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Interview mit Nils Wallrath „Die Liga ist noch ausgeglichener geworden“

Der Trainer der ersten Herren-Mannschaft des ATV spricht im Interview über die Arbeit mit dem Team, Zugänge und die neue Saison.

 ATV-Trainer Nils Wallrath.

ATV-Trainer Nils Wallrath.

Foto: Heinz Spütz

Das letzte Spiel des TV Aldekerk ist vier Monate her, und seit mehr als zwei Monaten befindet sich die Mannschaft von Nils Wallrath in der Vorbereitung zur neuen Regionalliga-Saison. Zum Saisonstart wird der Absteiger aus der dritten Liga, die SG Langenfeld, in der Vogtei-Halle erwartet. Zur Erinnerung: Im vorigen Jahr übernahm Wallrath drei Wochen vor Liga-Beginn plötzlich und unerwartet die Mannschaft von Matthias Sommer. Viel Zeit zur Vorbereitung blieb ihm nicht, doch er startete furios. Nach neun Spieltagen standen seine Handballer auf Platz zwei in der Tabelle. Danach folgte – trotz zwischenzeitlich hervorragender Spiele wie gegen Dinslaken und Ratingen – ein Absturz, der das Team in Abstiegsgefahr brachte. Am Ende wurde die Saison auf Platz acht beendet. Vor dem Auftakt in die Handball-Regionalliga Nordrhein am 14. September beantwortet ATV-Trainer Wallrath Fragen zur Arbeit mit der Mannschaft, zum Kader und zu den Zielen.

Wie ist die Vorbereitung bisher verlaufen? Wo langen die Schwerpunkte?

Wallrath Die Stimmung ist gut, und ich habe den Eindruck, dass die Mannschaft in dem einen Jahr gereift ist. Die neuen Spieler bringen frischen Wind hinein und es ist zu spüren, dass ein gewisser Positionskampf, zu den „ersten Sechs“ zu gehören, stattfindet. Zu Beginn lagen die Schwerpunkte eindeutig auf Athletik und Kondition. Dann haben wir uns dem Abwehrverhalten gewidmet und in den letzten Wochen wird das Hauptaugenmerk darauf liegen, unsere Stärken im Angriff weiter zu forcieren um am Ende ein insgesamt besseres Ergebnis zu erzielen.

„Am Anfang will ich die Vogteihalle hinten mir haben und nachher das ganz Dorf“. Kommt ihnen dieser Ausspruch bekannt vor? Hat er im Hinblick auf einen Saisonverlauf, der nicht nach so ganz nach ihrem Geschmack verlaufen sein dürfte, noch Gültigkeit?

Wallrath Dieser Slogan beinhaltet ein mittelfristiges Ziel. Natürlich wollen wir begeisternden Handball spielen, sowohl in der Vogteihalle als auch bei den Auswärtsspielen. Wenn uns das gelingt und wir die dazu notwendige Konstanz entwickeln, wird es vermutlich so werden, wie ich es vor einem Jahr gesagt habe.

Ihr Plan, in der abgelaufenen Saison die Anzahl der Gegentreffer zu reduzieren, ist nicht aufgegangen. Woran lag es?

Wallrath Im vorigen Jahr haben wir beim Training lange Zeit den Fokus auf das Abwehrverhalten gelegt, ohne erkennbare Fortschritte zu machen. Abwehr ist eine reine Willenssache und unsere gemeinsame Arbeit hat sich bisher in den Köpfen der Spieler noch nicht verinnerlicht. Die Ernte wird oft erst später eingefahren.

Neuzugang Daniel Zwarg wird die sogenannte Königsposition im linken Rückraum besetzen, ein Spieler, der an guten Tagen immer für zehn Tore gut ist. Gleiches gilt für Thomas Jentjens und Julian Mumme. Thomas Phlak, Jonas Mumme oder Christopher Tebyl werfen beispielsweise beständig ihre fünf Tore. Dürfen sich die Zuschauer darauf freuen, dass demnächst Spiele häufiger mit 40 Toren und mehr gewonnen werden?

Wallrath Mit reicht es, mit einem Tor Unterschied, zum Beispiel 22:21, zu gewinnen. Drei gute Schützen müssen nicht unbedingt auch gut harmonieren. Für mich zählt die geschlossene Mannschaftsleistung.

Sie gehören zu den Trainern, die besonderen Wert auf eine solide Abwehrleistung legen. Muss man bei so exzellenten Schützen seine „Handball-Ideologie“ überdenken?

Wallrath Ein klares Nein. Wir hatten die der abgelaufenen Saison mal wieder den besten Sturm und sind trotzdem in Abstiegsgefahr geraten. Da erinnere ich gerne an den Spruch aus der US-Basketballliga: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive die Meisterschaft.

Ein Wort zum Kader: Roman Grützner, Robin Appelhans sind nun fest in der Mannschaft. Dazu kommen Daniel Zwarg und Routinier Sven Upietz, der gleichzeitig ihr Co-Trainer ist. Christian Menke und Joshua Schoemackers gehören zum erweiterten Kader. Alle Positionen sind doppelt und gut besetzt. Sie können quasi aus dem Vollen schöpfen.

Wallrath Wir sind natürlich sehr breit aufgestellt und das ist auch gut so, wenn ich an unser Verletzungspech vom vorigen Jahr denke. Manche Positionen sind sogar dreifach besetzt. Mit dem großen Kader konnte ich natürlich einen ganz anderen Trainingsablauf auf die Beine stellen. Das wird sich hoffentlich steigernd auf die Spielqualität und die Sicherheit im Spiel niederschlagen.

Sie denken gerne in Etappen und geben Nahziele aus. Wie lauten diese zum Saisonstart? Wie sieht das Anfangsprogramm aus?

Wallrath Zuerst zu Hause gegen Langenfeld. Bei Langenfeld als Absteiger weiß man nicht genau, wie sich die Mannschaft neu aufgestellt hat, aber da ist direkt zu Anfang ein dicker Brocken aus dem Weg zu räumen. Dann beim Aufsteiger Weiden, zu Hause gegen Dinslaken und in Opladen. Da muss man hochkonzentriert herangehen. Zwei Siege für uns aus den vier Spielen ist eine realistische Einschätzung.

Was wäre, wenn der ATV nach zehn Spieltagen die Tabelle anführen würde? Hat man sich im Verein mal mit einem möglichen Aufstieg der Herrenmannschaft beschäftigt?

Wallrath Das Thema steht nicht zur Debatte und ich bin der Meinung, dass die Regionalliga genau die richtige Klasse für unsere Mannschaft und für den Verein ist. Unser Ziel wird es sein, stabile und konstante Leistungen zu bringen und vielleicht unter die ersten Fünf zu kommen.

Ein letztes Wort zur Regionalliga Nordrhein: Ist sie ihrer Meinung nach in dieser Saison stärker oder schwächer geworden. Wen sehen sie am Ende ganz vorne?

Wallrath Ganz klar stärker. Es ist keine Mannschaft aufgestiegen und ein Absteiger ist dazu gekommen. Dinslaken hat sich beim VfB Homberg ganz gut bedient und wird vermutlich noch stärker sein. Die Ratinger haben sich mittlerweile eingespielt und stehen am Ende sicher auch ganz oben. Bonn und Opladen sind immer zu den Favoriten zu zählen. Wie es mit Langenfeld aussieht, kann ich im Moment nicht sagen. Die Liga ist auf jeden Fall noch ausgeglichener geworden.

Das Gespräch führte Heinz Spütz.

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