Lokalsport Experten-Talk: Hermann Tecklenburg setzt auf Brasilien

Kreis Kleve · Ob die WM-Mission klappt, diskutierten im Casa Cleve beim Presseclub Kleve "Auf dem Weg zum fünften Stern" Fußballgrößen mit niederrheinischen Wurzeln. Für den Talk konnten Martina Voss-Tecklenburg, angehende Frauen-Nationaltrainerin, sowie ihr Ehemann Hermann Tecklenburg, Präsident des Oberliga-Meisters SV Straelen, gewonnen werden.

Auch Bundesliga-Schiedsrichter Guido Winkmann aus Kerken war der Einladung gefolgt. Komplettiert wurde das Experten-Team von Umut Akpinar, Aufstiegstrainer des 1. FC Kleve und Robert Peters, Sport-Chef der Rheinischen Post in Düsseldorf. Willi "Ente" Lippens musste krankheitsbedingt absagen.

Schon vor Beginn des Abends ertönte stimmungsvolle WM-Musik: Zu "Elf Freunde, vier Sterne, ein Ziel" füllte sich der Saal, in dem sich viele Gäste mit ihrer Trikotwahl bereits als gerüstet für die WM zeigten. Moderiert wurde das Gespräch von Helmut Vehreschild, RP-Sportredakteur, im Doppel mit WDR-Hörfunk-Reporterin Anne van Eickels.

Das Datum des Talks war günstig gewählt, schließlich hatte Joachim Löw am gleichen Tag seinen WM-Kader bekanntgegeben. Bei der Bewertung der endgültigen Nominierung herrschte bei den Fachleuten Einigkeit: Deutschland hat erneut eine schlagkräftige Truppe zusammen. Überraschend war die Ausbootung von Leroy Sané: "Er hat gegen Österreich gar nicht gut gespielt. Da war der pflegeleichte Julian Brandt wohl die bessere Option", sagte Robert Peters, der genauso wie van Eickels nach Russland fliegt. Früher war "Bob" für Viktoria Goch und Alemannia Pfalzdorf aktiv und blickt mit "charmanter Romantik" auf diese Zeit zurück, wenngleich ihm die Situation bei den Weberstädtern Sorgen bereitet. Der ehemalige Oberligist Goch konnte sich mit viel Glück in der Bezirksliga halten.

Dass hochklassiger Fußball eng mit dem Kreis Kleve verbunden ist, zeigen die diesjährigen Aufstiege des SV Straelen und 1. FC Kleve. Da Straelen tags zuvor sensationell den Aufstieg in die Regionalliga perfekt gemacht hatte, überreichte Vehreschild dem Ehepaar Tecklenburg einen Blumenstrauß in den Gelb-Grünen Vereinsfarben. "Patriarch" Tecklenburg zur Meisterschaft: "Vor der Saison dachte ich: Was haben wir denn da für eine Gurkentruppe? Aber unser holländischer Trainer machte daraus eine richtig gute Elf." Ab Januar habe der Bauunternehmer dann nur noch den Aufstieg vor Augen gehabt. "Wir haben den Trick angewandt, drei Trainer für eine Saison einzusetzen. Unsere Spieler sind so schwierig, dass es ein Trainer gar nicht über die gesamte Spielzeit aushält." Dazu merkte van Eickels scherzhaft an: "Der SV Straelen ist der HSV der Oberliga."

Was in der Landesliga noch undenkbar ist, erregte in der Bundesliga im Wochenrhythmus die Gemüter: Der Video-Beweis. Kaum einer weiß das so genau wie Bundesliga-Schiri Guido Winkmann. Er verglich die Assistenz aus dem "Kölner Keller" mit einem neuen Produkt, das anfangs gar nicht perfekt funktionieren könne. "Sich von dem zu distanzieren, was man selber gesehen hat und den Szenen auf den Bildschirmen zu vertrauen, ist schwierig", sagte er. Schlaflose Nächte bereitete ihm der 30. Spieltag dieser Saison, als er die Mannschaften des SC Freiburg und des FSV Mainz aus der Halbzeitpause zurückholen musste, da er den Mainzern nach Sichtung der TV-Bilder nach geltendem Regelwerk noch einen Strafstoß zusprach. "Ich habe einfach zu spät Bescheid bekommen. Aus diesem schlechten zeitlichen Ablauf lerne ich und lernt die FIFA. Aber als wir rausgingen, war uns klar, dass das ein ,Jahrhundertding' werden würde."

Auf einen langen Karriereweg im Fußballgeschäft darf auch Martina Voss-Tecklenburg zurückblicken. Nach ihrer aktiven Profikarriere war sie einige Jahre als Teammanagerin in Straelen aktiv und betreut nun seit mehr als sechs Jahren die Frauen-Nationalmannschaft der Schweiz. Im September übernimmt sie das Amt als Übungsleiterin der Deutschen Nationalelf. "Ich habe mich nirgendwo beworben. Wichtig ist, dass ich über Jahre hinweg als Trainerin Leistung gezeigt habe. Zudem durchlief ich eine typische Karriere von der Spielerin zur Trainerin. Letztendlich überzeugte ich die DFB-Verantwortlichen in den Gesprächen", antwortete Voss-Tecklenburg auf eine Publikumsfrage. Der Schritt zurück nach Deutschland ist für sie nicht einfach: "Die Schweiz ist meine zweite Heimat geworden. Der Abschied wird mich viele Tränen kosten. Ich freue mich auf eine neue Herausforderung."

Mit der drängendsten aller Fragen schloss die illustre Gesellschaft ab: "Wer wird Weltmeister?. Während van Eickels und Peters in Frankreich den Favoriten sehen, traut Guido Winkmann Belgien den Titel zu. Hermann Tecklenburg setzt auf Brasilien - allein schon wegen dem grün-gelben Fahnenmeer.

(RP)
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