Schwimmen Der Asterix unter den Schwimmlehrern

Geldern · In diesem Jahr tauchen 19 "Delphine" aus Geldern in den Bestenlisten des Deutschen Schwimm-Verbandes auf. Die Jungen und Mädchen haben 1350 Medaillen gesammelt. Erfolgstrainer Jörg Löcker hat ein Faible für "gallische Dörfer".

 Jörg Löcker in seinem Element. Mit professionellen Trainingsmethoden bringt der 56-Jährige in seinem Heimatverein SC Delphin Geldern regelmäßig starke Talente hervor. Und wie man sieht, kommt dabei der Spaß niemals zu kurz.

Jörg Löcker in seinem Element. Mit professionellen Trainingsmethoden bringt der 56-Jährige in seinem Heimatverein SC Delphin Geldern regelmäßig starke Talente hervor. Und wie man sieht, kommt dabei der Spaß niemals zu kurz.

Foto: Markus van Offern

So mancher Funktionär des Deutschen Schwimm-Verbandes wird garantiert schon auf der Landkarte nach Geldern gefahndet haben. Denn seit einigen Jahren taucht der Name "SC Delphin" verstärkt in den nationalen Bestenlisten auf. Aktuell bilden 42 Jungen und Mädchen im Alter zwischen sieben und 16 Jahren das Gelderner Wettkampf-Team - 19 von ihnen gehören mit ihren Zeiten zu den "Top 100" ihres Jahrgangs im Lande.

Darunter Ausnahmetalente wie die zwölfjährige Caroline Friedrich, die drauf und dran ist, den Weg in Richtung Leistungssport einzuschlagen. Oder die gerade einmal achtjährige Eelkje Burghardt aus Wachtendonk, die über 100 Meter Brust und Freistil gleichaltrigen Mädchen in Deutschland um Sekunden voraus ist. Eine weitere Zahl, die unterstreicht, was beim SC Delphin Geldern passiert: 1350 Medaillen im Jahr 2015.

Der Mann, der hinter diesen Erfolgen steckt, hat diebische Freude an solchen Bilanzen. "Es hat mich immer schon gereizt, aus relativ geringen Mitteln das Größtmögliche zu machen", sagt Jörg Löcker, der innerhalb weniger Jahre mit professionellen Trainingsmethoden das erfolgreiche "Delphinarium" aufgebaut hat. Das "David gegen Goliath"-Prinzip wendet der Gelderner vielleicht auch deshalb an, weil in den 80er Jahren die "Lehrerschwemme" grassierte. Damals hatte der mittlerweile 56-Jährige an der Sporthochschule Köln studiert und wäre mit Sicherheit auch ein ausgezeichneter Sportlehrer geworden. "Doch damals war es unmöglich, eine Stelle zu bekommen", erinnert sich Löcker. Er machte das Beste aus dieser Situation und schlug die Sportlehrer-Laufbahn ohne staatliche Besoldung ein. Dem "Selfmademan", der schon in jungen Jahren ein ausgezeichneter Rückenschwimmer gewesen war, half dabei ein weiteres sportliches Talent.

Zu jener Zeit, als Boris Becker und Steffi Graf den Tennis-Boom auslösten, griff Jörg Löcker wieder zum Schläger und brachte den Kindern im Gelderland das Einmaleins des Tennissports bei. Ob in Sevelen, Nieukerk, Kevelaer oder Alpen - der begnadete Pädagoge, dem der Schuldienst versagt blieb, brachte auch in dieser Sportart unzählige Talente hervor. "Ich kann mich noch genau daran erinnern, dass meine Jungs vom TC Sevelen in der Meisterschaft plötzlich gegen den Nachwuchs des großen Clubs Blau-Weiß Neuss antreten mussten. Schon damals habe ich mich so gefühlt, als sei ich im berühmten gallischen Dorf", erzählt Löcker.

Inzwischen versorgt der "Asterix" aus Geldern wieder die jungen Schwimmer und Schwimmerinnen in seiner Heimatstadt mit Zaubertrank. Wobei ihn die ganz großen Erfolge eigentlich nur am Rande interessieren. "Man muss seine Grenzen kennen. Wenn wir als kleiner Verein mit begrenzten Möglichkeiten einige Verbandstitel holen oder in den NRW-Ranglisten vorne auftauchen, dann haben wir das Optimum erreicht", versichert der Schwimmlehrer.

Seine ganz persönlichen "Medaillen" holt sich der 56-Jährige in speziellen Momenten ab. "Wenn ich sehe, dass die Kinder Freude empfinden und Erfolgserlebnisse haben, dann hat sich meine Arbeit gelohnt. Ich habe schon immer Spaß daran gehabt, wenn andere Menschen Spaß haben und zufrieden sind", nennt Löcker ein weiteres Bausteinchen seines Erfolgsmosaiks.

Der Mann, der nach eigenen Worten "im Leben häufig Glück gehabt hat", beklagt sich äußerst selten. Wenn das einmal geschieht, dann nur im Sinne seiner jungen Schützlinge. Schon seit Jahren fordert Jörg Löcker "mehr Wasser" - sprich bessere Trainingsmöglichkeiten im heimischen Parkbad Gelderland. "In unserem Verein sind rund 450 Kinder aktiv. Mit den Trainingszeiten, die uns zur Verfügung stehen, stoßen wir längst an unsere Grenzen", erklärt er.

Doch solche Hindernisse können auch ihren Reiz haben - wenn man sie meistert und in schöner Regelmäßigkeit das Größtmögliche erreicht.

(RP)
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