Fußball Der vergessene Hallenstadtmeister

Geldern · Nahezu niemand kann sich mehr erinnern, wer der letzte Titelträger des Fußballturniers war, das vor 15 Jahren vorerst zum letzten Mal stattgefunden hat. Es war der VfL Pont 1997. Im Finale setzte er sich gegen Lüllingen durch.

 Das Siegerteam des VfL Pont 1997: Obere Reihe von links: Kenan, Bernd Linder, Björn Kian, Dirk Haase, Trainer Chappi Brouwers. Untere Reihe von links: Thomas Evers, Ludger Bonnes-Valkyser, Michael Gecks, Michael Hüls.

Das Siegerteam des VfL Pont 1997: Obere Reihe von links: Kenan, Bernd Linder, Björn Kian, Dirk Haase, Trainer Chappi Brouwers. Untere Reihe von links: Thomas Evers, Ludger Bonnes-Valkyser, Michael Gecks, Michael Hüls.

Foto: Derksen

Überraschender Fund im Archiv: 1997 hat es doch noch eine Hallenstadtmeisterschaft im Seniorenfußball gegeben. Damals besiegte der VfL Pont im Finale den SV Lüllingen mit 5:4 nach Siebenmeterschießen (1:1). Somit ist der bis heute amtierende Stadtmeister der Klub, der zehnmal das Gelderner Hallenturnier ausgetragen hat: der VfL Pont. Erneute Glückwünsche nach anderthalb Jahrzehnten nimmt Michael Gecks, heutiger Trainer der DJK Twisteden II, der damals mit für den Turniersieg sorgte, mit einem Lachen entgegen. "Stimmt", sagt er. "Jetzt erinnere ich mich wieder."

Und zum Beweis zählt er auf: "Wir haben kein Spiel verloren und ich glaube, wir haben auch sehr hoch gegen Rot-Weiß gewonnen", erinnert sich Gecks. Beides richtig. Gleich im ersten Gruppenspiel besiegte der VfL die Rot-Weißen mit 4:1. Es folgten ein weiterer Sieg gegen Vernum und ein 1:1-Unentschieden gegen den Rivalen GSV Geldern. Im Halbfinale setzte sich Pont dann mit 2:1 gegen den SV Veert durch, bevor der Ausrichter ins Siebenmeterschießen gegen Lüllingen musste.

Während bei dem einen oder anderen möglicherweise nun doch noch ein paar Erinnerungen hochkommen werden, bleibt jedoch die Frage ungeklärt, warum die Hallenstadtmeisterschaften nicht mehr ausgetragen wurden. Trainer wie Spieler von 1997 betonen immer wieder, was für eine "tolle Stimmung in der Halle herrschte". Es gab spannende Spiele und besonders heiße Duelle — Derbys eben. "Die haben den großen Reiz des Turniers ausgemacht", sagt Michael Hüls, der ebenfalls zur 1997er-Siegertruppe vom derzeitigen VfL-Trainer Hans-Gerd "Chappi" Brouwers gehörte.

Umso unverständlicher, dass es 15 Jahre gedauert hat, bis nun die Zweitvertretung des Grün-Weiß Vernum eine Neuauflage auf die Beine gestellt hat. "Die Kreishallenmeisterschaften wurden mit der Zeit zur Konkurrenz", sagt der Ponter Stefan Perry. Für VfL-Vorsitzenden Andreas Linder war der Termin das Problem. Denn das Turnier wurde ursprünglich immer am zweiten Weihnachtstag ausgetragen. "Das war nachher nicht mehr gewünscht", sagt er. Ganz anders sieht es der Veerter Thomas Beeker, der noch heute mit einem Großteil seines damaligen Teams in Veerts Dritter kickt: "Das Turnier war immer eine Zweiklassengesellschaft. Somit war vorher schon fast klar, wer die Hallenstadtmeisterschaften gewinnen wird — entweder der GSV, Walbeck oder Veert." Lediglich in der ersten und letzten Ausgabe konnten sich die Ponter durchsetzen.

"Wir hatten eine richtig starke Truppe mit guten Technikern wie Björn Kian und Ludger Bonnes-Valkyser", erinnert sich Hüls und zählt weiter auf: "Unser Torjäger war Bernd Linder und Dirk Haase hat uns im eigenen Kasten den Rücken freigehalten." Die Mannschaft des VfL Pont spielte damals in der Kreisliga A.

Der Lieblingsgegner — und zwar nicht nur vom VfL Pont — war der GSV beziehungsweise TuS Gelria 09. "Wir pflegen bereits seit mindestens 40/50 Jahren eine sportliche Rivalität", sagt Hüls. Bouwers ergänzt: "Es war immer eine Herausforderung, dem großen GSV ein Bein zu stellen." Damals spielten dort noch Männlein Giesen, Ulli Holstegs und Norbert Müller war GSV-Trainer. Doch während der Klub in den 90er Jahren noch ein hochklassiger Gegner war, hat der GSV danach Jahre gebraucht, um wieder in die Kreisliga A zu kommen. In Pont wird das noch länger dauern. Die Rot-Weißen hangeln sich derzeit von Spielzeit zu Spielzeit. Gute Stimmung herrscht dagegen in Veert und Walbeck. Erfolgreich sind die Teams von Grün-Weiß Vernum. Die Zeiten haben sich geändert. Aber in allen Gelderner Vereinen spielt der Fußball die größte Rolle. Und für viele gehört der Kick in der Halle dazu.

Und deshalb haben sich auch ein Teil der noch amtierenden Titelträger die heutigen Hallenstadtmeisterschaften dick in den Kalender eingetragen. Michael Hüls und Michael Gecks etwa werden kommen. "Das lassen wir uns doch nicht entgehen", sagt Hüls.

(RP/rl)
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