Pokal-Hit des SV Straelen gegen Kiezklub Timo Schultz: „Schade, dass wir nicht in Straelen spielen“

Interview | Straelen · Der Trainer des FC St. Pauli spricht über die Pokalpartie gegen den SV Straelen, den Start seines Teams in der Zweiten Liga und was er an kleinen Stadien in der Fußball-Provinz mag.

 Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli, brauchte keine Landkarte, um Straelen zu finden.

Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli, brauchte keine Landkarte, um Straelen zu finden.

Foto: dpa/Christian Charisius

Das Spiel des Jahres für den SV Straelen steigt am Samstag,13 Uhr, in der Arena des MSV Duisburg. Durch einen 1:0-Sieg über der Wuppertaler SV im Finale des Niederrhein-Pokals zog der Fußball-Regionalligist in die erste Hauptrunde des DFB-Pokals ein. Als Gegner wurde der FC St. Pauli, der Kultklub vom Kiez, zugelost, der erst in der Schlussphase der vergangenen Saison den Aufstieg in die Erste Bundesliga verspielte. Die Kiezkicker hatten es zu Beginn der neuen Saison direkt mit zwei starken Gegnern zu tun. Sie gewannen die Heimpartie gegen den 1. FC Nürnberg mit 3:2 und erreichten bei Hannover 96 ein 2:2. Timo Schultz, Trainer des FC St. Pauli, spricht im Interview über das Pokal-Spiel am Samstag.

Moin, Herr Schultz. Haben Sie schon einen Blick auf die Landkarte geworfen und Straelen entdeckt?

Timo Schultz Als Ostfriese bin ich ja selber nicht weit von der holländischen Grenze aufgewachsen. Ich brauchte keinen Atlas aufzuschlagen, um nach Straelen zu suchen. Ich wusste schon vorher, wo das Städtchen liegt.

Wie oder bei wem besorgen Sie sich detaillierte Informationen zu einer Mannschaft wie dem SV Straelen? Und welche Erkenntnisse haben Sie über Ihren Gegner gewonnen?

Schultz Das ist in der heutigen Zeit überhaupt kein Problem. Es gibt zahlreiche Internetportale, um die nötigen Informationen zu erhalten. Ich habe mir die Szenen aus dem Spiel gegen die U 23 von Schalke 04 mehrmals angeschaut. Straelen hat einen neuen Trainer und auch einige neue Spieler. Daher stellen wir uns ein Stück weit auf eine „Wundertüte“ ein.

Sie haben in der abgelaufenen Rückrunde bemängelt, dass Ihrem Team gegen tief stehende Mannschaften Flexibilität und eine gewisse Verrücktheit fehlt. Darf auch der SV Straelen am Samstag darauf hoffen?

Schultz Hoffen darf er auf jeden Fall. Aber ich gehe eher davon aus, dass unser Gegner sich so vorbereitet, um das Spiel zu gewinnen.

Nach mehreren Versuchen ist der FC St. Pauli in der letzten Saison erstmals über die zweite Runde des DFB-Pokals hinausgekommen, hat sogar Borussia Dortmund geschlagen und ist erst im Viertelfinale unglücklich bei Union Berlin ausgeschieden. Was erwarten Sie jetzt in diesem Wettbewerb und speziell vom Spiel gegen den SV Straelen?

Schultz Grundsätzlich muss ich sagen, dass ich es sehr schade finde, dass das Spiel nicht in Straelen stattfinden kann. Das wäre sicherlich ein Erlebnis für die Stadt und die Region gewesen. Ich selber bin ein Freund davon, auch mal in kleinen Stadien zu spielen, wo der Geruch des Holzkohlegrills über dem Platz liegt und die Zuschauer nahe am Geschehen dran sind. Wir spielen jetzt in Duisburg. Ich wünsche mir, dass das Spiel auf eine entsprechende Resonanz stößt und die Marke von 10.000 Zuschauern geknackt wird. Zum Pokalwettbewerb muss ich sagen, dass ich oft genug nicht über die erste Runde hinausgekommen bin und der Pokalwettbewerb der vergangenen Saison bei mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Darf sich der SV Straelen auf eine von Ihnen bevorzugte taktische Ausrichtung mit Viererkette, Raute und zwei Stürmern einstellen?

Schultz Ja, das darf er.

Zum Ende der vergangenen Saison wurden ein paar interne Querelen öffentlich, selbst über ihren Abgang wurde spekuliert. Wie schwierig war es in der Vorbereitung, den Fokus wieder auf das Sportliche zu lenken, um erneut die Einheit beschwören zu können, die ihre Mannschaft über weite Strecken der vergangenen Saison ausgezeichnet hat?

Schultz Wir haben die zurückliegende Saison hinter uns gelassen. Und ich denke schon, dass wir den Neustart gut hinbekommen haben. Ich schaue zuversichtlich in die neue Saison.

Sie haben gestandene Spieler wie Kapitän Philipp Ziereis und das erfolgreiche Stürmer-Duo Guido Burgstaller und Daniel-Kofi Kyereh abgegeben. Sämtliche Neuzugänge sind unter 25 Jahre. Wird ein verjüngtes Team als Kollektiv über die gesamte Saison erfolgreich sein können oder erwarten Sie noch personelle Ergänzungen für Ihren Kader?

Schultz Unser Ansatz ist es grundsätzlich, mit jüngeren Spielern zu arbeiten und diese weiterzuentwickeln. Das ist auch in dieser Spielzeit der Fall. Aber mit Leart Paqarada und Jackson Irvine haben wir auch gestandene Akteure im Team. Außerdem ist das Fundament der Mannschaft im Wesentlichen erhalten geblieben. Ob der Kader noch ergänzt wird, vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.

Wie gefestigt ist Ihre Mannschaft zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison?

Schultz In der Meisterschaft haben wir aus zwei Spielen vier Punkte geholt. Wenn wir jetzt noch in die zweite Runde des DFB-Pokals einziehen, dann kann ich von einem gelungenen Saisonstart sprechen.

Abschließende Frage: Sie sind in Esens in Ostfriesland aufgewachsen und seit etlichen Jahren beim FC St. Pauli beschäftigt. Trinken Sie Jever oder doch lieber Astra?

Schultz Oh man, ist das eine Fangfrage. Natürlich trinke ich Astra, aber wenn ich zu Hause in Esens bin auch schon mal ein Jever.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort