Vorwürfe gegen SV Straelen Von oben herab

Kreis Kleve · Weil er Spieler aus dem Regionalliga-Kader einsetzt, wird dem SV Straelen von den Trainern der Fußball-Kreisliga A Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen.

 Nicht zu stoppen: Denis Sitter (am Ball) half beim jüngsten 5:1-Sieg der Straelener Reserve gegen Arminia Kapellen/Hamb „unten“ aus und traf zum 1:0. In drei Kreisliga-Einsätzen steht der Offensivmann, der vor der Saison von der Reserve von Greuther Fürth kam, bei sechs Toren und sechs Vorlagen.

Nicht zu stoppen: Denis Sitter (am Ball) half beim jüngsten 5:1-Sieg der Straelener Reserve gegen Arminia Kapellen/Hamb „unten“ aus und traf zum 1:0. In drei Kreisliga-Einsätzen steht der Offensivmann, der vor der Saison von der Reserve von Greuther Fürth kam, bei sechs Toren und sechs Vorlagen.

Foto: Heinz Spütz

Die Situation ist an jedem Spieltag dieselbe. Die Mannschaften in der Fußball-Kreisliga A sind gespannt, wer denn diesmal für den SV Straelen II auf den Sportanlagen des Kreisliga-Klubs steht. Es sind Spieler, die nach Ansicht der reinen Amateure hier nicht hingehören. Nicht immer, aber doch häufig werden Akteure aus dem Regionalliga-Kader übers Land geschickt. Dort stehen sie dann bei Union Wetten statt bei Wattenscheid 09 auf dem Platz. Nach Ansicht der Übungsleiter in der A-Liga ein Situation, die nicht fair ist – zumal Straelen nicht in jedem Spiel, sondern nur unregelmäßig auf die hochklassige Verstärkung zurückgreife. Die Rheinische Post hat die Trainer der Konkurrenz am Telefon um ihre Statements gebeten und darüber hinaus mit Staffelleiter Holger Tripp und Stephan Dix, Abteilungsleiter des SV Straelen gesprochen.

Frank Käter, Co-Trainer Arminia Kapellen, holte gleich die ganz großen Geschütze raus und sprach von Wettbewerbsverzerrung.

Deutlicher wurde Gunnar Gierschner, Trainer SV Sevelen. Der fragt: „Warum zeigt der SV Straelen keine klare Linie, setzt konsequent eine gleiche Anzahl ,Profis’ ein und macht einen Durchmarsch in die Bezirksliga? So, wie es im Moment läuft, bewerte ich es auch als eine Art Wettbewerbsverzerrung für alle anderen Teams.“ Gierschner führt aus: „Beste Beispiele sind der 7:2-Sieg beim Aufsteiger SV Donsbrüggen mit Randy Grens als überragenden Torschützen und die 0:12-Niederlage im Derby gegen Auwel-Holt, als keine Verstärkung dabei war. Es käme einer Katastrophe nahe, wenn diese zwölf Treffer am Ende über den Aufstieg entscheiden würden. Mir stellt sich die Frage, ob hier die sportliche Fairness mit teuren Füßen getreten wird – die Möglichkeit, sich nach Belieben so enorm zu verstärken, haben andere Mannschaften in der Kreisliga A nicht.“

Christian Röskens vom SV Donsbrüggen differenziert: „Die Statuten erlauben diese Vorgehensweise. Aber dann sollen sie es bei den anderen Spielen auch so machen und von mir aus auch aufsteigen.“ Ein Problem hat er allerdings dann, wenn der Verein die Spieler in für ihn nicht nachvollziehbaren unregelmäßigen Abständen einsetze: „Der Spaß hört bei mir auf, wenn der SV Straelen nur sporadisch seine ,Profis’ einsetzt. Und das ist ja offensichtlich der Fall.“

Für Sven Kleuskens, Coach von Viktoria Winnekendonk war klar, dass Straelen Verstärkung nutzen wird: „Damit musste man ganz einfach rechnen. Wäre der Überhang größer, hätte Straelen vermutlich einige Spieler für die Reserve festgesetzt und diese aus der ersten Mannschaft zusätzlich verstärkt. Es ist ziemlich unglücklich, dass der Kader der Zweiten so unregelmäßig aufgestockt wird.“

Sebastian Tissen, der mit seinem SV Herongen Anfang des Monats mit 4:3 gegen den SVS gewann, erinnert sich an einen starken Gegner: „Für mich ist es eine Art Wettbewerbsverzerrung. Ich meine, dass der SV Straelen mit neun Spielern gegen uns angetreten ist, die bei der ersten Mannschaft spielen oder mitttrainieren. Gegen unsere direkten Liga-Konkurrenten, Pfalzdorf und Weeze, waren es wesentlich weniger, gegen Holt war keiner dabei. Wenn, dann sollen sie die Sache konsequent durchziehen und aufsteigen, was für mich einen Sinn ergeben würde.“

Raphael Erps von der SGE Bedburg-Hau II hat volles Verständnis: „Der SV Straelen schöpft seine Möglichkeiten aus. Das ist rechtens. Wir selber haben deutlich 0:7 verloren. Trotzdem muss auch mal die Einstellung der eigenen Spieler hinterfragt werden, anstatt direkt zu schimpfen. Nicht gut finde ich, dass Spieler, die am Samstag in der Regionalliga gespielt haben, einen Tag später in der Kreisklasse spielen dürfen.“

Geteilter Meinung ist Lars Allofs vom SC Auwel-Holt: „Das, was der SV Straelen macht, ist legitim, aber in einer gewissen Art auch eine Wettbewerbsverzerrung. Wir hatten Glück, dass die Reserve nur mit zwei Spielern aus dem erweiterten Kader gegen uns angetreten ist. Alles ist sehr unglücklich und willkürlich. Mein Vorschlag: Spiele der ersten und zweiten Mannschaft zeitgleich ansetzen.“

Holger Tripp, Staffelleiter der Kreisliga A und Vorsitzender beim Kreisfußballausschuss Kleve/Geldern: „Der SV Straelen verhält sich korrekt. Die Festspielfristen sind DFB-Regeln. Da sind uns die Hände gebunden. Beschwerden über eine mögliche Wettbewerbsverzerrung sind mir nicht bekannt. Vor der Saison fand eine Arbeitstagung statt. Die anwesenden Vereine wurden auf die besondere Situation um den Regionalligisten SV Straelen informiert.“ Zu Lars Allofs Vorschlag meint er: „Bei dieser Arbeitstagung wurde mit großer Mehrheit gegen den ,flexiblen Spielplan’ abgestimmt und die Chance vergeben, vor Saisonbeginn Heimspiele zu verlegen, ohne dass der gegnerische Verein die Möglichkeit zur Intervention gehabt hätte.“

Stephan Dix, Leiter der Fußbal-Seniorenabteilung beim SV Straelen, kann die Aufregung kaum nachvollziehen: „Die zweite Mannschaft steht mit 18 Punkten aus elf Spielen auf Platz sechs. Würden wir den Wettbewerb verzerren, stünde sie vermutlich ohne Punktverlust an der Tabellenspitze. Der Einsatz von Spielern der ersten Mannschaft ist nicht planbar und ergibt sich aus dem Verlauf der Trainingswochen und der Spieltage. Die zweite Mannschaft wird zweimal pro Woche durch die Trainer Friedhelm Baumann und Marcel Peters trainiert und besitzt Kreisliga A-Qualität; beim Training befinden sich regelmäßig zwischen neun und 14 Spieler. Hüpen, Suaterna und Putschbach gehören nicht zum Kader der ersten Mannschaft. Mittelfristig ist ein Aufstieg geplant.“

Marcel Lemmen (Union Wetten), Thomas Erkens (Alemania Pfalzdorf) und Meik Kozek (BV Wissel) äußerten sich in der Kernaussage wie ihre Trainerkollegen zuvor.

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