Handball Gegen zu viel Wehmut helfen nach dem Spiel Freigetränke

Aldekerk · Handball-Oberliga Männer: Der TV Aldekerk empfängt heute das Tabellenschlusslicht TuS Wermelskirchen. Anwurf ist um 18.30 Uhr.

 Allein gegen drei – Gewinner ist Markus Nacken (Mitte).

Allein gegen drei – Gewinner ist Markus Nacken (Mitte).

Foto: Ostermann

Wie sehr der Hallenhandball eine Sportart für die kühlere Jahreszeit ist, bekamen die Spieler des ATV und TuSEM Essen am vergangenen Wochenende zu spüren. Bei gestiegenen Außentemperaturen, auf die die Thermostate in der Vogteihalle ungenügend reagierten, schwitzten sie, als gäbe es kein Morgen mehr. In der bis in die Schlussphase intensiv geführten Partie kamen die Zuschauer auf ihre Kosten. Und weil sich während unterschiedlicher Phasen des Spiels beide Teams um das Niveau verdient gemacht hatten, entschied sich schließlich die sportliche Gerechtigkeit für ein Unentschieden. 29:29 hieß es am Schluss.

In diesem Spiel hätte der Aldekerker Fabian Schneider ein Jubiläum feiern können. Mit den beiden im TuSEM-Spiel verwandelten Strafwürfen schraubte er seine persönliche Wurfstatistik auf 99 Saison-Treffer. Die beste Chance zum Jubiläumsschlag hatte die Aldekerker Vielzweckwaffe fünf Minuten vor dem Seitenwechsel in der Hand, als er jedoch — abermals von der Strafwurflinie — an Christian Wegner im Essener Tor scheiterte. Doch für Schneider muss die Rekordjagd noch nicht zu Ende sein. Heute erwartet der 30-Jährige mit seiner Mannschaft den bis dato noch punktlosen TuS Wermelskirchen.

Über dem heutigen Spiel wird aber auch Wehmut liegen. Für vier Akteure in den grün-weißen Farben wird es nach zum Teil vielen Jahren der Vereinszugehörigkeit der vorläufig letzte Einsatz für ihre Mannschaft sein. Stefan Pietralla ist einer von ihnen. Während seiner elf Jahre beim ATV feierte Pietralla im Oberligakader zwei Aufstiege — unter Trainer Wolfgang Brand in die seinerzeit noch existierende Regionalliga und später dann unter Trainer Burghard Heesen in die 3. Liga. Möglicherweise waren für den Linksaußen die Jahre unter Heesen die sportlich erfolgreichsten, als er als leichtfüßiger Indianer vor der Abwehr hin und her flitzte und im Konter seine Schnelligkeit mit einer hohen Torquote verknüpfte. Eine taktische Idee, die seinerzeit einer personellen Notlage gehorchte, aber die Zündkraft einer Rakete besaß.

Nicht einmal halb so lange wie Pietralla gehört Markus Nacken zum TV Aldekerk, aber auch er wird nach seinem heutigen Abschied bleibende Eindrücke hinterlassen. Nacken schloss die durch den Weggang Wallraths entstandene Lücke zu 100 Prozent. Bemerkenswert auch deshalb, weil er in der ersten Zeit beim ATV mangels Alternativen 60 Minuten auf der Platte gefordert wurde. Wenn Nacken im Innenblock der Abwehr die Arme ausfuhr, dann konnten die gegnerischen Angreifer das allenfalls als Aufforderung zu Kimmzügen verstehen, mehr ließ der muskelbepackte Schrankenwärter nicht zu. Und als kostete dieser Job nicht schon Körner genug, setzte Nacken auch in der Offensive wunderbare Akzente. Einiges davon ließ er am vergangenen Wochenende gegen TuSEM Essen noch einmal aufblitzen, als er die Pässe an den Kreis mit der für ihn typischen hohen Geschwindigkeit verarbeitete und zum Torerfolg oder zu einem Strafwurf führte.

Drei Jahre lang hat es Christopher Liedtke beim TV Aldekerk ausgehalten. "Nur drei Jahre", werden die sagen, die sich an seiner leidenschaftlichen Art, Handball zu spielen, nicht satt sehen können: in der Abwehr häufig vor der eigenen Verteidigungslinie und Spielgestalter bei eigenem Ballbesitz. Zudem konnte der 25-Jährige Tore erzwingen, wie es nur wenige können. Wenn Liedtke sich durch die gegnerische Abwehr fräst, ist er mit regelkonformen Mitteln kaum zu bremsen. Den noch besseren Mittelmann hätte er abgeben können, wenn er sich in den engen Spielen wie zuletzt gegen Ratingen oder Essen von der um sich greifenden Hektik innerhalb seiner Mannschaft nicht mit anstecken gelassen hätte. Doch irgendetwas musste er sich wohl für seinen neuen alten Klub aufheben.

Der Vierte im Aldekerker Oberliga-Kader, der sich zurückzieht, ist Karsten Wefers. Als er seinerzeit bei der Aldekerker A-Jugend nach deren Regionalliga-Aufstieg anklopfte, war die Tür schon fest vernagelt. Probetraining? Okay. Dann die Wende. Die Trainer Michael Terhoeven und Gerd Schäfer waren beeindruckt und wären mit dem Klammerbeutel gepudert gewesen, dem jungen Mann aus Grefrath keinen Platz in ihrem Kader zu geben. So konnte Wefers' Karriere auf der grün-weißen Handballbühne beginnen. Glanzvolle Momente waren darunter, aber auch solche, in denen sein großes Potenzial nur verhalten aufflackerte. Wefers gab aber immer alles, war Spielmacher, Antreiber, Teamplayer — ein Guter auf und neben dem Platz. Angesiedelt zwischen "Genie und Wahnsinn", wie Trainer Achim Schürmann jüngst feststellte.

Damit heute bei all dem Abschied die Stimmung nicht zu schwermütig wird, gibt es nach dem Spiel kostenlose Getränke. Die werden helfen, den Klos im Hals wegzuspülen.

(RP)
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