Kevelaer "Das ist so ein schöner Lauf"
Kevelaer · Den zum zehnten Mal ausgetragenen Marathon in Kevelaer gewann bei den Männern Marc-André Ocklenburg von der LG Alpen. Als schnellste Frau trug sich mit Mariette ten Bokkel-Ammerlaan zum ersten Mal eine Niederländerin in die Siegerliste der Kevelaerer Veranstaltung ein.
Niemand habe die Absicht, 100 Meilen zu laufen, lautete die Aufschrift auf dem Trikot eines Marathonläufers. Recht hatte er. Denn auch für ihn war gestern beim Marathon in Kevelaer nach 42,195 Kilometern Schluss. Begleitet von einem lang anhaltenden Piep-Ton, den die im Ziel ausgelegte Kontaktmatte aus rotem Kunststoff auslöste.
Kurze Zeit später standen auch schon Mitarbeiter des Veranstalters bereit, hüllten die Läufer in eine gegen Auskühlung schützende Plastikfolie und hielten gegen den Durst eine Auswahl von Getränken bereit — von Wasser bis hin zu alkoholfreiem Bier. Mundgerecht zugeschnittene Bananen und Honigkuchen gab es überdies für die "Finisher" — für die 300 der ursprünglich 400 vorangemeldeten Läufer, die erfolgreich die Strecke bewältigen.
329 Teilnehmer hatten gestern Morgen bei einigermaßen guten äußeren Bedingungen an der Startlinie auf dem Michelsweg Aufstellung genommen. Dort, wo dann später der Wendepunkt des sechs Kilometer langen Rundkurses eingerichtet wurde. Kevelaers Bürgermeister Axel Stibi hatte es sich bei der zehnten Austragung des Marathonlaufes nicht nehmen lassen, um 10 Uhr den Läuferpulk auf die Strecke zu schicken. Im freien Feld zwischen Ferienpark und Winnekendonk blies ein frischer Wind den Läufern ins Gesicht. Nach etwa zwei Stunden kamen auch noch Regenschauer dazu.
Zu diesem Zeitpunkt jedoch bereitete sich die Spitze bei den Männern bereits auf die entscheidende Schlussetappe vor. Marc-André Ocklenburg von der LG Alpen hatte verhältnismäßig früh im Rennen das Heft des Handelns in die Hand genommen und sich aus einer kleinen Führungsgruppe abgesetzt. "Ich wollte meinen eigenen Rhythmus finden", sagte der 26-Jährige später im Ziel. Seine Strategie sollte sich auszahlen. Ocklenburg kontrollierte das Rennen und war in 2:44,43 Stunden im Ziel, zweieinhalb Minuten vor dem Zweitplazierten Torsten Schneider (LAZ Puma Troisdorf). 2:47,09 Stunden benötigte der 29-Jährige, der nach eigener Aussage "einfach nur Spaß haben und Zweiter oder Dritter werden wollte" und von daher mit dem Ergebnis zufrieden war. Nicht ganz zwei Minuten später hatte es auch Thorsten Kwekkeboom (LG Alpen ) geschafft, der bei seinem vierten Start auf dieser Strecke mit 2:48,57 Stunden seine für Kevelaer bisher beste Zeit erreichte. "Das war ein Wind. Ich bin ja so eingegangen", meinte der Drittplatzierte.
Der Winnekendonker Manfred Schax, schnellster Läufer aus dem Kreis Kleve, haderte nicht mit sich. Obwohl er die Drei-Stundenmarke (3:01,21) verfehlt hatte, gab es für den 45-Jährigen an diesem Tag keinen Grund zum Jammern. "Ich weiß, was ich kann, und ich weiß auch, wie viel mehr ich hätte trainieren müssen, um unter drei Stunden zu bleiben", sagte Schax, dem es "wie in den Vorjahren Spaß gemacht hat, hier zu laufen." Und Schax hat auf dieser Strecke noch einges vor. "20, 25 — was weiß ich, wie lange die Leute das noch machen", meinte er mit Blick auf Peter Wasser und dessen Mitstreiter von der LLG Kevelaer, die aber nicht den Anschein erweckten, als seien sie bereits nach zehn Jahren der Organisation dieser Laufveranstaltung überdrüssig.
Galt etwas mehr als eine halbe Stunde die Aufmerksamkeit im Ziel ausschließlich den Männern, war es dann eine Niederländerin, die entsprechend wortgewaltig durch Streckensprecher Laurenz Thissen angekündigt nach 3:16,59 Stunden frischen Wind in die männliche Einförmigkeit brachte. Ganz gezielt hatte sich die 50-Jährige aus Doetinchem, die beim Amsterdam-Stadtmarathon in 3:11 Stunden ihre Bestzeit gelaufen war, in den zurückliegenden acht Wochen auf den Kevelaerer Lauf vorbereitet. Ihrem Tempo war an diesem Tag keine weitere Läuferin gewachsen. "Ich bin wirklich sehr zufrieden", sagte die Frauen-Schnellste und strahlte dabei übers ganze Gesicht. Da wollte man sie gar nicht mehr nach Wind und Regen fragen, der bestimmt auch ihr das Leben schwer gemacht hat. Zumal sie die meiste Zeit allein laufen musste und sich zwischendurch nicht einmal für einen kurzen Moment in einem größeren Läuferpulk verstecken konnte.
Als sich die Niederländerin im Ziel noch feiern ließ, waren die meisten Läufer noch draußen auf der Strecke. Andere hatten ihre Startnummer schon vom Trikot abgenommen und damit ihren Ausstieg bekannt gemacht. Wie auch Sabine Heinrich, Moderatorin bei 1Live im Westdeutschen Rundfunk. Nach 30 Kilometern war für sie wie geplant Schluss. Doch trotzdem war für sie Kevelaer wieder eine Reise wert. "Das ist ja so ein schöner Lauf", sagte Heinrich nach ihrer vierten Teilnahme. Einmal nur habe sie den Lauf beendet, aber "da gab's auf der Strecke Glühwein". Der habe sie wohl besoffen gemacht, dass sie nicht auf die Idee kam, auszusteigen. Dann lachte sie laut und schien mit sich und ihren bewältigten 30 Kilometern sehr im Reinen zu sein.