliche würden ansonsten wahrscheinlich gar nicht dazu kommen, solche Sportarten einmal auszuprobieren."

Zufrieden war auch Steffen Balke vom Freizeitzentrum Xanten, der den Kurs "Stand-up-Paddling" durchführte. "Für uns lohnt sich eine solche Veranstaltung allein schon deshalb, weil wir den Jugendlichen so diese Sportart näher bringen können", sagte er.

Als schließlich gegen 13 Uhr die meisten Kurse so gut wie beendet waren, wirkte auch Heinz Opgen-Rhein wieder etwas entspannter. "Alles hat super geklappt und niemand hat sich verletzt." Einem dritten "Sport- und Spieletag" im Jahr 2017 steht also nichts mehr im Weg.

(ate)
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