Fußball Ab sofort hört alles auf Inkas Kommando

Straelen · Inka Grings ist Deutschlands erste Cheftrainerin bei einem Fußball-Viertligisten. Entsprechend groß war das Interesse, als die ehemalige Rekord-Torjägerin am Montagabend ihre erste Einheit beim SV Straelen leitete.

 Inka Grings und ihre Jungs kennen nur ein Ziel: Regionalliga-Klassenerhalt.

Inka Grings und ihre Jungs kennen nur ein Ziel: Regionalliga-Klassenerhalt.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Eigentlich ist alles ganz normal an diesem Montagabend. Die Kicker des Fußball-Regionalligisten SV Straelen streifen sich gelbe und orangefarbene Leibchen über und bestreiten zu Übungszwecken ein kleines Testspiel. Die aufmunternde Stimme, die zwischendurch kleine Hinweise gibt, gehört einer Frau. Warum eigentlich auch nicht ? „Es geht doch hier um Qualität. Und die ist unabhängig vom Geschlecht“, hatte Straelens Sportlicher Leiter Stephan Houben kurz zuvor noch in einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz bekräftigt. Eine Aussage, der jeder Zeitgenosse mit halbwegs gesundem Menschenverstand problemlos zustimmen kann.

Dennoch ist etwas anders. Schließlich geht es hier um Fußball. Und da ist anno 2019 die ehemalige Rekord-Torjägerin Inka Grings tatsächlich die erste Frau, die als Cheftrainerin den Sprung in die Vierte Liga geschafft hat. Fast so etwas also wie einst die Mondlandung. Die Fußball-Lehrerin lässt sich von den Fernseh-Teams, die sich auf den Weg an die Römerstraße gemacht haben, überhaupt nicht ablenken. Inka Grings macht im schwarzen Trainingsanzug mit gelbem Vereinslogo unaufgeregt und konzentriert ihre Arbeit und kommt dabei sympathisch rüber. „Diese Frau kann nichts aus der Ruhe bringen. Inka ist wahrscheinlich schon so zur Welt gekommen“, sagt Straelens Präsident Hermann Tecklenburg über seine neue Mitarbeiterin.

Und diese hat bei ihrer ersten hauptamtlichen Tätigkeit im Männerfußball gleich eine heikle Mission angetreten. Inka Grings übernimmt eine verunsicherte Mannschaft, die im neuen Jahr noch kein einziges Spiel gewonnen hat. Die urplötzlich nach einer starken Hinserie in den Abstiegsstrudel geraten ist. Die zurzeit das Tor nicht mehr trifft und in ihren Angriffsaktionen an Harmlosigkeit kaum zu überbieten ist. In den restlichen sieben Saisonspielen soll die frühere Nationalspielerin dem SV Straelen im Jubiläumsjahr die Regionalliga-Zugehörigkeit sichern.

Auf ihr lastet viel Verantwortung. Geht das Experiment, das eigentlich gar keins ist, schief, dürften an Deutschlands Stammtischen die Daumen gesenkt werden. Wann dann wieder eine Frau in der Vierten oder gar einer höheren Liga auf der Trainerbank Platz nimmt, steht in den Sternen. Inka Grings weiß das ganz genau, wischt solche Gedanken aber mit einem selbstbewussten Lächeln beiseite.

Für die frühere Torjägerin liegt die Wahrheit auf dem Platz. Und genau dort möchte sie ab sofort mit dem SV Straelen Erfolge feiern. Möglichst schon am Samstag im Heimspiel gegen den SC Verl.

So ganz frei von Klischees ist Hermann Tecklenburg, der bekanntlich mit Deutschlands Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg verheiratet ist und mit seiner Gattin sogar einst in Straelen ein Trainer-Duo bildete, dann allerdings doch nicht. Deshalb bekommt die ausgewiesene Fußball-Fachfrau in den nächsten Tagen noch einen „starken Mann“ an ihre Seite gestellt. Vom TV Jahn Hiesfeld soll Thomas Drotboom kommen, der von seinem Verein allerdings noch keine Freigabe erhalten hat und deshalb bei Inkas Premiere noch fehlt. Tecklenburg hat für den Hiesfelder Teammanager nur ein Wort übrig: „Motivator“. Die Jungs in Grün und Gelb sollten allerdings lieber aufmerksam auf das Kommando von Inka Grings hören. Der TV Jahn Hiesfeld steigt gerade sang- und klanglos in die Oberliga ab.

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