Fußball Die Meistermacherin von der Römerstraße

Straelen · Deutschlands Rekord-Torjägerin befindet sich auf dem besten Weg, den SV Straelen in die Fußball-Regionalliga zurückzuführen.

 Selbstbewusst: Inka Grings und ihre Spieler lassen in der laufenden Saison keinerlei Zweifel daran aufkommen, wer die Nummer eins in der Fußball-Oberliga ist.

Selbstbewusst: Inka Grings und ihre Spieler lassen in der laufenden Saison keinerlei Zweifel daran aufkommen, wer die Nummer eins in der Fußball-Oberliga ist.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

16 Siege in 17 Spielen – der SV Straelen ist der Konkurrenz in der Fußball-Oberliga längst enteilt. An der herausragenden Hinrunden-Bilanz hat selbstverständlich auch die Trainerin großen Anteil. Deutschlands Rekord-Torjägerin Inka Grings ist angetreten, den Männerfußball zu erobern. Erstes Etappenziel: Die Rückkehr der Grün-Gelben von der Römerstraße in die Vierte Liga.

Frau Grings, Sie nehmen bekanntlich kein Blatt vor den Mund. Das ist sicher in der Kabine nicht anders. Allerdings dürfte es in der laufenden Saison nicht allzu viel zu bemängeln geben, oder?

Inka Grings Ich habe eine neue Mannschaft übernommen, die sich finden und einspielen musste. Das hat doch bis zum jetzigen Zeitpunkt gut geklappt. Deshalb ist mein Zufriedenheitsfaktor recht hoch. Mehr aber auch nicht, denn Zufriedenheit kann auch gefährlich sein. Sie kann dazu führen, dass man nicht bereit ist, immer noch mehr zu tun. Ich verspreche aber, dass meine Mannschaft und ich diese Bereitschaft mitbringen. Wir genießen zwar das Polster und die relative Sicherheit. Wir wissen aber auch, dass wir a) noch nicht durch sind und b) noch eine Menge Luft nach oben ist.

Ihr erklärtes Ziel als Fußball-Trainerin ist ein Engagement in der höchsten Spielklasse der Männer, also der Bundesliga. Ist der SV Strae­len auf dem Weg dorthin ein geeignetes Sprungbrett?

Grings Auf jeden Fall. Für mich persönlich ist es zunächst einmal wichtig, dass ich als Trainerin arbeiten darf und Erfahrung sammeln kann. Aber aktuell zählen für mich nur meine Mannschaft und die Rückkehr des SV Straelen in die Regionalliga. Wir möchten unserem Präsidenten Hermann Tecklenburg etwas dafür zurückgeben, was er uns ermöglicht. Denn die Erfolge des Vereins tragen ganz klar auch seine Handschrift.

In der Saison 2017/’18 waren Sie in der B-Jugend-Bundesliga mit dem Nachwuchs von Viktoria Köln nicht sehr erfolgreich. Im April 2019 folgte der Wechsel zum abstiegsbedrohten Regionallisten SV Straelen, mit dem Sie die Klasse nicht halten konnten. Wie wichtig ist für ihre Vita der Wiederaufstieg?

Grings Über meine Vita mache ich mir keine Gedanken. Für mich sind die Dinge entscheidend, die ich selber beeinflussen kann. Und daran werde ich mich messen und messen lassen.

Wie beurteilen Sie die Arbeitsbedingungen beim SV Straelen ? Beispielsweise Management, Trainerstab, die Trainingsbedingungen und den Umgang mit der Vereinsführung ?

Grings Mit dem Trainerstab und dem Management bin ich sehr zufrieden. Die Trainingsbedingungen sind auf einem sehr hohen Niveau, das auch für die Regionalliga geeignet ist. Mit der Vereinsführung findet ein regelmäßiger Austausch statt.

Ist der Aufstieg ein absolutes Ziel des Vereins, das Sie erreichen müssen?

Grings Der Aufstieg ist selbstverständlich das erklärte Ziel. Müssen muss ich gar nichts. Aber dass wir mit dem Aufwand, den wir betreiben, nach oben wollen, steht außer Frage.

Einige Male wurde Kevin Weggen vom jeweiligen Gegner durch Manndeckung aus dem Spiel genommen. Speziell diese Partien waren keine fußballerische Offenbarung mit viel Leerlauf. Fehlt es der Mannschaft an kreativen Alternativen oder hatten Sie als Trainerin möglicherweise nicht die richtigen Lösungen parat?

Grings Kevin Weggen ist ein Teil der Mannschaft. Ihn über den grünen Klee zu loben, wäre respektlos gegenüber den anderen Spielern. Er ist ein toller Typ, den wir brauchen! Sicher haben wir nicht immer schön gespielt. Aber was ist schöner Fußball? Schönen Fußball gibt es in der Oberliga nicht immer und ist zum Teil gar nicht möglich. Eventuell kann man bei Bayern München schönen Fußball sehen, manchmal sogar mit vielen Toren. Es sind verdammt schwere Spiele, wenn der Gegner sich in der eigenen Hälfte einmauert. Wir haben die nötige Geduld gezeigt, uns nicht aus der Ruhe bringen lassen und die Spiele erfolgreich bestritten.

Inwieweit ist es Ihnen als Trainerin gelungen, der Mannschaft ihren Stempel aufzudrücken?

Grings Mir ist wichtig, dass meine Spieler Spaß am Fußball haben. Sie sollen auf dem Platz Entscheidungen treffen und sich persönlich weiterentwickeln. Ich kann auch Fehler verzeihen. Diese Entwicklung sehe ich bei meiner Mannschaft. Zufrieden ist man als Trainerin nie, aber deshalb bin ich nicht unzufrieden.

Spielen die Neuzugänge Aleksandar Pranjes, Fatmir Ferati, Boguk Seo und Ronald Lombaya unter ihrer Regie noch eine Rolle?

Grings Diese Spieler kommen aus verschiedenen Gründen, wie Verletzungen oder Erkrankungen, derzeit nicht zum Einsatz.

Sehen Sie noch Nachbesserungsbedarf im Kader? Könnte die aktuelle Mannschaft in der Regionalliga bestehen?

Grings Was soll man darauf antworten, wenn man sich die Tabelle anguckt? Trotzdem kann ich mir den einen oder anderen Neuzugang im Winter gut vorstellen. Da ist noch nichts spruchreif. Jetzt fehlt mir auch noch Ryo Terada auf unbestimmte Zeit. Er wurde beim Freundschaftsspiel in Wuppertal ziemlich übel gefoult und fällt länger aus. Wenn wir tatsächlich aufgestiegen sind, werden wir uns zusammensetzen und sicherlich auch den einen oder anderen erfahrenen Spieler verpflichten. Die brauchst du, um in der Liga bestehen zu wollen. Aber noch ist es nicht soweit!

Sie sind eine Frau, die etwas zu sagen hat und hatten beispielsweise während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen regelmäßige Auftritte im Fernsehen als Expertin. Wäre diese Arbeit eine Alternative zur Profi-Karriere als Trainerin?

Grings (lacht) Ja, warum nicht. Das hat total Spaß gemacht, aber bisher hat sich noch keiner gemeldet. Natürlich sehe ich meine Zukunft an der Seitenlinie.

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