Aus den Vereinen Wenn Tischtennis Lebensfreude bereitet

Geldern · In der Hobbygruppe geht’s einfach nur um den Spaß an der Sache. Alle Beteiligten leben an der Platte Inklusion vor.

 Alter und Talent sind Nebensache. Auch der 92-jährige Wilhelm Hoselmann (r.) ist in der Tischtennis-Gruppe begeistert bei der Sache.

Alter und Talent sind Nebensache. Auch der 92-jährige Wilhelm Hoselmann (r.) ist in der Tischtennis-Gruppe begeistert bei der Sache.

Foto: Heinz Spütz

Eugen Brück beschreitet erfolgreich ungewöhnliche Wege. Das ist das prägnante Markenzeichen des rast- und ruhelosen Vorsitzenden des TTC Blau-Weiß Geldern-Veert. Wenn er sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, setzt er alle Hebel in Bewegung, seine Vorstellungen umzusetzen und seine Ziele zu verwirklichen.

Der ehemals reine Tischtennisclub hat sich unter seiner Regie zu einem großen Mehrspartenverein entwickelt, in dem Tischtennis nach wie vor eine zentrale Rolle einnimmt. Stolze 623 Mitglieder zählt der Verein mit insgesamt neun Abteilungen. Mitgliederstärkste Sparte mit 241 Personen ist nach wie vor die Tischtennis-Abteilung.

Eine Sonderstellung nimmt der Verein ein, weil es innerhalb der Tischtennis-Abteilung eine Art Unterabteilung gibt, die im Altkreis Geldern ihresgleichen sucht. Die Rede ist hier von der sogenannten Abteilung für Tischtennisspieler mit und ohne Behinderung, den reinen Hobbysportlern. Sie haben kein Interesse, im Ligabetrieb mitzumischen. Für sie stehen der reine Spaß am Spiel mit dem kleinen weißen Ball und das gemeinschaftliche Sporterlebnis im absoluten Vordergrund.

Kann jeder mitmachen? Selbstverständlich. Jeder, der Lust verspürt, einen Schläger in die Hand zu nehmen und sich an die Platte zu stellen, ist herzlich willkommen. Nach einer gewissen Zeit wird eine Mitgliedschaft erbeten. Die Möglichkeit zum unverbindlichen Reinschnuppern ist allemal gegeben. 57 aktive Hobbyspieler sind der Beweis für die Beliebtheit der Abteilung.

Wo wird gespielt? Sobald der aktuelle Ausnahmezustand vorbei ist und die Sporthallen wieder genutzt werden dürfen, gibt es feste Trainingstage, jeweils dienstags und donnerstags. Gespielt wird in der „Landwehr-Halle“ und in der Turnhalle der ehemaligen Anne-Frank-Schule (jetzt Sekundarschule). Die Resonanz ist stabil hoch, zehn bis zwölf Tischtennisplatten werden beansprucht. Einen Spielpartner findet man immer.

Muss ich gewisse Fähigkeiten mitbringen, um mitmachen zu dürfen? Nein, es geht ausschließlich um den Spaß an der Sache und das gesellige Miteinander. „Alterspräsident“ Wilhelm Hoselmann ist mittlerweile 92 Jahre alt und hat erst im Alter von 75 Jahren mit dem Tischtennis angefangen. Früher war er aktiver Kanufahrer. „Die Reaktion und die Beweglichkeit ließen irgendwann mal nach. Das war für mich der Zeitpunkt, dass ich etwas dran tun musste“, so Hoselmann zu seinen Beweggründen.

Wie nahm die Hobbygruppe ihren Anfang? Sie geht auf eine Initiative von Eugen Brück zurück. „Immer wieder habe ich beobachtet, dass nicht so gute Spieler beim Training auf der Bank versauerten. Sie fanden keine Spielpartner. Das war ich satt. Ich habe mir das Telefon geschnappt und alle ehemaligen Spieler des Vereins angerufen. Die Resonanz war groß, und schon wurde die Hobbygruppe ins Leben gerufen.“

Die „Freudenberger“: Cornelia de Witt hatte als ehemalige Mitarbeiterin in der Gocher Einrichtung „Haus Freudenberg“ als arbeitsbegleitende Maßnahme eine interne Tischtennisgruppe ins Leben gerufen. Im Raum Goch konnte die aktive Spielerin aus den Reihen des SV Walbeck ihre Schützlinge, allesamt Menschen mit Behinderung, nicht in Vereinen integrieren. In Geldern wurde sie vom TTC-Vorsitzenden Eugen Brück mit offenen Armen empfangen. 15 „Freudenberger“ stehen Woche für Woche regelmäßig an der Platte, um sich in aller Freundschaft mit anderen Hobbyspielern zu messen. Noch heute, als Rentnerin, kutschiert Frau de Witt die muntere Truppe mit einem Bus von Goch zum Training nach Geldern – und zurück. Für das soziale Engagement wurde der Verein vom Landessportbund mit dem Inklusions-Preis (1000 Euro Fördergeld) ausgezeichnet.

Wie steht es mit den sportlichen Anreizen? Eugen Brück: „Wir veranstalten zwei Turniere für unsere Hobbytruppe. Das sind absolute Höhepunkte. Ein 32er-Feld kriegen wir immer voll. Danach wird groß gefeiert. Mit Siegerehrung, einem gemeinsamen Essen und allem Pipapo in den Lindenstuben Geldern. Unser Motto lautet nicht ohne Grund: Spiel, Sport und Geselligkeit.“

Sind neue Projekte in Planung? Wer Eugen Brück etwas genauer kennt, muss sich diese Frage gar nicht erst stellen. Der Vorsitzende: „Im Moment mache ich mich für die Sportjugend der Adventgemeinde am Marktweg in Geldern stark. Das sind Russlanddeutsche, 30 junge, nette Leute. Die suchen eine Halle, bekommen aber keine. Der Kampf ist noch nicht zu Ende. Junge Menschen müssen unbedingt die Chance erhalten, Sport treiben zu können.“

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