Paralympics in Tokio Geldernerin Regine Mispelkamp holt Bronze

Geldern · Die Dressurreiterin hat sich mit dem Medaillengewinn einen Traum erfüllt. Die 50-Jährige, die unter Multipler Sklerose leidet, präsentiert mit ihrem Pferd Highlander Delight’s eine fast perfekte Kür.

 Ein eingespieltes Erfolgsduo: Regine Mispelkamp und Highlander Delight’s beim Tanz zur Bronzemedaille

Ein eingespieltes Erfolgsduo: Regine Mispelkamp und Highlander Delight’s beim Tanz zur Bronzemedaille

Foto: dpa/John Walton

Die Nachricht vom Triumph machte in ihrer Heimatstadt und den Nachbarorten blitzschnell die Runde. „Das Daumendrücken hat sich gelohnt. Wir Reiter freuen uns alle, dass Regine ihr großes Ziel erreicht hat. Auf unseren Turnieren war sie schon einige Male als Richterin im Einsatz“, sagte Karl Leurs, Geschäftsführer des Reitervereins „Blücher“ Sevelen. „Eine tolle Sache, eine Medaillengewinnerin hat man schließlich nicht alle Tage in seinen Reihen“, meinte Herbert van Stephoudt, Pressesprecher der Stadt Geldern.

Die Rede ist von Regine Mispelkamp aus Geldern-Hartefeld, die am Montag zu deutscher Zeit in den ganz frühen Morgenstunden bei den Paralympics in Tokio die erste Medaille der deutschen Para-Dressurreiter gewann. Mit ihrem Pferd Highlander Delight’s, mit dem sie in der vergangenen Woche in der Pflicht Rang vier belegt und sich somit für das Kür-Finale qualifiziert hatte, präsentierte die 50-Jährige im Baji Koen Equestrian Park eine ausdrucksstarke Kür. Der verdiente Lohn: 76,82 Prozentpunkte, die in der Gesamtwertung Bronze bedeuteten.

„Light’s hat sich toll angefühlt. Die Musik passte auf die Sekunde“, sagte Regine Mispelkamp, die schon unmittelbar nach ihrem Ritt ein gutes Gefühl hatte. Allerdings hatte die Geldernerin im Viereck auch eine Schrecksekunde verkraften müssen. „Nach dem starken Galopp bin ich durchpariert zum Trab und zu einer Volte abgebogen. Da galoppierte er plötzlich los, war aber sofort wieder bei mir. Zum Glück, denn so klappte die Traversale einwandfrei“, schilderte Mispelkamp den entscheidenden Moment auf dem Weg zum Medaillengewinn.

Bundestrainer Bernhard Fliegl war der Überbringer der guten Nachricht. „Er kam auf mich zu und hat es mir gesagt. Wir sind uns erst einmal um den Hals gefallen und haben ein bisschen geweint“, sagte die 50-jährige Pferdewirtschaftsmeisterin, die an Multipler Sklerose erkrankt ist und in den Wettbewerben des „Grad V“ startet. Damit überzeugte die Geldernerin, die schon vor ihrer Erkrankung eine erfolgreiche Dressur- und Springreiterin war, einmal mehr auf internationaler Bühne. Vor drei Jahren war Regine Mispelkamp von den Weltmeisterschaften in Tryon in den Vereinigten Staaten mit Einzel- und Team-Bronze zurückgekehrt. In Tokio musste sie am Montag nur der favorisierten Belgierin Michele George (80,59 Prozentpunkte) und dem Niederländer Frank Hosmar (80,24) den Vortritt lassen. Bereits in der Pflicht hatte sich Regine Mispelkamp mit Hosmar ein packendes Duell um Bronze geliefert.

Die Geldernerin zählt seit 2018 zu den erfolgreichsten Para-Sportlerinnen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Ihre schwere Erkrankung war zuvor bei einer Bandscheiben-Untersuchung festgestellt worden. „Ich bin offener geworden, nachdem ich das Gefühl habe, mich nicht mehr verstecken zu müssen. Und ich denke sogar, dass ich seither sogar noch eine Nummer besser reite“, sagt Mispelkamp, die unermüdlich für ihre sportlichen Ziele trainiert und sich am Montag einen Traum erfüllt hat.

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