Fußball Das Mottoarchivfoto "Freude"

Am Sonntag (15 Uhr) empfängt der SV Straelen den 1. FC Bocholt zum Krisengipfel. Beide sind so gut wie abgestiegen. Das gab es schon einmal: 2007 rettete sich der SVS bei der gleichen Paarung – vor 2500 Zuschauern.

 Jubel, Trubel, Heiterkeit: 3. Juni 2007 – war das schön. Der SV Straelen hat soeben im Oberliga-Abstiegsendspiel den 1. FC Bocholt mit 2:0 besiegt. Alle freuen sich.

Jubel, Trubel, Heiterkeit: 3. Juni 2007 – war das schön. Der SV Straelen hat soeben im Oberliga-Abstiegsendspiel den 1. FC Bocholt mit 2:0 besiegt. Alle freuen sich.

Foto: seyb

Am Sonntag (15 Uhr) empfängt der SV Straelen den 1. FC Bocholt zum Krisengipfel. Beide sind so gut wie abgestiegen. Das gab es schon einmal: 2007 rettete sich der SVS bei der gleichen Paarung — vor 2500 Zuschauern.

Ganz Straelen stand Kopf. 2500 Zuschauer klopften sich an der Bande die Hände wund oder reckten sie gen Himmel. Sie klatschten, jubelten, lagen sich in den Armen. Als Danny Thönes am 3. Juni 2007 im Abstiegsendspiel gegen den 1. FC Bocholt in der 81. Minute einen Foulelfmeter zum 1:0 verwandelte, feierte das Gelderland seinen SV Straelen.

Nach dem späten Tor im allerletzten Spiel hatte der damalige Oberligist wenig später mit dem 2:0-Sieg gegen den direkten Konkurrenten die Klasse gehalten. Fast fünf Jahre ist das jetzt her. Und nach neun SVS-Niederlagen in Folge darf die Frage der Harmoniebedürftigen erlaubt sein: Warum nicht mal ein Archivfoto aus schönen Zeiten?

SVS seit 365 Minuten torlos

Hier ist es. Dieses Foto vom 3. Juni 2007 ist gegenüber der tristen SVS-Gegenwart so etwas wie ein Motivarchivfoto "Freude" — mit drei Vorteilen. Erstens: Der SV Straelen hat in der Sekunde des Schnappschusses etwas getan, was ihm 2012 noch gar nicht gelungen ist: gewonnen. Zweitens: Die Straelener freuen sich (hier springt die damalige Teamchefin Martina Voss in die Arme von Hermann Tecklenburg, seinerzeit SVS-Trainer). Drittens: Es sind Menschen im Stadion an der Römerstraße, hier sogar 2500.

Ein Bild vergangener Tage. Gefreut hat sich, was die erste Herrenmannschaft des Vereins betrifft, an der Römerstraße lange keiner mehr. Vielmehr haben sich die Straelener zuletzt sehr über die Leistungen des Teams geärgert. Und weil viele Menschen am Sonntagnachmittag keine Lust haben, sich zu ärgern, waren zuletzt auch keine 2500 Zuschauer im Stadion der heimschwächsten Mannschaft der Liga. Nicht einmal 250. Und wenn man ehrlich ist, selbst keine 100 mehr.

Neun Spiele, 3:22 Tore, null Punkte lautet die Rückrundenbilanz des SVS (siehe Infokasten), der damit mittlerweile Tabellenletzter der Niederrheinliga ist. Acht Spieltage vor Schluss beträgt der Rückstand auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz zehn Zähler. Straelens Trainer Georg Kreß nannte den Auftritt seines Teams beim 0:2 in Sonsbeck "total leblos" — bis auf Torhüter Marian Gbur versuchte kein Spieler, die Mannschaft wachzurütteln. Nun kommt also der 1. FC Bocholt, der sich wie der SVS in einer ähnlich prekären Lage befindet wie 2007. Die Gäste sind Drittletzter, blieben zuletzt in fünf Spielen sieglos. Für den SVS die Chance, endlich einen Sieg einzufahren oder zumindest mal ein Tor zu schießen nach 365 torlosen Minuten.

Immerhin gibt es zwischen dem Motivarchivfoto "Freude" und derm SVS 2012 einige Parallelen: Schon damals hatte der SV Straelen in einer desaströsen Rückrunde fast alles verspielt. Wage Aufstiegsambitionen verwandelten sich in einen Alptraum, aus dem der Verein fast in der Verbandsliga aufgewacht wäre. Im letzten Spiel aber rettete das Team, von dem neben Thönes auch Ronny Ernst, Sebastian Clarke und Gbur noch heute für den SVS im Einsatz sind, die Saison.

Um dies zu wiederholen, bräuchte der SVS aber eine Serie. Da kommt gelegen, dass Wilhelm Busch am Sonntag 180 Jahre alt geworden wäre. Die sieben Streiche von Max & Moritz gehören zu den Klassikern der deutschen Literatur. Sollte gegen "Witwe Bocholt(e)" der erste Streich gelingen, könnten sich die Straelener bei einer erfolgreichen Nachahmung und sieben Streichen/Siegen noch ein neues Abstiegsendspiel verdienen. Wenn sie Meister Bäcker aus dem Weg gehen — und sich dieser Aufgabe endlich mit mehr als Null-Böck annehmen. Und das ist nach den jüngsten Vorstellungen fraglich.

(RP/rl)
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