Fußball 1. FC Bocholt greift mit einem „Hooligan“ an

Niederrhein · Der SV Straelen möchte möglichst schnell zurück in Liga vier. Die Meisterschaft wird für die Grün-Gelben allerdings kein Selbstläufer.

Der einstige Publikumsliebling des MSV Duisburg ist wieder zu Hause. Maurice Exslager geht für den 1. FC Bocholt auf Torejagd.

Der einstige Publikumsliebling des MSV Duisburg ist wieder zu Hause. Maurice Exslager geht für den 1. FC Bocholt auf Torejagd.

Foto: dpa

Klar, der SV Straelen möchte nach Möglichkeit den Abstieg aus der Fußball-Regionalliga schon in der kommenden Saison reparieren. Das wird aber gar nicht so einfach. Zwar läuft die sogenannte „Transferperiode I“ bis zum 31. August – die Vereine haben in Sachen Kaderplanung also noch reichlich Zeit. Doch gut vier Wochen vor dem Saisonstart zeichnet sich ab, dass sich viele der insgesamt 18 Oberligisten mächtig ins Zeug legen. Ein ausgesprochener Topfavorit ist nicht in Sicht. Die Fußballfreunde dürfen sich auf ein packendes Titelrennen freuen. Mittendrin der SV Straelen, der es mit starker Konkurrenz zu tun bekommt.

1. FC Bocholt: Der Verein vom traditionsreichen Hünting wird Jahr für Jahr genannt, wenn vom Oberliga-Favoritenkreis die Rede ist. Diesmal machen die „Schwatten“ offenbar ernst. Vor allem die Verpflichtung von Sturmtank Maurice Exslager hat die Konkurrenz aufhorchen lassen. Der inzwischen 28 Jahre alte Vollblut-Stürmer hatte als Jugendlicher seine Heimatstadt Bocholt verlassen, um die große Fußballwelt zu erobern. Beim MSV Duisburg schaffte Exslager schnell den Sprung in den Profi-Kader und avancierte mit seiner unbekümmerten und vor allem unverstellten Art zum Publikumsliebling. Die Fans tauften ihn auf den Spitznamen „Hooligan“, weil er so gar nicht dem Klischee eines Jungprofis entsprechen wollte und eigentlich besser in die Kurve gepasst hätte. Die weiteren Profi-Stationen lauteten 1. FC Köln, Darmstadt 98, 1. FC Magdeburg und Fortuna Köln. Jetzt ist der im Bocholter Stadtteil Biemenhorst aufgewachsene Exslager wieder zu Hause. Und soll seinen Teil dazu beitragen, dass der FC Bocholt, der zu Beginn der 80er Jahre ein Gastspiel in der Zweiten Bundesliga geben durfte, endlich den ersehnten Sprung in Liga vier schafft.

Die weiteren Neuzugänge am Hünting: Arman Corovic: Der 22-jährige Verteidiger kommt zwar vom Oberliga-Absteiger FSV Duisburg. Doch die Ausbildungsvereine lesen sich wesentlich spannender: Der junge Bosnier war in den Junioren-Bundesligen für den VfL Bochum, TSV 1860 München und Rot-Weiss Essen am Ball.

Sergen Sezen (Germania Ratingen, 24 Jahre alt, Angreifer); Hannes Göring (MSV Duisburg A-Jugend, 18 Jahre, Verteidiger; spielte schon in der Jugend für den FC Bocholt). Pascale Talarski (SSVg. Velbert, 25 Jahre, offensiver Mittelfeldspieler). Talarski ist im Angriff vielseitig einsetzbar und bringt trotz seines recht jungen Alters schon jede Menge Regionalliga-Erfahrung mit (Rot-Weiß Oberhausen, „U 23“ FC Schalke 04). Luis Jakob Blaswich (PSV Wesel, 21 Jahre, Verteidiger). Fabian Schürings (VfB Speldorf, 22 Jahre, Mittelfeldspieler). Younes Mouadden (KFC Uerdingen A-Jugend, 18 Jahre, Angreifer).

TVD Velbert: Wo TVD – das Kürzel steht für Turnverein Dalbecksbaum – drauf steht, steckt Erfolg drin. Und nebenbei auch noch jede Menge Tradition. Der Verein wurde 1870 gegründet und feiert somit in Kürze sein 150-jähriges Bestehen. Die Mannschaft kickte 2016 noch in der Kreisliga A und kennt seitdem nur ein Ziel: Aufstieg. Ein Ende der Erfolgsstory ist noch lange nicht in Sicht. Der Aufsteiger wird von vielen Experten schon als „heißer Scheiß“ der Oberliga gehandelt. Der starke Mann hinter den Kulissen heißt André Grimmert, ist erfolgreicher Hotelier und hat erst am vergangenen Wochenende die „Grimmert-Arena“ eröffnet. Ein prominenter Neuzugang kommt aus Straelen: Björn Kluft, der ganz viel Erfahrung aus der Dritten Liga mitbringt, soll das Spiel über die Flügel ankurbeln. Das Zeug zum Führungsspieler hat auch Dennis Malura. Der mittlerweile 35-jährige Verteidiger, der vom Wuppertaler SV kommt, war in seiner Laufbahn unter anderen bereits in der Zweiten Liga für 1860 München und den 1. FC Heidenheim unterwegs.

Cronenberger SC: Die Wege haben sich nur eine Saison lang getrennt. Während sich der SV Straelen sofort wieder aus der Regionalliga verabschieden musste, ist der Wuppertaler Club auf direktem Weg in die Oberliga zurückgekehrt. In Sachen Neuzugänge setzt der Aufsteiger vor allem auf hungrige Talente aus der Region. Dafür feiert der unumstrittene Star der Mannschaft am 22. August seinen 40. Geburtstag. Ercan Aydogmus, der in jungen Jahren auch schon das gelbe Straelener Trikot getragen hat, war in der abgelaufenen Saison mit 42 Treffern „Mister Aufstieg“.

Sportfreunde Niederwenigern: Nach mehreren vergeblichen Anläufen, unter anderen in der Strae­lener Aufstiegssaison 2016/’17, hat’s für den Club aus Hattingen jetzt endlich mit dem Sprung in die Oberliga geklappt. In Sachen Verstärkungen hält sich der Neuling bislang noch zurück. Von Schwarz-Weiß Essen kommt Mittelfeldspieler Damian Peterburs, der am Uhlenkrug zwischen Reservebank und Stammplatz pendelte, vom Eisenbahner-Sport-Club aus Essen-Rellinghausen kommt Torhüter Sebastian Behler – da wird mit Sicherheit noch was passieren.

FC Kray: Die Mannschaft aus dem Essener Norden ist zurück in der Oberliga, hat aber gleich einmal zwei ihrer Aufstiegshelden verloren. Und zwar an den SV Straelen. Angreifer Fatmir Ferati und Mittelfeldspieler Fatlum Zaskoku gelten an der Römerstraße als große Hoffnungsträger.

SSVg. Velbert: Der Star ist der Trainer. Alexander Voigt war als zweikampfstarker Verteidiger viele Jahre für den 1. FC Köln am Ball, ehe er vor elf Jahren großen Anteil an der Rückkehr von Borussia Mönchengladbach in die Bundesliga hatte. Vom Wuppertaler SV kommen Torhüter Sebastian Wickl und Verteidiger Peter Schmetz, die in der abgelaufenen Regionalliga-Saison zum Stammpersonal gehörten.

ETB Schwarz-Weiß Essen: Der Traditionsverein aus dem Essener Süden startet mit einem neuen Trainer in die Saison: Ralf vom Dorp kommt vom Ligarivalen SC Velbert. Der SV Straelen wollte seine Abteilung Attacke unbedingt mit Marvin Ellmann aufrüsten. Doch momentan spricht einiges dafür, dass der erfahrene Torjäger seinen Vertrag am Uhlenkrug erfüllen muss.

Germania Ratingen: Georg Mewes möchte es noch einmal wissen. Zehn Jahre lang war „Schorsch“ als Trainer für den SV Hönnepel-Niedermörmter im Einsatz. Jetzt soll er im zarten Alter von 70 Jahren die Germania als Sportlicher Leiter in ruhige Fahrwasser führen. Bislang präsentiert der Verein gleich drei Neuzugänge vom Regionalliga-Aufsteiger VfB Homberg: Mittelfeldspieler Emre Demircan sowie die beiden Verteidiger Felix Clever und Marvin Roch.

Sportfreunde Baumberg: Sobald die Frage nach den Favoriten auftaucht, fällt regelmäßig der Name des Clubs aus Monheim. Der prominenteste Neuzugang ist allerdings ein Funktionär: Frank Zilles kommt als Sportdirektor vom Ligarivalen TuRU Düsseldorf.

TuRU Düsseldorf: Nicht nur der SV Straelen hat ein Faible für Asiaten. Ein junger Mann namens Tsukasa Yakumaru verstärkt die japanische Kolonie in der Landeshauptstadt. Der Mittelfeldspieler hat zuletzt für die „California Baptist University Lancers“ in den USA gekickt.

SC Velbert: Der Verein startet mit dem jüngsten Trainer der Liga in die Saison. Patrick Knieps ist gelernter Torhüter, 30 Jahre jung, und stand zuletzt bei den B-Junioren der TSG Sprockhövel in der Westfalenliga an der Seitenlinie.

Spvg. Schonnebeck: Dennis Abrosimov ist zurück am Schetters Busch: Nach einem Gastspiel an der Straelener Römerstraße möchte der junge Linksverteidiger in der gewohnten Umgebung wieder aufblühen.

Union Nettetal: Der beste Co-Trainer der Liga hat das Lager gewechselt. Khaled Daftari gehörte in den vergangenen Jahren zu den Männern, die an der Straelener Römerstraße eine Erfolgsgeschichte geschrieben haben. Jetzt ist er in der Nachbarschaft als Teammanager in großen Teilen für die Kaderplanung zuständig. Aus Straelen hat er Torwart-Trainer Marcel Siepmann und Außenstürmer Drilon Istrefi mitgebracht. Und aus der A-Jugend von Borussia Mönchengladbach den talentierten Mittelfeldspieler Luca Esposito geholt.

VfB Hilden: Die Schwarz-Weißen vertrauen in erster Linie auf ihre gute Nachwuchsarbeit. Gleich sechs Talente aus den eigenen Reihen sollen an höhere Aufgaben herangeführt werden.

1. FC Kleve: Der Lokalrivale greift wieder an. Die Rot-Blauen haben in Andre Trienenjost einen echten Torjäger verpflichtet. Der hat viele Jahre nur wenige Kilometer entfernt beim SV Hönnepel-Niedermörmter seinen Teil zum Acker­beben an der Düffelsmühle beigetragen.

1. FC Monheim: In der Stadt, deren Bürger ab dem nächsten Jahr kostenlos mit dem Bus fahren dürfen, wird auch Fußball gespielt. Angeblich gar nicht so schlecht. Darin sind sich viele Experten einig, darunter auch Inka Grings, Trainer des SV Straelen.

TSV Meerbusch: Ein weitgehend unbeschriebenes Blatt. Nach eigenen Angaben möchte der Verein durchaus „oben mitspielen“, dürfte dem SV Straelen allerdings im Titelrennen wohl kaum in die Quere kommen.

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