Fußball "Die Hoffnung herauskitzeln"

In der Fußball-Bezirksliga muss der Tabellenzweite TSV Wa./Wa. auf einen Patzer des Spitzenreiters SV Neukirchen hoffen. Trainer Frank Goldau spricht über das Saisonfinale.

Vor dem letzten Spieltag in der Bezirksliga muss die Elf des TSV Wa./Wa. auf einen Ausrutscher des Spitzenreiters SV Neukirchen hoffen. Denn seit dem Unentschieden in Kevelaer hat die Mannschaft von Trainer Frank Goldau (49) den Aufstieg nicht mehr selbst in der Hand.

Herr Goldau, haben Sie und Ihr Team das 1:1 in Kevelaer mittlerweile verarbeitet?

Frank Goldau Um ehrlich zu sein: Wir haben das Spiel noch nicht verdaut. Für uns ist die Fußballwelt ein wenig zusammengebrochen. Wir knabbern noch immer daran.

Wieso braucht das so lange?

Goldau Jeder hatte sich auf ein Highlight am Sonntag gefreut, Riesenstimmung und viele Leute am Platz. Das findet so jetzt nicht statt, weil wir davon ausgehen müssen, dass woanders gejubelt wird. Aber wir sind so weit, dass wir sagen: Gegen Borth wollen wir gewinnen und alles dafür tun, um das kleine bisschen Hoffnung, das noch da ist, auch herauszukitzeln.

Das hießt: bereitstehen, falls Neukirchen patzt.

Goldau Richtig. Es ist schon viel passiert im Fußball, und die kleine Chance, die wir haben, wollen wir nutzen. Zumindest aber wollen wir gewinnen und so wenigstens Platz zwei belegen.

Hoffen Sie auf Schützenhilfe des SV Sonsbeck, der in Neukirchen spielt?

Goldau Ich hoffe, dass Sonsbeck so ins Spiel geht wie zuletzt Kevelaer gegen uns. Es geht für die ja um nichts mehr, außer vielleicht darum, den Spitzenreiter zu ärgern. Und da müsste eigentlich jeder Fußballer noch mal alles geben.

Weshalb hat es in Kevelaer nur zu einem 1:1 gereicht?

Goldau Ich denke, alles an diesem Spiel festzumachen, wäre falsch. Ich hatte ausgerechnet, dass wir mit neun Punkten aus den letzten vier Spielen vorne bleiben müssten. Aber wir haben schon in Sevelen verloren, und wenn man in der Endphase der Saison so viele Punkte liegenlässt, ist man zu recht nur zweiter Sieger.

Wäre es im Falle des verpassten Aufstiegs eine verkorkste Saison?

Goldau Nein. Egal, wie es morgen ausgeht, ist es eine wirklich gute Saison gewesen. Es gibt viele positiv Dinge, die wir mitnehmen können.

Zum Beispiel?

Goldau Wir haben es geschafft, nach Anlaufschwierigkeiten und einer kleinen Findungsphase — mit einem neuen Trainergespann und einem schwachen Saisonstart — die Mannschaft an die Spitze der Liga zu führen. Das war eine gute Sache. Außerdem haben die Jungs über die Saison hinweg Charakterstärke gezeigt, etwa bei Rückstand und nach Gegentoren.

Hat sich das Team auch insgesamt weiterentwickelt?

Goldau Ja. Im Defensivbereich, wo ich die größten Ansatzpunkte gesehen hatte, haben wir echte Fortschritte gemacht, Ordnung und Disziplin verbessert. Über die Offensive, die natürlich mit den Namen Khader und Rietz in Verbindung gebracht wird, muss man nicht viel sagen; die Zahlen sprechen für sich. Im Tor hat Henryk Przybyla eine starke Saison gezeigt.

Stichwort Saisonabschluss...

Goldau Es wird morgen auf jeden Fall gefeiert. Vor uns spielt die dritte Mannschaft, die bereits aufgestiegen ist, und die Zweite kommt von ihrem Auswärtsspiel. Dann werden wir grillen und eine Limo trinken.

Was werden Sie Ihren Spielern vor dem Anpfiff mit auf den Weg geben?

Goldau Ich bin kein Trainer, der seine Kabinenreden vorfertigt. Manchmal scharren die Jungs mit den Füßen, da muss man nicht viel sagen. Und manchmal sitzen sie nur da und sind noch nicht ganz bei der Sache, dann muss man sie pushen. Aber ich denke, morgen werden sie heiß sein auf die drei Punkte.

Michael Bühs führte das Gespräch.

(RP)
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