Fußball "Gut fürs Fair Play, aber gekünstelt"

Gelderland · Der Fußballverband Niederrhein (FVN) wünscht, dass ab sofort alle Kicker mit dem Schiedsrichter gemeinsam auf den Platz gehen und sich gegenseitig die Hände schütteln. Die Aktion wird mit gemischten Gefühlen aufgenommen.

 So wird's gemacht: Die Spieler der Sportfreunde Broekhuysen (grüne Trikots) und des SC Auwel-Holt präsentierten sich am Mittwochabend vor dem Halbfinalspiel um den Voba-Cup als wahre Fußballfreunde.

So wird's gemacht: Die Spieler der Sportfreunde Broekhuysen (grüne Trikots) und des SC Auwel-Holt präsentierten sich am Mittwochabend vor dem Halbfinalspiel um den Voba-Cup als wahre Fußballfreunde.

Foto: Gerhard Seybert

Im Profifußball und bei internationalen Turnieren gehören der gemeinsame Einmarsch der Mannschaften, die Aufstellung vor den Tribünen und der Handschlag mit Schiedsrichter und Gegnern zu einer minutiös eingeplanten Zeremonie. Im Amateurfußball - zumindest in den unteren Spielklassen - ist das alles noch ungewohnt, soll aber nach Wunsch des Fußballverbandes Niederrhein (FVN) ab dem ersten Spieltag verpflichtend sein. Für den Vorsitzenden des Verbands-Fußballauschusses, Wolfgang Jades, ist der Verordnete "Handshake" eine "Fortführung des Fair-Play-Gedankens, der verbindlich auch für die Kreise gilt". Damit steht fest, dass zum Saisonauftakt 2015/16 alle niederrheinischen Fußballer und Schiedsrichter bis hinunter in die Kreisliga C vor dem Anstoß erst gemeinsam am Klubhaus Aufstellung beziehen, nebeneinander zum Platz gehen, sich am Mittelkreis aufreihen und sich allesamt die Hand geben.

Mit gemischten Gefühlen sehen die Fußballer diese neue "Fair-Play-Verordnung", so auch Marcel Zalewski, Trainer des Kreisligisten TSV Weeze: "Natürlich finde ich alles, was den Fair-Play-Gedanken fördert, gut, aber das Händeschütteln ist doch nicht neu. Es ist bei uns üblich, dass man dem Gegner die Hand gibt, wenn auch oft erst nach dem Spiel." Organisatorisch, meint Zalewski, könne der gemeinsame Marsch auf den Platz natürlich ein Vorteil sein: "Wenn drei Spieler hier stehen und drei Leute da, dann ist es mit der neuen Verordnung wahrscheinlicher, dass ein Spiel auch wirklich pünktlich beginnen kann", meint der Weezer Trainer.

Zalewskis Co-Trainer Marcel Heeks sieht es ähnlich und meint: "Dies alles, wenn auch im Sinne des Fair Play, zu verordnen, das ist doch ein bisschen zu viel des Guten." Zalewski macht sich auch ein bisschen Sorgen um die Konzentration der Spieler: "In Weeze sind die Kabinen und der Platz ein bisschen voneinander entfernt. Da muss man auch aufpassen, dass so ein ,Marsch' nebeneinander her nicht ins Lächerliche gezogen wird."

Kurze Wege gibt es dagegen in Broekhuysen. Die Sportfreunde haben 2014/15 in der Landesliga regelmäßig den gemeinsamen Einmarsch durchführen müssen. "Wenn genügend Zuschauer da sind, ist das Aufreihen nebeneinander natürlich für die Anwesenden schön", gibt Spielertrainer Marc Kersjes zu, "aber das alles nach einem Protokoll zu verordnen, wirkt schon ein bisschen gekünstelt. Ich glaube auch nicht, dass es zu mehr Fairness auf und neben dem Platz beiträgt."

Deutliche Worte kommen aus anderen Fußballkreisen. Jörg Gonschior, Trainer des Hamminkelner SV aus dem Fußballkreis Rees-Bocholt, schimpft: "Mit solchen diktierten Vorschriften und Verfahrensabläufen für die untersten Spielklassen verzettelt sich der DFB immer weiter."

Immerhin: "Es ist noch keine Ordnungsstrafe vorgesehen, wenn das Prozedere ausbleibt", verspricht Jades, "aber wir werden Augen und Ohren offen halten."

(buer)
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