Leichtathletik Aldekerk – das Hawaii des Freizeit-Triathlons

Aldekerk · Jahr für Jahr treffen sich die Ausdauersportler zum großen Volksfest am Eyller See. TV Aldekerk freut sich über Rekordbeteiligung.

 Wenn der Eyller See zum Haifischbecken wird: Schon unmittelbar nach dem Startschuss kämpfen die Triathleten um wertvolle Sekunden.

Wenn der Eyller See zum Haifischbecken wird: Schon unmittelbar nach dem Startschuss kämpfen die Triathleten um wertvolle Sekunden.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die „Höllenglocken“ von AC/DC dröhnen aus den Lautsprecherboxen. Ein sicheres Zeichen, dass es gleich losgeht. Dann endlich der befreiende Startschuss. Mehr als 100 Triathleten stürzen sich gleichzeitig in die Fluten, bringen den Eyller See zum Schäumen und verwandeln ihn beim Kampf um eine gute Ausgangsposition in ein Haifischbecken. Schnurgerade wird auf die erste Wendeboje zugekrault, dann die zweite und zurück zum Strand.

Nach dem Schwimmausstieg der Spurt zur Wechselzone. Unterwegs schon mal die Badekappe und Schwimmbrille abnehmen, bloß keine Zeit verlieren. Helm, Sonnenbrille, Startnummer, Schuhe und Verpflegung – ab auf die Rennmaschine. Zurück in der Wechselzone. Wieder die Ausrüstung tauschen, das ist die vierte Disziplin eines jeden Triathlons. Rad weg, Helm weg, Laufschuhe an und ins Ziel kommen.

570 Meter Schwimmen, 20 Kilometer Radfahren und ein 5000-Meter-Lauf – der ATV hat zur zwölften Triathlon-Veranstaltung am Eyller See eingeladen. 27 Kinder und Jugendliche, 33 Staffeln, 82 Einzelstarter bei den Frauen und 240 bei den Männern haben sich im Vorfeld für den Wettbewerb angemeldet, der vor allem wegen der perfekten Organisation und der familiären Atmosphäre in einer idyllisch gelegenen Landschaft bei den Sportlern hoch im Kurs steht. „Wir haben die Zahl der Anmeldungen noch einmal steigern können. Das freut uns sehr“, sagt Klemens Molderings vom TV Aldekerk, bei dem die organisatorischen Fäden zusammenlaufen.

Den Anfang macht der Nachwuchs. Bei den jüngsten Ausdauersportlern siegt Phil Salewski (11 Jahre) knapp vor Fanny Brunn (9). „Wenn ich mich nicht mit dem Fahrrad verfahren hätte, wäre ich noch schneller gewesen“, berichtet der strahlende Sieger. Seine Konkurrentin muss nach dem Zieleinlauf erstmal ordentlich Luft schnappen: „Das war das erste Mal. Und es ist ganz schön anstrengend.“

Bei den Jugendlichen hat Phil Färbers (15) die Nase vorn, der seinen knappen Vorsprung mit letzter Kraft ins Ziel rettet. Als bestes Mädchen erreicht Tonya Steeger (12), die sich voll verausgabt hat, das Ziel. Dann der erste Massenstart: 82 Frauen und 33 Staffelteilnehmer können es gar nicht abwarten, bei 21 Grad Außentemperatur in den 22,7 Grad warmen See zu rennen. Am Ende siegt Andrea Claßen, die erst vor drei Monaten einen sehr schweren Unfall mit dem Rennrad hatte, vom Triathlon Team Düsseldorf in der Zeit von 1:01,37 Stunden (9,19 Minuten Schwimmen, 33,19 Minuten Radfahren, 18,58 Minuten Laufen). „Die gesamte Streckenführung ist einmalig. Und der Support am Campingplatz enorm“, lautet ihr Urteil.

Den Staffelsieg sichern sich ungefährdet die drei Athleten vom Schwimmverein Neukirchen-Vluyn (Mara Hebner 6,17 Minuten, Michael Tempesta 29,32 Minuten und Chris Ohletz 18,14 Minuten). Dass der Volkstriathlon in erster Linie Spaß machen soll und Sieg und Platzierung zweitrangig sind, machen die drei „Schlammspringer aus Geldern“ deutlich, die in gemütlicher Runde und entsprechender Bierlaune die Idee zum Mitmachen hatten. Anna Klaessen, Patricia Vogt und Sandra Janssen erzielen eine Gesamtzeit von 1:22,41 Stunden, sind mehr als glücklich und der festen Ansicht, nun ein Bierchen verdient zu haben und die Veranstaltung zu einer Tradition werden zu lassen.

Unbedingt erwähnenswert ist, dass auch die absoluten Anfänger oder Nachzügler kräftig beklatscht werden, damit jeder Teilnehmer sein eigenes Erfolgserlebnis genießen kann. Mit viel Sachverstand und einem Schuss Humor kommentieren Arno Färbers und Klaus Hilbertz das Geschehen. Wegen der hohen Starterzahl wird die Herrenkonkurrenz in zwei Gruppen gestartet – mit 15 Minuten Abstand. Vorjahressieger Thomas Seelen vom Reeser SC kann seinen Titel in der Zeit von 55,03 Minuten (6,59, 30,25, 17,17) verteidigen. Er ist Dauergast beim ATV-Triathlon, schätzt den familiären Charakter des Happenings und ist voll des Lobes.

Die interne Vereinsmeisterschaft des TV Aldekerk entscheidet Rainer Faulstich für sich – in einem packenden Kopf-an-Kopf-Rennen. Bis zur völligen Erschöpfung rettet er einen hauchdünnen Vorsprung von zwei Sekunden auf seinen Vereinskollegen Tilman Vogel über den Zielstrich. Und hat jetzt damit bereits das zweite Exemplar des begehrten „Poser-Handtuchs“ in seinem Besitz. „Beim Radfahren war ich heute gut drauf. Das hat mich nach vorne gebracht“, erzählt er, als er endlich wieder genug Luft zum Sprechen hat und die Glückwünsche seiner Vereinskameraden entgegennimmt.

„Wir wollen einen familiären Triathlon für Jedermann anbieten. Besonders für unerfahrene Triathleten und Newcomer wollen wir ideale Rahmenbedingungen schaffen“, erklärt Molderings, der mit gutem Beispiel vorangeht und sich über Platz 54 in der Gesamtwertung freut.

Diese idealen Rahmenbedingungen sind tatsächlich ein Alleinstellungsmerkmal der Veranstaltung. Moderate Distanzen, kurze Wege zu einer übersichtlichen und großen Wechselzone, sowie eine einmalige Schwimmstrecke im ruhigen Wasser des Eyller Sees. Dazu die Radstrecke, die nur wenige Meter von der Wechselzone entfernt beginnt und mit 180 Grad-Kehren über eine abgesperrte und leicht zu befahrende Landstraße führt. Die Laufstrecke, die zweimal bewältigt werden muss und durch Wälder vorbei an begeistert anfeuernden Campingplatzbesuchern und am Strand mitten durch jubelnde Zuschauer führt.

Wegen der engen Zusammenarbeit zwischen der Gemeinde, der DLRG und den unzähligen Helfern ist Jahr für Jahr eine optimale Sicherheit gewährleistet. „Wir versuchen hier, ein einzigartiges Wohlfühlklima zu schaffen“, sagt Molderings, der ursprünglich mit dem ATV-Triathlon eigentlich nur möglichst viele Menschen zum Sport animieren wollte.

Bis in die Abendstunden wird bei kühlen Getränken viel erzählt und gelacht. In diesen Momenten sind sich die Sportlerinnen und Sportler einig: Hawaii liegt auch am Niederrhein.

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