Sportschießen Von der Dorfwiese zu EM-Bronze

Kevelaer · Bei einem Kinderschützenfest in Hönnepel wurde sie einst entdeckt. In diesem Jahr hat Franziska Driessen, Luftgewehrschützin der SSG Kevelaer, den Durchbruch geschafft. In Norwegen rückte die 18-Jährige ins Rampenlicht.

 Ehrgeizig und treffsicher: Franziska Driessen präsentiert die Medaille, die sie aus Norwegen mitgebracht hat.

Ehrgeizig und treffsicher: Franziska Driessen präsentiert die Medaille, die sie aus Norwegen mitgebracht hat.

Foto: Heinz Spütz

Die sportliche Laufbahn von Franziska Driessen hat in diesem Jahr richtig Fahrt aufgenommen. Im Januar wurde die 18-jährige Luftgewehrschützin in den Nationalkader berufen, nur einen Monat später feierte sie mit der Mannschaft der Schieß-Sport-Gemeinschaft (SSG) Kevelaer den Gewinn der Deutschen Meisterschaft. Und jetzt ist die Schülerin auch noch mit einer Bronzemedaille von der Europameisterschaft im norwegischen Hamar zurückgekehrt, die sie im Mannschaftswettbewerb an der Seite ihrer Vereinskameradin Franka Janssen und von Michelle Blos (Solingen) gewann – besser geht es kaum.

Die Erfolgsgeschichte der kleinen Franzi nahm vor rund zehn Jahren auf der Dorfwiese in Hönnepel ihren Lauf. Beim Kinderschützenfest fiel sie ihrem Nachbarn Michael Kropmann beim Umgang mit der „Waffe“ auf. Der gute Mann ist Trainer der Sportschützen St. Helena Xanten und hat ein Auge für Talente. Als Franziska auf seine Einladung hin zum ersten Mal mit dem Laser-Gewehr schoss, waren sich beide Seiten schnell einig, einen Volltreffer gelandet zu haben.

Es sollte nicht lange dauern, bis sich das Mädchen unter der Regie ihrer Trainerin Ulrike Langendonk für die ersten Kreis- und Verbandsmeisterschaften qualifizieren konnte und schließlich sogar den Sprung zu den Deutschen Meisterschaften schaffte. Bei Lehrgängen lernte sie schließlich den Kevelaerer Meistermacher Rudi Joosten kennen, der sie einlud, zu den erfolgreichen Sportschützen aus der Marienstadt zu wechseln.

„Da ging für mich ein Traum in Erfüllung. Denn Anna und Franka Janssen waren meine großen Vorbilder. Und plötzlich konnte ich mit den beiden gemeinsam trainieren. Das hohe Niveau im Training hat mich noch einmal ein gutes Stück nach vorne gebracht“, erinnert sich Franziska Driessen, die längst zu den Leistungsträgerinnen der SSG Kevelaer gehört.

„In Xanten war Franzi die Beste im Verein, da war sie nicht zu schlagen“, sagt Simon Janssen, Trainer der Kevelaerer Meistermannschaft. „Bei uns musste sie sich neu einsortieren und steht nach wie vor in harter Konkurrenz mit einer Menge anderer Schützen. Das wirkt sich positiv auf die Leistung aus.“

Trotz ihrer beeindruckenden Erfolge in den vergangenen Monaten weiß die extrem ehrgeizige Franzi Driessen ganz genau, dass sie noch viele Schritte machen muss, um das Niveau der Kevelaerer Spitzenschützen zu erreichen. „Mein mittelfristiges Ziel ist es, mich für die Teilnahme an den Weltcups zu qualifizieren und so die Welt bereisen zu dürfen. Ein Traum ist natürlich ein Start bei den Olympischen Spielen“, sagt sie.

„Franzi hat großes Potenzial“, so Simon Janssen. „Aber sie muss trotzdem noch viel lernen. So zum Beispiel, dass der Wettkampf bereits mit der Abgabe des ersten Schusses beginnt. Und nicht erst nach dem zehnten.“ Die 18-Jährige kennt ihre Schwächen ganz genau und nickt zustimmend.

Zurück zum Erfolgsjahr 2022: Erster Lehrgang mit der Nationalmannschaft, erster Flug in ihrem Leben, erster Wettkampf auf internationaler Ebene, erster Podiumsplatz. „Bei der Europameisterschaft in Norwegen hat mir Franka wahnsinnig geholfen und mir Sicherheit an der Schießlinie gegeben. Beim Team-Wettkampf um die Bronze-Medaille habe ich mich an Frankas Trefferscheibe orientiert und konnte dann so locker wie beim Training schießen“, plaudert sie aus dem internationalen Nähkästchen.

Wie es mit ihr bei der SSG Kevelaer weitergeht, steht noch nicht fest. Simon Janssen plant für die kommende Bundesliga-Saison auf jeden Fall mit ihr. „Ich lasse das auf mich zukommen. Zunächst werde ich mich intensiver mit dem Kleinkaliber-Gewehr beschäftigen und versuchen, mich für die Europameisterschaft zu qualifizieren. In der zweiten Hälfte des Jahres steht dann das Training mit dem Luftgewehr und die Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison an“, sagt die junge Sportschützin, die nach den ersten Triumphen und Medaillen so richtig auf den Geschmack gekommen ist.

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