Änderungen im Fußball Neue Regeln, neue Streitpunkte
Auswechslungen, Elfmeter, Abstoß, Karten für Trainer — zur neuen Saison hat es im (Amateur-)Fußball einige Änderungen gegeben.
Drei Spieltage sind bereits rum für die Teams aus dem Fußballkreis Kleve-Geldern – von der Kreisliga A einmal abgesehen. Wer die Spiele oder auch nur die Spielberichte aufmerksam verfolgt hat, dem dürften sich einige Fragen gestellt haben: Hier hat eine Mannschaft vier- statt dreimal gewechselt, da gab es eine Rote Karte nicht gegen einen aktiven Spieler, sondern gegen den Trainer. Ob das alles mit rechten Dingen zugeht, mag sich da der ein oder andere gefragt haben. Die Antwort ist: Ja. Denn mit Beginn dieser Saison hat wurden zahlreiche Änderungen auf den Weg gebracht, die Spieler, Trainer und Schiedsrichter im Amateurbereich betrifft und von denen die wichtigsten hier zusammengefasst sind.
Auswechslungen: Damit insbesondere kurz vor Schluss weniger Zeit durch Auswechslungen geschunden werden kann, sind die Akteure nun angehalten, das Spielfeld über die nächstgelegene Begrenzungslinie zu verlassen – es sei denn, der Schiedsrichter ordnet etwas anderes an. Das kann beispielsweise der Fall sein, wenn der ausgewechselte Spieler an der gegnerischen Fankurve vorbeilaufen müsste, und sich somit in Gefahr begäbe. Für mehr Zeitverzögerung dürfte dagegen die neue maximale Anzahl von vier Auswechslungen pro Spiel pro Mannschaft sorgen, die im Westdeutschen Fußballverband (WDFV) von der Regionalliga West bis hinab zur Kreisliga gilt. In der Kreisliga C sind weiterhin erneute Einwechslungen von bereits ausgewechselten Spielern möglich.
Karten gegen Trainer: Was in den Medien bereits vielfach diskutiert wurde, hält auch im Amateurfußball Einzug. Sollte sich ein Auswechselspieler, ausgewechselter Spieler oder Teamoffizieller zu sehr über eine Entscheidung des Schiedsrichters echauffieren, kann er sowohl mit einer Gelben als auch mit einer Roten Karte bestraft werden. Demnach können auch die Trainer jeder Mannschaft nicht nur einen Innenraum-Verweis erhalten, sondern ebenfalls „Rot sehen“. Brisant: Ordnet ein Referee das Verhalten an der Seitenlinie als unsportlich ein, kann jedoch keine schuldige Person eindeutig ausmachen, so wird die Strafe gegen den höchstrangigen Trainer ausgesprochen – den Teamoffiziellen also mit der höchsten Trainerlizenz.
Münzwurf: Bisher durfte der Gewinner des Münzwurfes lediglich entscheiden, ob seine Mannschaft auf ihrer Seite bleibt oder wechselt. Ab sofort ist auch die Wahl des Anstoßes möglich.
Schiedsrichter-Ball: Neuerdings wird das Spiel nicht nur dann mit einem Schiedsrichter-Ball fortgesetzt, wenn der Unparteiische das Spiel aufgrund einer Verletzung oder Störung des Spiels unterbricht. Auch wenn der Unparteiische selbst den Ball berührt und der Ballbesitz wechselt oder der Ball gar direkt ins Tor geht oder wenn das gegnerische Team einen aussichtsreichen Angriff startet, gibt es nun Schiedsrichter-Ball. „Der Schiri ist Luft“ als klassischer Kreisliga-Spruch gilt dementsprechend nicht mehr. Zudem steht bei einem Schiedsrichter-Ball zukünftig lediglich ein Spieler des Teams parat, dem der Ball zugesprochen wird. Alle anderen Spieler (beider Teams) müssen einen Abstand von mindestens vier Metern zum Ball einhalten.
Handspiel: Die leidige Diskussion „Handspiel oder kein Handspiel?“ findet auch auf den Amateurplätzen regelmäßig statt. Nach neuem Regelwerk liegt ein Vergehen vor, wenn ein Spieler seinen Körper durch die Hand- und Armhaltung unnatürlich vergrößert und wenn sich die Hand oder der Arm über Schulterhöhe befindet. Spielt der Spieler den Ball jedoch selbst mit dem Körper oder dem Kopf und der Ball springt ihm dabei versehentlich an die eigene Hand oder den Arm, so liegt kein Handspiel vor. Ebenso wenig ist ein Abspringen des Balles aus kurzer Distanz an die Hand/den Kopf eines anderen – auch eines gegnerischen – Spielers strafbar. Damit fällt nun die Taktik weg, dem Gegner den Ball aus kurzer Distanz an den Arm zu schießen und auf einen Elfmeterpfiff zu hoffen.
Außerdem gilt: Ist die Hand nahe am Körper und die Armhaltung nicht unnatürlich, ist alles okay. Ebenso, wenn ein Spieler stürzt, sowie wenn Hand oder Arm nicht seitlich vom Körper abgespreizt ist.
Schnelle Spielfortsetzung: Normalerweise wird das Spiel erst dann fortgesetzt, wenn der Referee einen Spieler – beispielsweise nach einem Foul- oder Handspiel – je nach Vorgehen verwarnt oder des Feldes verwiesen hat. Sollte das Team, das das Vergehen nicht begangen hat, den Freistoß allerdings schnell ausführen und dabei zu einer klaren Torchance kommen, dann wird die persönliche Strafe erst in der nächsten Unterbrechung ausgesprochen. Die Besonderheit ist, dass es dann statt „Rot“ nur noch „Gelb“ gibt.
Torjubel: Die Verwarnung für übertriebenen Torjubel (Trikot ausziehen, Unsportlichkeit oder ähnliches) bleibt bestehen, auch wenn das Tor nachträglich aberkannt wird – beispielsweise durch den Videobeweis. Die Amateurligen wird das daher kaum betreffen, es sei denn, ein Linienrichter schaltet sich ein und überzeugt den hauptverantwortlichen Schiedsrichter von der Rücknahme des Tores.
Einwurf: Alle Gegner müssen einen Abstand von mindestens zwei Metern zur Stelle auf der Seitenlinie einhalten. Das gilt auch, wenn der Einwerfer nicht direkt an der Linie steht.
Freistöße: In einer Freistoßmauer, die aus mindestens drei Leuten besteht, dürfen künftig keine angreifenden Akteure mehr stehen. Sie müssen vielmehr einen Mindestabstand von einem Meter zur Mauer einhalten.
Abstöße: Bei einem Freistoß oder Abstoß im Strafraum muss der Ball nicht mehr aus dem Sechzehner herausgespielt werden. Zwar nutzten einige Profi-Mannschaften – wie Benfica Lissabon – das bereits aus, um per Lupfer und Kopfball dafür zu sorgen, dass der Torwart den Ball letztlich aus der Hand abschlagen konnte, doch diesem Treiben hat die FIFA bereits ein Ende bereitet und es als Unsportlichkeit eingestuft.
Strafstoß: Insbesondere im Rahmen der U21-Europameisterschaft und der Frauenfußball-Weltmeisterschaft wurde deutlich: Der Torwart muss bis zur Ausführung des Schützen mit einem Fuß auf der Linie bleiben. Verkürzt er den Abstand regelwidrig frühzeitig, so wird er sogar mit der Gelben Karte verwarnt.