Fußball-Regionalliga Der Baumeister des Straelener Erfolgs

Straelen · Fußball-Regionalliga: Hermann Tecklenburg darf sich am Mittwochabend im Stadion des VfB Homberg wie zu Hause fühlen. Nach dem Spiel trifft er sich mit dem gegnerischen Vorsitzenden Thomas Bungart zur dritten Halbzeit.

 Tatkräftig: Unter Regie von Hermann Tecklenburg hat sich der SV Straelen in den vergangenen sechs Jahren zu einem der erfolgreichsten Fußballvereine am Niederrhein entwickelt.

Tatkräftig: Unter Regie von Hermann Tecklenburg hat sich der SV Straelen in den vergangenen sechs Jahren zu einem der erfolgreichsten Fußballvereine am Niederrhein entwickelt.

Foto: Heinz Spütz

Aus den Streithähnen von einst sind längst gute Freunde geworden. „Wenn Thomas und ich uns vor mittlerweile mehr als 40 Jahren auf dem Sportplatz gegenüber gestanden haben, waren das nicht unbedingt immer friedliche Angelegenheiten“, erinnert sich Hermann Tecklenburg zurück. Der Präsident des Fußball-Regionalligisten SV Straelen galt damals im Trikot seines Heimatvereins oder des RSV Geldern als gefürchteter Abräumer im defensiven Mittelfeld, der die rustikale Gangart schätzte. Sein Gegenüber Thomas Bungart, inzwischen seit vielen Jahren Vorsitzender des Ligarivalen VfB Homberg, war hingegen ein trickreicher, torgefährlicher Angreifer. Und wenn diese Welten auf dem Sportplatz aufeinandertreffen, werden Schienbeinschoner gelegentlich auf eine harte Probe gestellt.

Am Mittwochabend treffen sich die beiden Herren wieder und wissen auch schon ganz genau, was sie gegen 21.45 Uhr machen werden, wenn das Regionalliga-Duell VfB Homberg gegen SV Straelen gelaufen ist. Als Gastgeber wird Thomas Bungart im Homberger Clubheim unter der Tribüne des PCC-Stadions zum Zapfhahn greifen. Bei einem Pils lassen die beiden Clubbosse noch einmal die 90 Minuten Revue passieren. Den Gesprächsinhalt für die drei möglichen Optionen kennt Hermann Tecklenburg schon im Vorfeld. Straelener Sieg: „Dann wird Thomas mir gratulieren und darauf verweisen, dass wegen des höheren Straelener Saison-Etats auch damit zu rechnen war.“ Unentschieden: „Wie schon beim 1:1 im März werden wir uns jeder zu einem Punkt beglückwünschen.“ Und auch für den Fall einer Straelener Niederlage hat Hermann schon einen typischen Tecklenburg auf Lager: „Wenn wir verlieren, sage ich einfach, dass unser Trainer schuld ist.“

Der Präsident des SV Straelen, im Hauptberuf bekanntlich erfolgreicher Bauunternehmer, darf sich im Homberger Stadion wie zu Hause fühlen. Die Firma Tecklenburg hat das 2003 eröffnete Schmuckstück im linksrheinischen Duisburger Stadtteil gebaut, das rund 3000 Zuschauer fasst. Zur Vorgeschichte fällt Tecklenburg eine weitere Anekdote ein: „Ich war um die Jahrtausendwende herum Trikotsponsor des KFC Uerdingen. Das ist Thomas Bungart aufgefallen, als er ein Spiel im Fernsehen verfolgt hat. Einen Tag später rief er mich an und fragte, ob ich am Bau eines neuen Stadions für den VfB interessiert sei.“

Selbstverständlich war der Geschäftsmann und leidenschaftliche Fußballfreund sofort Feuer und Flamme. Nach entsprechenden Verhandlungen mit der Stadt Duisburg zog Tecklenburg auf den Grundstücken der alten Homberger Sportplätze eine kleine Wohnsiedlung inklusive Wohnheim für Menschen mit Behinderung und einem Supermarkt hoch. Und baute gleich nebenan das PCC-Stadion. Am Rande: Dort, wo am Mittwoch um 19.30 Uhr die Regionalliga-Partie VfB Homberg gegen SV Straelen angepfiffen wird, trug die heutige Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg letztmals das Trikot mit dem Bundesadler.

Zurück zum Spiel: Der SV Straelen tritt die kurze Reise auf der Autobahn 40 als Favorit an. Der Verein hat in den vergangenen sechs Jahren einen nahezu schwindelerregenden Höhenflug hingelegt. Hinter Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf und mit Abstrichen auch noch dem wankelmütigen Drittligisten MSV Duisburg ist der SV Straelen inzwischen die sportliche Nummer vier in Sachen Fußball am Niederrhein. Eine Entwicklung, die in dieser Form auch den zu Optimismus neigenden Präsidenten überrascht hat. „2015 spielten wir ja noch in der Landesliga. Damals kam Stephan Houben als Trainer zu uns. Und damit fing die ganze Geschichte ja eigentlich an“, sagt Tecklenburg.

Drei Jahre später gelang der Durchmarsch hinauf in die Regionalliga. Der sofortige Wiederabstieg war im nachhinein kein Beinbruch. Der SV Straelen kehrte umgehend in die Vierte Liga zurück und nutzte die abgelaufene Corona-Saison dazu, um sich in dieser Beletage zu etablieren. In der laufenden Spielzeit gehört die Mannschaft um Trainer Benedict Weeks zum Besseren, was die Regionalliga West zu bieten hat. Am zweiten Spieltag setzten die Grün-Gelben mit einem fast schon sensationellen 4:1 beim Topfavoriten Rot-Weiss Essen gleich einmal eine Duftmarke. Schade nur, dass sich Königstransfer Kevin Wolze an der Hafenstraße einen Kreuzbandriss zuzog und frühestens im Februar auf den Platz zurückkehrt.

Und der Straelener Traum ist noch längst nicht ausgeträumt. „Wenn wir den aktuellen Kader zusammenhalten, von Verletzungspech verschont bleiben, Kevin Wolze wieder fit ist und wir einen überragenden Trainer haben, dann schließe ich nicht aus, dass wir in der nächsten Saison in Richtung Dritte Liga angreifen“, sagt Tecklenburg.

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