Änderungen im Fußball Neue Regeln, neue Streitpunkte

Auswechslungen, Elf­me­ter, Ab­stoß, Karten für Trainer — zur neuen Sai­son hat es im (Amateur-)Fußball einige Änderungen gegeben.

 Ein Schiedsrichter hält die Gelbe Karte bereit.

Ein Schiedsrichter hält die Gelbe Karte bereit.

Foto: dpa/Arne Dedert

Drei Spieltage sind bereits rum für die Teams aus dem Fußballkreis Kleve-Geldern – von der Kreisliga A einmal abgesehen. Wer die Spiele oder auch nur die Spielberichte aufmerksam verfolgt hat, dem dürften sich einige Fragen gestellt haben: Hier hat eine Mannschaft vier- statt dreimal gewechselt, da gab es eine Rote Karte nicht gegen einen aktiven Spieler, sondern gegen den Trainer. Ob das alles mit rechten Dingen zugeht, mag sich da der ein oder andere gefragt haben. Die Antwort ist: Ja. Denn mit Beginn dieser Saison hat wurden zahlreiche Änderungen auf den Weg gebracht, die Spieler, Trainer und Schiedsrichter im Amateurbereich betrifft und von denen die wichtigsten hier zusammengefasst sind.

Auswechslungen: Da­mit insbesondere kurz vor Schluss weniger Zeit durch Auswechslungen geschunden werden kann, sind die Ak­teu­re nun an­ge­hal­ten, das Spiel­feld über die nächstgelegene Be­gren­zungs­li­nie zu ver­las­sen – es sei denn, der Schieds­rich­ter ord­net et­was an­de­res an. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der ausgewechselte Spieler an der gegnerischen Fankurve vorbeilaufen müsste, und sich somit in Gefahr begäbe. Für mehr Zeitverzögerung dürfte dagegen die neue maximale Anzahl von vier Auswechslungen pro Spiel pro Mannschaft sorgen, die im Westdeutschen Fußballverband (WDFV) von der Regionalliga West bis hinab zur Kreisliga gilt. In der Kreisliga C sind weiterhin erneute Einwechslungen von bereits ausgewechselten Spielern möglich.

Kar­ten ge­gen Trai­ner: Was in den Medien bereits vielfach diskutiert wurde, hält auch im Amateurfußball Einzug. Sollte sich ein Auswechselspieler, ausgewechselter Spieler oder Teamoffizieller zu sehr über eine Entscheidung des Schiedsrichters echauffieren, kann er sowohl mit einer Gelben als auch mit einer Roten Karte bestraft werden. Demnach können auch die Trainer jeder Mannschaft nicht nur einen Innenraum-Verweis erhalten, sondern ebenfalls „Rot sehen“. Brisant: Ordnet ein Re­fe­ree das Verhalten an der Seitenlinie als unsportlich ein, kann jedoch keine schuldige Person eindeutig ausmachen, so wird die Stra­fe ge­gen den höchstrangigen Trai­ner aus­ge­spro­chen – den Teamoffiziellen also mit der höchsten Trainerlizenz.

Münz­wurf: Bisher durf­te der Ge­win­ner des Münz­wur­fes le­dig­lich ent­schei­den, ob seine Mann­schaft auf ih­rer Sei­te bleibt oder wech­selt. Ab so­fort ist auch die Wahl des An­sto­ßes mög­lich.

Schieds­rich­ter-Ball: Neuerdings wird das Spiel nicht nur dann mit ei­nem Schieds­rich­ter-Ball fort­ge­setzt, wenn der Un­par­tei­ische das Spiel aufgrund einer Verletzung oder Störung des Spiels unterbricht. Auch wenn der Unparteiische selbst den Ball be­rührt und der Ball­be­sitz wech­selt oder der Ball gar di­rekt ins Tor geht oder wenn das gegnerische Team ei­nen aus­sichts­rei­chen An­griff star­tet, gibt es nun Schiedsrichter-Ball. „Der Schi­ri ist Luft“ als klassischer Kreisliga-Spruch gilt dementsprechend nicht mehr. Zudem steht bei ei­nem Schieds­rich­ter-Ball zukünftig lediglich ein Spie­ler des Teams parat, dem der Ball zugesprochen wird. Al­le an­de­ren Spie­ler (bei­der Teams) müs­sen ei­nen Ab­stand von min­des­tens vier Me­tern zum Ball ein­hal­ten.

Hand­spiel: Die leidige Diskussion „Handspiel oder kein Handspiel?“ findet auch auf den Amateurplätzen regelmäßig statt. Nach neuem Regelwerk lie­gt ein Ver­ge­hen vor, wenn ein Spie­ler sei­nen Kör­per durch die Hand- und Arm­hal­tung un­na­tür­lich ver­grö­ßert und wenn sich die Hand oder der Arm über Schul­ter­hö­he be­fin­det. Spielt der Spie­ler den Ball jedoch selbst mit dem Kör­per oder dem Kopf und der Ball springt ihm dabei versehentlich an die eigene Hand oder den Arm, so liegt kein Handspiel vor. Eben­so wenig ist ein Ab­sprin­gen des Bal­les aus kurzer Distanz an die Hand/den Kopf ei­nes an­de­ren – auch eines gegnerischen – Spie­lers straf­bar. Damit fällt nun die Taktik weg, dem Gegner den Ball aus kurzer Distanz an den Arm zu schießen und auf einen Elfmeterpfiff zu hoffen.

Au­ßer­dem gilt: Ist die Hand na­he am Kör­per und die Arm­hal­tung nicht un­na­tür­lich, ist al­les okay. Eben­so, wenn ein Spie­ler stürzt, sowie wenn Hand oder Arm nicht seit­lich vom Kör­per ab­ge­spreizt ist.

Schnel­le Spiel­fort­set­zung: Normalerweise wird das Spiel erst dann fortgesetzt, wenn der Re­fe­ree ei­nen Spie­ler – beispielsweise nach einem Foul- oder Handspiel – je nach Vorgehen ver­war­nt oder des Fel­des ver­wie­sen hat. Sollte das Team, das das Ver­ge­hen nicht be­gan­gen hat, den Frei­stoß allerdings schnell ausführen und dabei zu ei­ner kla­ren Tor­chan­ce kommen, dann wird die per­sön­li­che Stra­fe erst in der nächs­ten Un­ter­bre­chung aus­ge­spro­chen. Die Be­son­der­heit ist, dass es dann statt „Rot“ nur noch „Gelb“ gibt.

Tor­ju­bel: Die Ver­war­nung für über­trie­be­nen Tor­ju­bel (Trikot ausziehen, Unsportlichkeit oder ähnliches) bleibt be­ste­hen, auch wenn das Tor nach­träg­lich ab­er­kannt wird – beispielsweise durch den Videobeweis. Die Ama­teur­li­gen wird das daher kaum be­tref­fen, es sei denn, ein Linienrichter schaltet sich ein und überzeugt den hauptverantwortlichen Schiedsrichter von der Rücknahme des Tores.

Ein­wurf: Al­le Geg­ner müs­sen ei­nen Ab­stand von min­des­tens zwei Me­tern zur Stel­le auf der Sei­ten­li­nie ein­hal­ten. Das gilt auch, wenn der Einwerfer nicht direkt an der Linie steht.

Frei­stö­ße: In ei­ner Frei­stoß­mau­er, die aus min­des­tens drei Leu­ten besteht, dürfen künftig kei­ne an­grei­fen­den Ak­teu­re mehr ste­hen. Sie müssen vielmehr einen Mindestabstand von einem Meter zur Mauer einhalten.

Abstöße: Bei ei­nem Frei­stoß oder Ab­stoß im Straf­raum muss der Ball nicht mehr aus dem Sech­zeh­ner her­aus­ge­spielt wer­den. Zwar nutzten einige Profi-Mannschaften – wie Benfica Lissabon – das bereits aus, um per Lupfer und Kopfball dafür zu sorgen, dass der Torwart den Ball letztlich aus der Hand abschlagen konnte, doch diesem Treiben hat die FIFA bereits ein Ende bereitet und es als Unsportlichkeit eingestuft.

Straf­stoß: Insbesondere im Rahmen der U21-Europameisterschaft und der Frauenfußball-Weltmeisterschaft wurde deutlich: Der Tor­wart muss bis zur Aus­füh­rung des Schüt­zen mit ei­nem Fuß auf der Li­nie blei­ben. Ver­kür­zt er den Abstand regelwidrig frühzeitig, so wird er sogar mit der Gelben Karte verwarnt.

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