Fußball Motto: Um 7 Uhr ran an die Klamotten

Straelen · Stefan „Bünsi“ Büns und Leonard „Leo“ Dams sind für die Fußballer des Regionalligisten SV Straelen unverzichtbar. Die beiden Betreuer kümmern sich um die lästigen Pflichtaufgaben und teilen sich oftmals einen langen Arbeitstag.

 Gute Freunde im Einsatz für den SV Straelen: Leonard Dams (l.) und Stefan Büns.

Gute Freunde im Einsatz für den SV Straelen: Leonard Dams (l.) und Stefan Büns.

Foto: Heinz Spütz

Zeugwart, und diese Bezeichnung ist alles andere als despektierlich gemeint, ist der Mann für alle Fälle in jeder Fußballmannschaft. Ein Zeugwart ist für das Heiligtum der Kicker verantwortlich – die Ausrüstung, aber auch für Trainingsutensilien wie Bälle, Leibchen oder sonstige Hilfsmittel. Seit sieben Jahren teilen sich diese Aufgaben, jeweils mit unterschiedlichen Schwerpunkten, Stefan „Bünsi“ Büns und Leonard „Leo“ Dams. Von vielen unbemerkt verbringen sie, mehr als jeder Spieler oder Trainer, Unmengen an Stunden auf dem Sportplatz „Man kann schon sagen, dass seit dem Aufstieg in die Regionalliga sich der Zeitaufwand verdoppelt hat“, so Dams.

Im zarten Alter von 14 Jahren, „Bünsi“ hatte gerade seine Fußballschuhe an den Nagel gehängt, sah er der ersten Mannschaft regelmäßig beim Training zu. Begeistert sammelte er, ohne gefragt worden zu sein, Bälle, Hütchen und Leibchen ein. Der damalige Trainer, Thomas Geist, sprach ihn an – ob er nicht „so richtig“ dabei sein wollte. Das wollte er. Seitdem sind 16 Jahre ins Land gezogen. Ähnlich lief die Betreuer-Karriere von Leonard Dams ab. Vor sechs Jahren legte Büns für ein Jahr eine Pause ein. Dams sprang in die Bresche – Trainer waren damals Georg Kreß und Stefan Janßen.

„Ein Spiel dauert 90 Minuten“, sagte einmal Trainerlegende Sepp Herberger. Das mag für die Fußballspieler stimmen, für das Gespann Büns/Dams, die über ihre gemeinsame Tätigkeit zu dicken Freunden geworden sind, allerdings nicht. „Wir können ja mal erzählen, wie unsere Arbeit am Spieltag aussieht. Zum Beispiel, als wir im Dezember mit einem 18er Kader nach Rödinghausen gefahren sind“, machen beide den Vorschlag.

Also los: Morgens um 7 Uhr treffen sich beide am Sportplatz. 18 „Klamottenkörbe“ müssen gepackt werden (lange und kurze Hose, Trikots, Stutzen, Pullis, Winterjacken). Dazu noch Bälle, Hütchen und Leibchen. Nicht zu vergessen die Massagebank und den Medizinkoffer. Der VW-Bus wird beladen, die Rückbank muss nach unten geklappt werden. Losfahren und am nächsten Supermarkt anhalten. Drei Kästen Wasser, 18 Flaschen Apfelschorle, Müsli-Riegel, Iso-Getränke, Obst und Kuchen einkaufen, einladen und weiterfahren.

Um 11 Uhr Ankunft in Rödinghausen. Alles muss ausgepackt, zur Kabine geschleppt und bereitgestellt werden. Um 12.15 Uhr treffen die Spieler ein. Beide bleiben in der Kabine in Bereitschaft, denn „die haben immer was“. Nach der Besprechung kümmert sich „Bünsi“ um den elektronischen Spielbericht, während Kumpel Leo auf dem Platz alles „zum Warmmachen“ vorbereitet. 13.20 Uhr gehen die Spieler raus, die Kabine muss aufgeräumt werden. 14 Uhr wird angepfiffen. In der Halbzeit müssen Getränke zur Verfügung stehen. 15.45 Uhr Abpfiff. Die Spieler duschen und verschwinden. Alles liegt kreuz und quer und vor allem dreckig in der Kabine herum. Also alles unsortiert in die Körbe packen und einladen. 16.30 Uhr Rückfahrt mit Ankunft um 19 Uhr in Straelen. Dann wieder alles auspacken, an Ort und Stelle bringen, Wäsche waschen und zum Trocknen aufhängen. Gegen 21 Uhr ist endlich Feierabend. Die Mannschaft des Regionalligisten kann sich blind auf ihre Betreuer verlassen. Nicht nur an Spieltagen, auch an den Trainingsabenden – und das sind manchmal fünf in einer Woche. Nach jeder Trainingseinheit wird alles eingesammelt, gewaschen und für das nächste Training vorbereitet.

Die Antwort auf die Frage, weshalb die Spieler nicht selber für ihre Sachen sorgen, fällt beiden leicht: „Wir sind in Straelen nicht weit weg vom Profibereich. Die Spieler sollen sich wohlfühlen und ihre Köpfe für das Fußballspiel frei haben.“ Beide sehen ihre Aufgabe als einen wichtigen Baustein innerhalb des Teams an, genau wie die Physiotherapeuten, die Trainer, die Teammanager oder wer sich sonst noch im engeren Kreis der Mannschaft befindet. „Leo und ich, wir sind ein eingespieltes Team. Und ich kann für Leo mitsprechen, dass es eine tolle Sache ist, Teil dieser Mannschaft zu sein“, meint der gelernte Bürokaufmann.

Besonders ist „Bünsi“ der Oberliga-Aufstieg mit Hermann Tecklenburg im Jahre 2006 in Erinnerung geblieben. Es war sein erstes Jahr als Betreuer: „Fortuna Düsseldorf hatte überraschend in Viersen verloren. Und wir 2:1 in Essen-Kettwig, beide Tore durch Björn Tebart, gewonnen.“ Aber es gab auch weniger schöne Momente für den 30-Jährigen: „Das war beim Abstieg in die Landesliga 2013. Danach habe ich auch Pause gemacht. Die Stimmung in der Mannschaft war nicht gut. Ich habe alles in mich reingefressen und aufgehört. Sandro Scuderi hat mich nach einem Jahr zurückgeholt.“ Dann beenden beide das Gespräch. Die ersten Spieler treffen zum Training an der Römerstraße ein – die Arbeit ruft.

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