Fußball-Regionalliga Auf dem langen Weg zur Nummer eins

Straelen · Julius Paris muss sich zwar hinter Stammkeeper Robin Udegbe und Kevin Kratzsch einreihen. Doch der 20-jährige Winnekendonker bereut seine Rückkehr zum SV Straelen nicht. Am Samstag kommt Fortuna Köln.

 Sprungbrett Römerstraße: Julius Paris möchte seine Fangkünste in naher Zukunft nicht nur im Training demonstrieren.

Sprungbrett Römerstraße: Julius Paris möchte seine Fangkünste in naher Zukunft nicht nur im Training demonstrieren.

Foto: Heinz Spütz

Schon als Knirps stand Julius Paris, wenn er mit anderen Kindern auf der Dorfwiese in Winnekendonk Fußball spielte, gerne im Tor. Der Junge hatte Talent, spielte beim SV Straelen als B-Jugendlicher in der A-Jugend-Niederrheinliga. Von dort wechselte er damals mit Unterstützung von Daniel Beine, inzwischen Trainer des Bezirksliga-Titelaspiranten Viktoria Goch, zum KFC Uerdingen. Im Alter von 18 Jahren unterzeichnete er seinen ersten Profi-Vertrag beim damaligen Fußball-Drittligisten.

Alles lief wie am Schnürchen. Der Traum von einer Profi-Karriere schien Wirklichkeit zu werden. „Das stimmt so nicht ganz“, unterbricht der 20-Jährige. „Ich war noch nie ein Freund von Träumereien, dafür bin ich zu sehr Realist und denke perspektivisch.“ Der 20-jährige Abiturient wirkt sehr entschlossen und holt weiter aus: „Man muss von dem, was man macht, einen Plan haben. Alles andere würde keinen Sinn machen. Ich weiß, dass meine Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Und mein Plan sieht vor, dass ich in ein oder zwei Jahren bei einem Regionalligisten Stammtorwart bin.“

Dass seine Pläne keine Hirngespinste sind, kann der Trainer der Sportfreunde Broekhuysen, Sebastian Clarke, der seinen Weg als Sport- und Mathematiklehrer lange Zeit begleitet hat, nur bestätigen: „Wenn ich Julius charakterisieren muss, fällt mir spontan sein brutaler Ehrgeiz ein.“

Die Vita des 20-jährigen Winnekendonkers beginnt bei der heimischen Viktoria, wo er auf Wunsch des Vaters zunächst auf dem Feld spielte und erst als D-Jugendlicher auf der Linie stand. Er besuchte das Kardinal-von Galen-Gymnasium in Kevelaer. Im Sommer 2018, als er zeitgleich zum KFC Uerdingen wechselte, legte er seine Abiturprüfung ab.

In seiner ersten Saison stand er bei den A-Junioren seines neuen Klubs in allen 22 Spielen zwischen den Pfosten, bis Corona die Spielzeit beendete. Seine zweite Saison fiel der Pandemie zum Opfer, doch er durfte regelmäßig bei den Profis mittrainieren und lernte dort die jetzige Nummer eins im Straelener Tor, Robin Udegbe, und seinen Torwarttrainer Manfred Gloger kennen. Dieser hatte sich vor Saisonbeginn für seine Rückkehr an die Römerstraße eingesetzt. „Die Antwort darauf, weshalb ich Julius zurück nach Straelen geholt habe, ist ganz einfach. Weil der Junge gut ist. Er hat Talent, bringt die richtige Mentalität mit und ist fleißig. Julius kann sich hier in aller Ruhe entwickeln. Er wird ein richtig guter Regionalliga-Torwart“, sagt Gloger.

Wenn der junge Mann die vergangenen Monate Revue passieren lässt, hat er den Wechsel noch keine Sekunde lang bereut. „Als ich den KFC verlassen habe, zeigte der Verein ja schon deutliche Auflösungserscheinungen. Wir konnten nicht in die Grotenburg. Alles war recht schwierig. Von den Strukturen her habe ich mich hier in Straelen in jeder Hinsicht deutlich verbessert“, sagt Paris, der parallel im Bauunternehmen des Präsidenten Hermann Tecklenburg eine Ausbildung begonnen hat.

Seine allgemeine Zufriedenheit wurde nur am zweiten Spieltag vor der Partie gegen Rot-Weiss Essen erheblich getrübt. Robin Udegbe hatte sich verletzt und musste passen. Doch auf dem Aufstellungsbogen erschien nicht sein Name, sondern der von Kevin Kratzsch. „Natürlich bin ich zunächst aus allen Wolken gefallen. Bis dahin war ich im festen Glauben, als Nummer zwei im Tor geholt worden zu sein, zumal Kevin auch noch nach mir verpflichtet wurde.“

Es hat einige Zeit gedauert, bis er diese schwer verdauliche Kost geschluckt hatte. Eine große Hilfe war ihm dabei Robin Udegbe, der seinem jungen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite stand. Längst hat sich Julius Paris neue Ziele gesetzt: „Ich glaube schon, dass die Leistungsabstände zwischen uns Torhütern nicht unerreichbar groß sind. Durch die Leistungsdichte erhöht sich zwangsläufig unsere Trainingsqualität. Also herrschen ideale Voraussetzungen für mich, mein Niveau zu steigern, mich zu entwickeln und mich zu empfehlen. Mit 22 Jahren will ich fest in der Regionalliga spielen.“

Vor der Partie gegen den Titelaspiranten Fortuna Köln zeigt sich der 1,92 Meter große und 87 Kilogramm schwere Torwart-Hüne von der Negativserie und der aktuellen Torflaute des SV Straelen unbeeindruckt: „Aus meiner Sicht besteht überhaupt kein Grund, weshalb wir uns jetzt verrückt machen sollten. Es ist doch schließlich so, dass wir uns in jedem Spiel genug Möglichkeiten erarbeiten. Erst, wenn wir diese Chancen nicht mehr haben, müssten wir uns ersthaft Gedanken machen.“

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